Diese Fasnachts-Kostüme sind unbedenklich
Blackface, Indianerkostüm und Co. sorgen an der Fasnacht für viel Kritik. Experten erklären, wieso – und schlagen kreative Alternativen vor.
Das Wichtigste in Kürze
- Auch dieses Jahr gibt es eine hitzige Debatte über fragwürdige Fasnachtskostüme.
- Bei den Kostümen ist viel erlaubt, so Rassismus-Experten.
- Dennoch sollten sie nicht auf die Kosten von Minderheiten gehen.
In der Fasnachtssaison werden auch in diesem Jahr die ausgefallensten Kostüme angeboten. Darunter auch Verkleidungsstücke, mit denen man sich in einen Indianer mit Beil, Mexikaner mit Schnauz oder andere Stereotypen verwandeln kann. Und das sorgt einmal mehr für Hitzige Debatten: Wo ist die Grenze zwischen witzig und rassistisch?
Dina Wyler von der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus GRA sagt: «An Fasnacht gilt eine gewisse Narrenfreiheit. Diese darf aber nicht auf Kosten von Minderheiten gehen.»
Heisst konkret: «Wenn ein Mensch, beziehungsweise dessen Ethnie auf die Hautfarbe und stereotype Merkmale wie Kleidungsstücke, Schmuck und Haare reduziert wird. Das entspricht in keiner Weise der tatsächlichen Realität», so Giorgio Andreoli, Projektleiter von «Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus» (gggfon).
«Ethnische» Kostüme an Fasnacht oft historisch aufgeladen
Von ethnischen Gruppen inspirierte Kostüme seien oft historisch aufgeladen, so Andreoli. «Problematisch am ‹Indianerkostüm› ist, dass es indigenen Stämmen in den USA bis 1978 nicht erlaubt war, ihre Kultur auszuüben. Schon früher wurde diese aber oft als Verkleidung getragen.»
Blackfacing hingegen ist noch älter. Es hat seine Ursprünge in den sogenannten Minstrel Shows in den USA, von denen die schwarze Bevölkerung meist ausgeschlossen war. «Das Blackfacing getrennt von rassistischer Unterdrückung zu betrachten, ist daher kaum möglich», erklärt Andreoli.
Wenn jemand unbedingt mit Blackface oder im Indianerkostüm an die Fasnacht möchte, könne ihm das niemand verbieten. Wyler meint: «Es geht nicht darum, Vorschriften zu machen. Aber Selbstreflexion ist gefragt. Die Fasnacht dient als guter Anlass, sein eigenes Denken kritisch zu hinterfragen.»
Weil Rassismus im Zusammenhang mit der Fasnacht immer wieder Thema ist, biete das eine gute Gelegenheit, darüber zu reden. «Seit der globalen «Black Lives Matter»-Bewegung gab es aufgrund von Corona keine richtige Fasnacht. Es wird interessant, zu sehen, ob die anhaltende Rassismusdebatte die Menschen zusätzlich sensibilisiert hat», findet Wyler zudem.
Tiere, Kunst, Charaktere – so geht Verkleiden ohne Rassismus
Warum sich überhaupt als ethnische Gruppe verkleiden, wenn es so unendlich viele andere Optionen gibt?
«Es gibt viele andere kreative und lustige Kostümmöglichkeiten: Film-Charaktere, Tiere, Kunstwerke und sogar Gegenstände. Auch kann man gut mit (selbst-)ironische Klischees spielen, ohne eine Minderheit zu verletzen», so Giorgio Andreoli.