Dokumente gefälscht: Tausende Menschen leben illegal in der Schweiz
Regelmässig entdeckt der Schweizer Grenzschutz gefälschte Dokumente. Mit ihnen sollen unter anderem Aufenthaltsbewilligungen erschlichen werden.

Das Wichtigste in Kürze
- Zahlreiche Personen versuchen, mit gefälschten Dokumenten in die Schweiz zu reisen.
- Laut Experten sollen bis zu 10 Prozent der Aufenthaltsbewilligungen ermogelt worden sein.
- Die Angebote für Fake-IDs und -Pässe finden sich im Darknet, aber auch auf Social Media.
Die Folie ist beschädigt, der Druck wirkt seltsam – bei Grenzwächterin Jasmine Blum läuten die Alarmglocken.
Blum kontrolliert am Zoll Basel täglich zahlreiche Dokumente. Dass ihr Fälschungen in die Hand gedrückt werden, «kommt immer wieder vor».
Tatsächlich stellen Grenzwächter pro Jahr schweizweit fast 1900 gefälschte Dokumente sicher. Und das sind nur diejenigen, die in den Stichproben-Kontrollen auffliegen. Dies berichtet die SRF «Rundschau».
Die Ertappten wollen mithilfe der manipulierten oder total gefälschten Papiere oft eine Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz erwirken.
Blum sagt: «Manchmal haben sie ein gefälschtes Dokument, weil sie nicht EU-Bürger sind, mit einem EU-Dokument aber in Europa arbeiten dürfen.»
Eine von zehn Aufenthaltsbewilligungen ermogelt
Besitzt man einen gültigen EU-Pass und einen Arbeitsvertrag in der Schweiz, erfüllt man alle Anforderungen für eine Aufenthaltsbewilligung. Tausende Schweizer Aufenthaltsbewilligungen dürften daher erschlichen sein.
«Da gibt es sicher eine grosse Dunkelziffer», sagt Alexander Ott, Chef der Fremdenpolizei in Bern, gegenüber SRF.
Otts Schätzungen der unzulässigen Aufenthaltsbewilligungen lassen aufhorchen: «Wir gehen etwa von zehn Prozent aus, die erschlichen sind.»
Reichliches Angebot
Für die Behörden ist die Jagd nach Fälschungen wie die Suche nach einer Nadel in einem Heuhaufen. Denn die Fälschernetze werden immer professioneller.
Im Darknet wimmelt es nur so von Angeboten: Eine gefälschte Schweizer ID hier, gefälschte EU-Pässe dort.
Manche Angebote sind auf Englisch, manche aber auch in anderen Sprachen, wie beispielsweise Russisch, verfasst.
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Auch in den sozialen Medien werden die Angebote ordentlich angepriesen.
Die Verkäufer laden sogar Werbevideos hoch, in denen sie die Qualität der Dokumente vorführen. Von IDs über Pässe bis hin zu Aufenthaltsbewilligungen reicht die Auswahl.
Selbst von der neuen Schweizer ID gibt es bereits täuschend echt aussehende Fälschungen.