Drogendealer machen jetzt im Netz auf seriös

Alexander König
Alexander König

Bern,

Auf Instagram werden Drogen wie Cannabis beworben – Verkäufer inszenieren sich als seriös. Es bleibt illegal.

Cannabis
Mit dieser einladenden Nachricht bewerben Online-Dealer «legales» Cannabis. - Nau.ch-Leserreporter

Das Wichtigste in Kürze

  • Cannabis lässt sich auf Social Media mit nur einem Klick bestellen.
  • Der Käufer begeht unter Umständen keine Straftat.
  • Der Anbieter macht sich hingegen strafbar und schadet dem Image von SBB und Co.

Nau.ch-Leser Nick C.* scrollt auf Instagram, als ihn eine unerwartete Nachricht erreicht. Den Absender kennt er nicht.

Der Inhalt der Nachricht weckt aber seine Neugier: «Hoi! Wusstest du, dass seit über einem Jahr in der Schweiz Unternehmen auf höchstem Standard medizinisches Cannabis legal produzieren?»

Wenn er legalen Zugang zu «Premium-Qualität zu unschlagbaren Preisen» wolle, solle er nicht zögern. Die Rede ist von «höchstem Standard». «Kontaktiere uns noch heute!», heisst es, gefolgt von einem Link, der zu einem Telegram-Account führt.

Geht seine Bestellung bis 17 Uhr ein, darf er das Päckchen bereits am nächsten Morgen in seinem Briefkasten erwarten. Bezahlen könne er mit Kryptowährungen, «erhältlich am Kiosk oder am SBB-Automaten».

«Ich glaubte, ich spinne!», sagt der Berner zu Nau.ch. «Da wurden etliche Cannabis-Sorten angeboten, das sah wirklich professionell aus!»

Die Frage, die ihn beschäftigt: Ist dieses Angebot wirklich legal?

Heroin, Kokain und Crystal Meth mit nur einem Klick

Die Interessensgemeinschaft Hanf gibt auf Anfrage von Nau.ch eine eindeutige Antwort: «Die Bewerbung als legales Cannabis ohne Angaben zum Wirkstoffgehalt und Kryptowährungen als Zahlungsmittel deuten auf ein unseriöses Angebot hin.» Auch die Preise entsprechen dem Schwarzmarkt.

Rauchst du Cannabis?

Laut Lukas Good, Rechtsanwalt und Studienleiter Pilotversuche Cannabis, nutzen Kriminelle zunehmend Online-Plattformen wie Telegram.

Nicht nur um Cannabis, sondern auch härtere Drogen zu verkaufen: Kokain, Heroin und Crystal Meth: «Satte 20 Prozent des Schwarzmarkts läuft heute über den Online-Handel ab», so Good.

Also ganz klar illegal: Selbst wenn Verkäufer über eine Bewilligung für medizinisches Cannabis verfügen, machen sie sich strafbar.

Lukas Good im Anzug
Lukas Good ist Studienleiter Pilotversuche Cannabis. - good-zuerich.ch

Den Kantonspolizeien Zürich und Bern ist diese Verkaufsstrategie bekannt. «Wir führen hier aber keine spezifische Statistik», heisst es auf Anfrage von Nau.ch.

Käufer drohen bei kleinen Mengen keine Konsequenzen

Doch wie steht es um die rechtliche Lage des Konsumenten? Eine überraschende Antwort liefert der auf Cannabis-Fragen spezialisierte Anwalt: «Für Konsumenten, die bis zu zehn Gramm Cannabis zum Eigenkonsum kaufen, gibt es laut Bundesgericht keine strafrechtlichen Konsequenzen.»

Selbst die Polizei dürfe das Cannabis nicht beschlagnahmen, wenn es für den Eigenkonsum bestimmt ist, ergänzt die Interessensgemeinschaft Hanf.

Handelt es sich um mehr als zehn Gramm, könne der Erwerb solcher Produkte als Verstoss gegen das Betäubungsmittel geahndet werden. Vorbereitungshandlungen für den eigenen Konsum würden mit Bussen bestraft.

Dealer wollen mit «Hoi» Vertrauen schaffen

Besonders alarmierend sei laut der Interessensgemeinschaft Hanf, dass Kriminelle zunehmend professionell vorgehen.

Begrüssungen wie «Hoi», Anweisungen zu Zahlungsmethoden, die an SBB-Automaten oder Kiosken erhältlich sind: Das solle Vertrauen bei den potenziellen Käufern schaffen.

Mensch dreht sich Joint
Kiffen ist heute keine Straftat mehr – solange nicht mehr als 10 Gramm Cannabis mitgeführt werden. - keystone

Die Interessensgemeinschaft erklärt weiter: «Die Organisationen hinter solchen Modellen versuchen gezielt, Vertrauen zu schaffen.» Lokale Marken-Namen in die Kommunikation einbeziehen, sei hier typisch.

*Name geändert

Kommentare

User #2160 (nicht angemeldet)

Das Drogendealer laufen weiter herum und nie gelöscht und weiter Jahre durch.

User #6443 (nicht angemeldet)

Ist legales CBD-Cannabis jetzt plötzlich illegal geworden? In jedem Artikel zu diesem Thema wird von "legalem" Cannabis geschrieben. Was soll mit diesen Zeichen (") suggeriert werden? Gibt es Beweise dafür, dass die Anbieter in Wahrheit illegale THC-Hanfprodukte verkaufen? Das wäre doch ein Thema für echten, investigativen Journalismus. Ich glaube, wir Leser werden hier es bitzeli verarscht und für dumm verkauft.

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