Dry January Plus: Darum verzichte ich drei Monate lang auf Alkohol
Alkohol ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Gerade deshalb lege ich seit Jahren bewusste Pausen ein – so wie jetzt gerade.
Das Wichtigste in Kürze
- Lange Zeit gehörte für mich Alkohol in vielen Situationen einfach dazu.
- Seit Jahren lege ich Verzichtsmonate ein – so wie gerade eben bis April.
- Eine Pause wie etwa der «Dry January» birgt nur Vorteile, wie auch ein Experte bestätigt.
Nach dem Fussballtraining, im Stadion, am Firmen-Apéro oder beim Weihnachtsessen: Seit Jahren gehört für mich zu solchen Anlässen Alkohol dazu. Bis vor rund fünf Jahren habe ich jeweils zum Bier gegriffen, ohne gross darüber nachzudenken.
Warum sollte ich auch? Seit meiner Kindheit habe ich ja gelernt, dass es völlig normal und akzeptiert ist, Drogen zu konsumieren – solange diese legal sind. Auch Vorbilder wie Eltern, Lehrer und Vorgesetzte lebten mir das vor.
Doch damit ist jetzt Schluss: Ich verzichte drei Monate auf Alkohol. Seit Ende Dezember bis April. Freiwillig.
Alkoholverzicht muss gerechtfertigt werden
Dass unsere Gesellschaft ein ungesundes Verhältnis zum Alkohol hat, merkte ich erst während der Schwangerschaft meiner Frau. Plötzlich trank sie keinen Alkohol mehr, und die Reaktionen darauf haben mir die Augen geöffnet.
Der gesellschaftliche Druck zum Alkoholkonsum erscheint mir plötzlich immens.
Es ist immer das gleiche Verhalten, wenn jemand keinen Alkohol trinkt: Ungläubigkeit (Was, du bestellst Eistee?), Druck (Komm schon, ein Glas Wein hat noch niemandem geschadet) und die immer gleichen Fragen: Bist du krank – oder schwanger?
«Dry January» hat nur Vorteile
Bereits vergangenes Jahr wollte ich herausfinden, ob ich ohne Alkohol leben kann. Indem ich einen Monat – vom «Dry January» hatte ich noch nie gehört – komplett darauf verzichtete, wollte ich mir selbst beweisen, dass ich meinen Konsum im Griff habe. Ganz nach dem Motto: «Ich trinke, weil ich will. Nicht, weil es von mir erwartet wird.»
Die Auswirkungen übertrafen meine Erwartungen: Das Aufstehen am Morgen fiel mir bereits nach einer Woche leichter. Tagsüber hatte ich mehr Energie. Ausserdem konnte ich den Tag nach einer Party komplett verplanen, da ich keine Angst vor einem Kater haben musste. Und schliesslich freute sich auch mein Portemonnaie über die zusätzlichen rund 300 Franken Ende Monat.
Trotz der positiven Konsequenzen des Verzichts trinke ich normalerweise Alkohol. Doch seither habe ich mir öfters eine Auszeit von mehreren Wochen bis Monaten gegönnt. Auch jetzt wieder.
Alkohol verursacht 1500 Todesfälle im Jahr
Und jedes Mal werde ich bei jedem Apéro und jedem Barbesuch nach den Gründen gefragt, wieso ich denn kein Bier trinke. An Silvester etwa machten sich meine Freunde Sorgen ob meiner Gesundheit. Ironischerweise war das noch nie der Fall, wenn ich literweise Bier in mich hineinschütte.
Jedes Jahr sterben rund 1500 Menschen in der Schweiz aufgrund des Alkohols, wie Markus Meury von Sucht Schweiz erklärt. «Dieses Risiko kann durch den Minderkonsum gesenkt werden. Und da Alkohol eine toxische Substanz ist, bringt jeder Verzicht-Tag dem Körper jeden Tag einen Vorteil.»
Auch Alkoholforscher Gerhard Gmel bestätigt die positiven Effekte eines Verzichtmonats wie dem «Dry January». Dies habe Auswirkungen auf Schlafqualität, Blutdruck, Übergewicht, Energie und Konzentration. Auch eine Fettleber könne sich nach vier bis sechs Wochen erholen.
Ich bin kein Fan von Social Media. Der Trend, den «Dry January» dort festzuhalten, wie es viele andere tun, ist nichts für mich. Allerdings macht er mir Hoffnung, dass es bald normal sein wird, keinen Alkohol zu trinken.