Einwohner von Brienz GR sollen Dorf kurz besuchen können
Evakuierte Brienzer könnten bald für einige Stunden ins abgesperrte Dorf zurückkehren, das seit November 2024 wegen einer rutschenden Schutthalde gefährdet ist.
Die evakuierten Einwohnerinnen und Einwohner von Brienz GR können möglicherweise bald für einige Stunden in das abgesperrte Dorf zurückkehren. Wie die Gemeinde Albula am Freitag mitteilte, plant der Gemeindeführungsstab einen Besuchstag.
Das Dorf Brienz ist im November 2024 zum zweiten Mal evakuiert worden, weil es von einer rutschenden Schutthalde bedroht wird. Einwohnerinnen und Einwohner haben nach Angaben der Gemeinde verschiedentlich den Wunsch geäussert, ihre Häuser und das Dorf besuchen zu wollen, teilte die Gemeinde in einem Bulletin mit.
Die aktuelle Wetterlage lasse einen Besuch des Dorfes zwar nicht zu, hiess es in dem Bulletin. Nach einer Wetterbesserung wäre ein stundenweiser Aufenthalt im Dorf aber möglich.
Für einen Kurzbesuch braucht es gemäss der Gemeinde Albula indes mehrere Voraussetzungen. Das Wetter muss trocken sein, so dass sich in der rutschenden Masse nur noch wenig Wasser befindet, es darf keine Anzeichen für Felsstürze geben, und die Rutschgeschwindigkeit der gefährlichen Schutthalde darf über mehrere Tage nicht zunehmen.
Gemeinde kündigt weitere Informationen an
Unter diesen Bedingungen wäre nach Ansicht von Fachleuten ein «stundenweiser Aufenthalt im Dorf» möglich, teilte die Gemeinde mit. Nach einer Wetterbesserung, den nötigen Abklärungen und der Vorbereitung von Sicherheitsmassnahmen werde der Gemeindeführungsstab umgehend informieren.
Einen allfälligen Besuchstag will die Gemeinde Albula auch dazu nutzen, die wegen eines Rohrbruchs unterbrochene Wasserversorgung nach Brienz zu reparieren. Zudem will die Feuerwehr eine Schlauchleitung legen für den Falle eines Brandes im Dorf.
Zur aktuellen Gefahr schreibt die Gemeinde Albula, dass ein spontanes Abbrechen der das Dorf bedrohenden und 1,2 Millionen Kubikmeter grossen Schutthalde «immer weniger wahrscheinlich» werde. Es sei aber nach wie vor möglich, dass sie nach grossen Niederschlägen oder einem Felssturz abgehe und Brienz erreiche.
In den rund elf Wochen seit der Evakuierung hat sich die Schuttmasse zehn bis 15 Meter Richtung Tal bewegt. Nach Niederschlägen oder Felsstürzen nehme die Geschwindigkeit jeweils rasch zu, doch danach beruhige sich die Situation rasch wieder, hiess es im Bulletin.
Gefahr bleibt trotz verringerter Schutthalde-Risiken
Auch wenn die Gefahr eines spontanen Abgangs der Schutthalde «merklich kleiner» geworden sei, könne Brienz nach wie vor nicht bewohnt werden, hiess es in der Mitteilung. Niederschläge, Schneeschmelze oder Felsstürze könnten den Schuttstrom so stark beschleunigen, dass er sich mit Geschwindigkeiten von bis zu 200 Kilometern pro Stunde Richtung Dorf bewege und dieses stark beschädige.
Für Brienz gilt weiterhin die Gefahrenstufe Phase Rot. Gleichzeitig plant der Gemeindeführungsstab «vorbeugend» die Ausrufung der höchsten Gefahrenstufe, der Phase Blau, wie es im Bulletin hiess. In der Phase Blau würde die Landwasserstrasse und die Albula-Bahnlinie zwischen Tiefencastel und Surava aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Grund dafür sei die Schneedecke in dem Gebiet, erklärte die Gemeinde. Auf dieser könnte ein Schuttstrom weiter vordringen als bei trockenen Bedingungen und die Verkehrswege gefährden. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses sei aber gering.