Eishockey-WM: Männer loben Nati-Stars für ihre Gefühle
Die Nati war an der Eishockey-WM so nah dran am grossen Sieg – aber ganz geklappt hat es nicht. Männer loben die Spieler für ihren Umgang mit den Emotionen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer Eishockey-Nati hat am Wochenende im WM-Finale gegen Tschechien verloren.
- Gleich mehreren Spielern kommen nach der Enttäuschung die Tränen.
- Männer-Experten loben sie für ihren Umgang mit den Gefühlen als gute Vorbilder.
Die Enttäuschung bei der Nati ist gross: Kurz vor dem Sieg an der Eishockey-WM macht Gastgeber Tschechien den Schweizern einen Strich durch die Rechnung. Im Finale verlieren sie mit 2:0 und gehen mit der Silbermedaille nach Hause.
Für die Spieler sichtlich emotionale Tage. Nati-Captain und NHL-Superstar Roman Josi (33) zum Beispiel weint nach dem Finalspiel im Interview. Auch Nico Hischier (25) scheint beim Fan-Empfang in der Schweiz feuchte Augen zu haben, Trainer Patrick Fischer weint ebenfalls.
Besonders nahe gehen die Momente aber offensichtlich Kevin Fiala (27): Er bricht während der Medaillenfeier in Tränen aus, muss gar ein Interview abbrechen.
«Schwierig, mit diesen Emotionen umzugehen»
Der Stürmer der Los Angeles Kings durchlebt ohnehin eine emotionale Zeit. An der WM war er nur dabei, weil sein Töchterchen früher als geplant zur Welt kam. Kurz darauf rief er Coach Patrick Fischer an und meinte, er wolle nach Prag fliegen.
«Wir schüttelten vor Überraschung nur die Köpfe und sagten: ‹Was für ein Typ›», erzählte Swiss-Ice-Hockey-Chef Lars Weibel.
Doch damit nicht genug: Fiala wurde auch noch zum «wertvollsten Spieler» gekürt. Trotzdem zeigte er sich nach dem Spiel bedrückt. «Schade, wirklich schade, wir wollten Gold. Es ist gerade schwierig, mit diesen Emotionen umzugehen.»
«Toll, wie unverkrampft die Nati-Stars ihre Enttäuschung zeigen»
Zurück zur Medaillenfeier in der Schweiz. Die Fans vor Ort zeigen sich gerührt: Als sich Kevin Fiala die Tränen abwischt und sich von der Interviewerin abwendet, jubeln sie ihm unterstützend zu.
Männer, die öffentlich weinen – das ist nach wie vor ein seltenes Bild. Und das auch noch in einer so traditionell männlichen Sportart, wo Zähne ausgeschlagen und Konflikte mit den Fäusten gelöst werden.
Umso mehr freuen Männlichkeits-Experten diese Emotionen. Für Männer-Aktivist Markus Theunert sind die weinenden Nati-Stars Ausdruck davon, dass Männer ihre Gefühle besser zeigen können. «Ich persönlich finde es toll, wie unverkrampft die Nati-Stars ihre Enttäuschung zeigen», sagt er zu Nau.ch.
«Lange waren Wut und Stolz die einzigen Gefühle, die Männer risikolos ausdrücken konnten. Trauer – wenn es einen allgemein akzeptierten Grund dafür gibt – scheint immer weniger am Image zu kratzen.»
«Absolutes Vorbild»
Auch Männlichkeits-Coach Mario Meier lobt: «Insbesondere bei Aushängeschildern im Eishockey ist die Bedeutung nochmals anders. Denn in der Sportwelt gelten Eishockeyspieler als sehr taff.»
Ihn berühre es, so starke Männer emotional zu sehen. «Ich finde es grossartige Vorbilder! Gerade Josi verkörpert für mich die männliche Kraft und das Zulassen seiner Feinheit. Das macht ihn sehr nahbar und für mich zum absoluten Vorbild.»
Dem stimmt Theunert zu. «Solche Rollenmodelle machen einen Unterschied. Es ist enorm wichtig, dass Buben lernen: Ein Mann ist auch dann ‹männlich›, wenn er gefühlvoll ist.»
Trotzdem gebe es noch Luft nach oben, findet er. Obwohl Männer offener mit Trauer umgehen – «Hilflosigkeit, Verzweiflung, Angst oder Scham bleiben für Männer schwierig zu zeigen.» Es wäre wichtig, dass die Gesellschaft weiter dazulerne und alle männlichen Gefühle akzeptiere.
«Schliesslich zeigt die Forschung, wie wichtig es für die psychische Gesundheit ist, sich emotional ausdrücken zu können.»