Eltern lassen ihre Kinder seit Corona-Pandemie seltener impfen
Die Corona-Pandemie hat in der Schweiz offenbar zu einem Anstieg bei den Impfskeptikern geführt. Eltern lassen ihre Neugeborenen seltener impfen.
Das Wichtigste in Kürze
- Impfungen gegen Masern und Co. sind in den letzten Jahren um 26 Prozent zurückgegangen.
- Die Immunität sinkt entsprechend.
- Experten sehen die Corona-Pandemie als Hauptauslöser dafür.
Masern, Mumps und Röteln waren früher weitverbreitete Infektionskrankheiten. In der Schweiz kommen die Krankheiten aber mittlerweile kaum mehr vor. Laut BAG gibt es jährlich nur wenige Masern- und Röteln-Fälle. Und während früher fast alle Kinder einmal an Mumps erkrankten, sind es mittlerweile weniger als 1000 Fälle pro Jahr.
Dies liegt an der MMR-Impfung (Mumps, Masern, Röteln), die seit 1976 für alle Kinder in der Schweiz empfohlen wird. Im Alter von neun Monaten wird eine erste Dosis, mit zwölf Monaten eine zweite Dosis verabreicht. Doch mit dem Coronavirus und der damit verbundenen Impfung stieg die Impfskepsis unter den Eltern.
Einbruch um ein Viertel
Wie die «NZZ» berichtet, ist die Zahl der verabreichten MMR-Impfungen zwischen 2019 und 2022 um 26 Prozent eingebrochen. «Das ist eine beunruhigende Entwicklung», sagt Philip Tarr, Leiter des Nationalen Forschungsprogramms NFP74, das die Motive von impfskeptischen Eltern und Ärzten untersucht.
Während der Corona-Pandemie sei die Skepsis gegenüber der Routine-Kinderimpfung gestiegen, so Tarr gegenüber der Zeitung. Er vermute, dass das Pochen des Bundesrats darauf, dass die Corona-Impfung sicher sei, bei manchen zur gegenteiligen Reaktion geführt habe.
Auch in den USA änderte sich während der Pandemie die Einstellung der Eltern gegenüber Impfungen. Die Studie aus den USA stellte fest, dass Aussagen wie «Kinderimpfungen können zu Krankheit oder Tod führen» auf mehr Zustimmung stossen, als vor der Pandemie.
Bei den Impfungen gegen Tetanus, Diphterie, Keuchhusten und Kinderlähmung hingegen ist kein drastischer Rückgang zu verzeichnen. Zwar gibt es hier ebenfalls einen Rückgang beim Verkauf der Dosen zu beobachten. Doch dieser liegt vor allem am veränderten Impfschema, das statt vier nur noch drei Impfdosen pro Kind vorsieht.