Entsetzen und Frust am Neuenburgersee nach Giftalgen-Alarm
Am Neuenburgersee sind sechs Hunde wegen einer Vergiftung im Wasser gestorben. Vor Ort herrscht Entsetzen und Frust.
Das Wichtigste in Kürze
- Sechs Hunde starben qualvoll wegen Blaualgen im Neuenburgersee.
- Einzelne Strandabschnitte sind jetzt gesperrt.
- Hundebesitzer und Neuenburger sind verunsichert.
Am Mittwoch starben zwischen Colombier NE und der Mündung der Areuse sechs Hunde. Der Grund: Die Tiere wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit durch ein Bakterium im Wasser vergiftet.
Normalerweise herrscht hier im Sommer Hochbetrieb. Doch heute plantschen keine Kinder im See. Ein Mann, der im Wasser schwimmt, wird von Passanten rausgewunken.
Der Grund: Die Behörden im Kanton Neuenburg haben ein Badeverbot für den Strandabschnitt zwischen der Areuse-Mündung und Colombier verhängt. Es wird sogar abgeraten, zurzeit im ganzen Neuenburgersee zu baden.
Sechs Hunde starben am Mittwoch qualvoll, nachdem sie sich im See abgekühlt hatten. Sie wurden wahrscheinlich von Blaualgen vergiftet.
Cyanobakterien vor allem für Tiere tödlich
Die Cyanobakterien produzieren giftige Stoffe, die besonders für Tiere tödlich sein können. Auch beim Menschen können die Stoffe zu Hautirritationen, Erbrechen oder Durchfall führen.
«Es ist traurig. Schauen Sie, der Strand ist ausgestorben», sagt Margie Mounier, die mit ihrem Hund Pongo (11) in einem Restaurant einen Kaffee trinkt. «Mein Hund geht zum Glück nicht gern ins Wasser, sonst wäre er jetzt vielleicht auch tot.»
Ihre Freundin Gisèle Richard hält ihren Hund Kaly (2) fest in den Armen. «Mein Hund liebt das Wasser. Wir kommen immer hier hin für einen Spaziergang und ein Bad», sagt sie. «Kaly war am Mittwoch auch im See. Es ist ein Wunder, dass sie noch lebt.»
Die sechs Hunde starben qualvoll. Ab den ersten Vergiftungssymptomen dauert es nur rund 20 Minuten, bis der Tod eintritt. Die Tiere verenden unter Zuckungen und Krämpfen, die dann zu einer Atemlähmung führen. Die Giftstoffe in den Blaualgen geraten beim Trinken des Wassers in den Körper.
Keine Hinweisplakate wegen Badeverbot
Die Polizei hat einzelne Strandabschnitte abgesperrt. Hinweis-Plakate gibt es aber keine. Die Einheimischen haben aus den Medien vom Grund erfahren.
Die ausländischen Touristen, die ankommen, sind ahnungslos. «Wir wussten von nichts. Wir wollten hier baden», sagt ein Vater aus Portugal. «Nun müssen wir einen anderen See suchen.»
Die Boots- und Paddelbetriebe am See sind geschlossen. Eine Gruppe junger Leute fährt mit einem Boot Richtung Seemitte ab. «Wir denken, dass es dort sicher ist. Wir passen aber beim Baden auf, kein Wasser zu schlucken.»
Direkt am Strand hat es viele Ferienhäuschen. «Wir reisen zum Glück heute ab», sagt ein Vater. «Sonst wäre das schon sehr frustrierend, wenn wir nicht im See direkt vor unserer Terrasse baden könnten.»
Die drei Kinder von Nachbarn werfen Kieselsteine in den See. «Wir gehen heute in den Wald», sagt ihre Mutter. «So haben wir uns unsere Ferien nicht vorgestellt.»
Helga Parel ist mit ihrem Hund Momo (9) zum Mittagessen ins Restaurant «Robinson» direkt am Strand in Colombier gekommen. «Es ist schrecklich. Ich habe in all den Jahren, in denen ich hier wohne, noch nie so etwas erlebt. Ich gehe nachher mit meinem Hund zum Fluss Areuse, ich denke, der ist sicher.»
Zwei Experten des Kantonalen Umwelt-Amtes fischen Proben des Cyanobakteriums aus dem See.
Bakterium wegen Hitze an Wasseroberfläche getreten
«Weil es seit ein paar Tagen sehr heiss ist und kein Wind weht, ist das Bakterium an die Wasseroberfläche getrieben worden», erklärt einer der Experten. «Sobald die Hitze etwas nachlässt und ein bisschen Wind aufkommt, tauchen die Blaualgen wieder ab.»