Erhöhung Mindest-Franchise: Krankenkassen sehen mehr Sparpotential
Das Wichtigste in Kürze
- Der Nationalrat will die Mindest-Franchise bei Krankenkassen um 50 Franken erhöhen.
- Damit werde nicht gespart, sondern nur die Teuerung ausgeglichen, erklärt Santésuisse.
- Der Krankenkassen-Verband sieht noch viel mehr Sparpotential. Zum Beispiel bei der Pharma.
Heute hat der Nationalrat beschlossen, die Mindestfranchise bei den Krankenkassen um 50 Franken zu erhöhen. Damit unterbietet das Parlament den Vorschlag seiner Gesundheitskommission. Diese hatte eine Erhörung der Mindestfranchise von heute 300 auf künftig 500 Franken empfohlen.
Trotz Entscheid des Nationalrats bleibt die Tatsache: Die Prämien steigen Jahr um Jahr. Die Krankenkasse gehört mitunter zu Herr und Frau Schweizers grösstem Bauchweh-Verursacher. Nun wird auch noch der Anteil an den Arztkosten, die man selber berappen muss, grösser.
Eine höhere Franchise führe erwiesenermassen zu kostenbewusstem Verhalten und senke die Prämienbelastung aller Versicherten. So argumentierte Kommissionssprecher Bruno Pezzatti (FDP/ZG) im Nationalrat. Es sei nicht das erste Mal, dass die Mindestfranchise an die Teuerung angepasst werde.
Krankenkassen sparen dank Nationalrat 100 Millionen
Die Kosten steigen nur für jene, die bereits die höchste Prämie bezahlen – und damit die tiefste Franchise haben. Das waren 2017 laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) rund drei Millionen Versicherte.
«Allerdings sparen alle anderen – und sie sind die Mehrheit», erklärt Matthias Müller, Sprecher des Krankenkassen-Verbandes Santésuisse. Klingt gut? Reicht nicht.
«Das Prinzip der Solidarität in der Krankenversicherung gilt es zu bewahren. In den letzten Jahren sind die Kosten leider stark gestiegen. Es gilt, die Mindestfranchise moderat anzupassen, um das Solidaritätsprinzip in der Balance zu halten», sagt Müller.
Was mit der Erhöhung der Franchise passiere, sei darum keine Sparmassnahme. «Vielmehr ist es eine Anpassung an die Teuerung», fährt Müller fort.
Zu viele Spitäler und Hausärzte
Die höheren Kosten würden von drei Faktoren verursacht. «Einerseits wird in der Medizin immer mehr möglich.»
Andererseits werde die Bevölkerung älter. «Dadurch gibt es mehr Bezüger. Zudem gibt es 20 Prozent unnötige Leistungen», zitiert Müller den Bundesrat.
Dieser schätzt das Überangebot auf rund 20 Prozent. «Wir brauchen in der Schweiz erstens nicht so viele Spitäler, wie wir sie jetzt haben. Und auch nicht so viele Spezialisten», so Müller.
Symptome bekämpfen
Auch die Pharma erhebe noch immer zu hohe Preise. «Generika kosten in der Schweiz noch immer doppelt so viel wie im benachbarten Ausland», so Müller.
Mit der Franchisenerhöhung würden unnötige Leistungen eingespart, hoffen die Krankenversicherer. «Für die Prämienzahler wäre wichtig, dass man zudem die Ursachen des Kostenwachstums bekämpft. Es braucht viele kleine, sinnvolle Massnahmen wie diese – auch wenn es dann gerne heisst, dass das Pflästerlipolitik sei.»