ETH Zürich und Empa geraten wegen Mobbing in die Schlagzeilen
Vorwürfe gegen eine Institution des ETH-Bereichs: Ein Professorenpaar soll an der Empa über Jahre Mitarbeiter schikaniert haben – und alle wussten Bescheid.
Das Wichtigste in Kürze
- Die ETH Zürich steht erneut in der Kritik wegen eines Mobbing-Falles.
- Ein Professorenpaar an der Empa soll jahrelang Kollegen schikaniert haben.
- Den Lebenspartner wird zudem «Fehlverhalten in der Forschung» vorgeworfen.
Die ETH Zürich gehört zu den besten Universitären der Welt. In den letzten Monaten haben mehrere Vorfälle aber gezeigt, dass die guten Resultate in teilweise miserablen Arbeitsklima entstehen. Gleich mehrere Professorinnen und Professoren wurde missbräuchliches Fehlverhalten gegenüber ihren Angestellten vorgeworfen. Die Folgen: Ein Institut musste geschlossen werden, es kam zu Verfahren wegen Mobbings und sexueller Belästigung.
Wie der «Tages-Anzeiger» nun berichtet, erweitert sich der Kreis der Anschuldigungen – und zwar auf die Empa in Dübendorf. An der zweitgrössten Forschungsanstalt im ETH-Bereich, soll ein Professorenpaar jahrelang Mitarbeiter schikaniert und wissenschaftliche Fehlleistungen produziert haben.
Auf Anfrage der Zeitung bestätigen die ETH und die Empa eine entsprechende Untersuchung wegen Fehlverhaltens in der Forschung. Er darf seine Professur an der ETH vorläufig behalten. Sie ist zurzeit krankgeschrieben und soll im März wieder an die Empa zurückkehren.
Plagiatsvorwürfe gegen das Professorenpaar
Der schwerste Vorwurf gegen das Paar lautet auf Plagiat. Für eine Publikation der Lebenspartner könnten die interessantesten Grafiken einer Doktorarbeit praktisch «eins zu eins» entnommen worden sein. Lediglich die Farben wurden etwas abgeändert, so der «Tages-Anzeiger» weiter. Die Doktorandin erscheint dabei nicht als Urheberin der Grafiken, am Ende des Papers wird ihr bloss gedankt.
In einer weiteren Publikation wird ein ganzes Kapitel einer Doktorarbeit erneut publiziert, dabei wird der Doktorand nicht einmal erwähnt. Ein unabhängiger Wissenschaftler an einer Schweizer Hochschule hat die Arbeiten studiert. Er äussert Zweifel an der wissenschaftlichen Integrität des Vorgehens.
Gemobbte Forscher informierten alle Stellen
Die Plagiats-Vorwürfe sind das eine, die Mobbing-Vorwürfe das andere. Ein ehemaliger Doktorand des Professors erzählt dem «Tages-Anzeiger» von regelmässigen nicht nachvollziehbaren Kündigungen, Redeverboten und wahnwitzigem Resultate-Druck. «Meine Forschungsarbeit ist am Ende, meine Motivation ebenfalls.»
Ehemalige Kollegen der Lebenspartner beschreiben ein über Jahre hinweg systematisches Fehlverhalten – gestützt durch ein Empa-Direktionsmitglied. Die betroffenen Forscher prangerten dieses mutmassliche Fehlverhalten dabei von Beginn weg an. Alle Stellen, ob Empa-Direktion, Personalabteilung oder die ETH Zürich Ombudsstelle seien informiert gewesen. Teilweise stiessen die Forscher auf Verständnis, doch stets hätten sie zur Antwort erhalten, dass nichts getan werden könne. Das Professorenpaar waltete ungehindert weiter.
Professorenpaar wollte keine Stellung beziehen
Ein ehemaliger ETH Zürich Senior Scientist der entsprechenden Empa-Abteilung äussert deshalb besonders harsche Vorwürfe an die Direktion. «Sie hatte das Vorgehen des Paars nicht nur gebilligt, sondern aktiv gefördert».
Sowohl das Professorenpaar wie auch das Empa-Direktionsmitglied wollten gegenüber dem «Tages-Anzeiger» zu den Vorwürfen nicht persönlich Stellung beziehen.