Experte fordert: Firmen sollen Lohn vor Bewerbungsgespräch nennen

Janis Meier
Janis Meier

Bern,

Die Gewerkschaft Unia fordert mehr Lohn-Transparenz. Doch sie selbst verzichtet teils auf Offenheit – das kritisiert ein Experte.

Unia
Der Lohn sollte schon im Job-Inserat stehen, findet ein Experte – und kritisiert die Unia, weil sie es nicht so handhabt. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Als Gewerkschaft fordert die Unia transparente Lohnsysteme.
  • Doch selbst verzichtet sie bei Stellenausschreibungen auf die Angabe der Lohnbandbreite.
  • HR-Experte Jörg Buckmann findet, der Lohn sollte schon im Job-Inserat stehen.

Lohn-Transparenz ist derzeit ein grosses Thema – darüber zu sprechen, wie viel man verdient, ist kein Tabu mehr. Ein Anliegen, für das sich die Gewerkschaft Unia seit Jahren starkmacht.

Konkret fordert sie transparente Lohnsysteme in Unternehmen – diese sollten heutzutage eine Selbstverständlichkeit sein, betont Sprecher Hans Hartmann gegenüber Nau.ch.

Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass die Organisation selbst teilweise auf Offenheit verzichtet: In ihren Stellenausschreibungen sucht man vergeblich nach einer Lohnangabe – und das sorgt jetzt für Kritik.

Experte findet Verzicht auf Lohnangabe im Inserat der Unia «peinlich»

«Ich finde das peinlich, nett ausgedrückt», rügt Jörg Buckmann, HR-Experte aus Ennetbaden AG, bei Nau.ch. Die Unia zeige gerne mit dem Finger auf andere – ohne das, was sie fordert, auch selbst vorzuleben.

Buckmann hebt hervor, wie wichtig diese Angabe eigentlich wäre: «Das sagt dem Lohn-Poker an Bewerbungsgesprächen den Kampf an.»

Der Experte weiter: Es sei ein legitimes Bedürfnis, wissen zu wollen, wie viel man bei einer Stelle verdienen könnte. Im besten Fall sollte dies bereits bei der Stellenausschreibung klar werden. «Dort sollten Unternehmen kommunizieren, wie hoch die Lohnbandbreite ist», sagt er.

Finden Sie, der Lohn sollte schon im Job-Inserat stehen?

Die Unia bestätigt, dass man bei Stellenausschreibungen auf die Kommunikation der Gehälter verzichte. Sie begründet das damit, dass «individuelle – aber objektive – Kriterien» bei der Entlöhnung berücksichtigt würden. Deswegen ergebe sich ein unterschiedlicher Anfangslohn, so Hartmann.

Er betont aber: «Die Unia hat ein transparentes Lohnsystem. Es wird im Rahmen des Bewerbungsverfahen offengelegt und ist von allen Mitarbeitenden jederzeit überprüfbar.»

Die Einstufung in den Anfangslohn und die spätere Lohnentwicklung erfolge nach objektiv nachvollziehbaren Kriterien. «‹Verhandlungsspielraum› gibt es bei uns nicht, schon gar kein ‹Lohn-Poker›», sagt Hartmann. Das sei eine Unterstellung.

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Kommentare

User #5338 (nicht angemeldet)

Das wäre dann Kapitalismus. Find ich gut. Weg mit der Qualität, hin zur Quantität.

User #6541 (nicht angemeldet)

Als ich in Deutschland war (wegen der Liebe), habe ich mich in eine Firma beworben. Wir waren 10 Kandidaten. Sie haben uns in ein Sitzungszimmer geschickt, Zettel und Kugelschreiber gegeben und gesagt: "Schreibt eure Lohnvorstellung auf dem Zettel. Danach können Sie gehen. Danke und einen schönen Tag noch."

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