So viel verdienen Schweizer Köche, Ärztinnen und Co.

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Bern,

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, wie viel Lohn der Nachbar oder das Gegenüber im Zug hat? Ein Tiktok-Account liefert Antworten.

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Auf Tiktok werden die Lohnauszüge verschiedener Berufe gezeigt – zum Beispiel wie hier einer Oberärztin. - Tiktok / @ufw_schweiz

Das Wichtigste in Kürze

  • Auf Tiktok teilen viele Schweizer anonym ihre Lohnabrechnungen.
  • Darunter: Lehrpersonen, eine Oberärztin, ein Pöstler, ein Küchenchef und ein Gipser.
  • Die Videos gehen viral – einige wurden über 1,2 Millionen Mal geklickt.

Der Lohn war lange ein Tabu-Thema – doch heute spricht man offener darüber. Unter anderem dank Social Media: Dort teilen viele Nutzer, welcher Batzen bei ihnen Ende Monat aufs Konto kommt.

Kürzlich zum Beispiel ein Assistenzarzt der Solothurner Spitäler. Er verrät: «Als Assistenzarzt in der Medizin verdient man hier 7000 Franken im Monat bei einer 50-Stunden-Woche.»

Doch der junge Mann ist nicht der einzige, der seinen Lohn auf Tiktok ausplaudert. Inzwischen gibt es einen Account, der nur Videos von Lohnabrechnungen postet – um Transparenz zu schaffen, wie er schreibt.

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So viel verdient man als Assistenzarzt bei den Solothurner Spitäler. - TikTok / @solothurnerspitaeler

Darunter: Abrechnungen aus den Schulen, Spitälern, vom Bau, aus Küchen, Büros und dem Detailhandel – praktisch alles ist dabei. Die Videos werden teilweise über 1,2 Millionen Mal geklickt.

Aldi-Filialleiter verdient mehr als Lehrer

Ein 25-jähriger Primarlehrer aus dem Kanton Zürich verdient demnach beispielsweise netto 6360 Franken im Monat. Eine 40-jährige Lehrerin aus Bern erhält 7900 Franken.

Mehr als der junge Lehrer verdient ein 29-jähriger Aldi-Filialleiter: Sein Zapfen beträgt laut der Tiktok-Lohnabrechnung 6980 Franken. In den Kommentaren zeigt man sich darüber wenig beeindruckt: Ein Nutzer schreibt, er kenne einen Lidl-Filialleiter, der fast 10'000 Stutz verdiene.

Wie viel verdienen Sie netto?

Vergleichsweise gut verdient man – wie erwartet – auf dem Bau. Ein Bauleiter aus dem Kanton Zürich verdient 7080 Franken. Ein ebenfalls 30-jähriger Aargauer Gipser erhält 7220 Franken im Monat, ein Bündner Montageleiter (auch 30) sogar 8400.

Oberärztin hat 10'220 Franken Lohn

Weniger gut verdient man bei der Post – zumindest als Briefträger. Ein 36-jähriger Pöstler mit 20 Jahren Erfahrung verdient netto 5240 Franken. Weitere Löhne: Eine Chauffeurin (25) aus Zürich verdient 5340 Franken und ein Zürcher Hauswart (23) 5750 Franken. Ein 20-jähriger Polymechaniker hat im Kanton Thurgau einen Lohn von 3940 Franken.

Laut den Kommentatoren «krass wenig» verdient ein Swiss-Flugbegleiter (33) – sein Nettolohn: 4280 Franken. Auch im öffentlichen Verkehr arbeitet eine 52-jährige Bernerin. Als Lokführerin verdient sie 6900 Franken. Und auch hier findet ein Nutzer: «Zu wenig für die Verantwortung und das Alter.»

Für Staunen sorgt dagegen ein 38-jähriger Küchenchef aus dem Kanton Bern mit einem Nettolohn von 8570 Franken. «Im Moment sind Köche gesucht», erklärt sich das eine Nutzerin. Anders sieht es bei einer 36-jährigen Küchenhilfe aus – sie hat 3870 Franken. «Finde es so krass, für welches Kleingeld einige aufstehen am Morgen», meint jemand dazu.

Und wie sieht es im Gesundheitswesen aus? Den 7000-Franken-Lohn eines Solothurner Assistenzarztes kennen wir bereits. Laut dem Tiktok-Account verdient eine Zuger Hebamme (25) netto 5790. Ein diplomierter Pflegefachmann (23) im Kanton Basel hat 8830 Franken Lohn, eine Oberärztin (39) gar 10'220 Franken.

Gewerkschaft lobt Tiktok-Account

Besonders gut gefällt der Tiktok-Account der Gewerkschaft Unia. Für Sprecher Hans Hartmann steht fest: «Wir finden es jedenfalls gut, dass offen über Löhne gesprochen wird.» Ein transparentes Lohnsystem müsste heute eine Selbstverständlichkeit sein – sei es aber nicht.

«Klar ist auch, dass es mehr Druck für Lohngerechtigkeit und -transparenz braucht.» Denn: Die gesetzlich vorgeschriebenen Lohngleichheitsanalysen greifen laut Hartmann nur in Unternehmen ab 100 Mitarbeitenden.

Kommentare

User #5183 (nicht angemeldet)

Der Witz ist, dass man nur schlechte Löhne gerne öffentlich macht. Die richtig gutverdienenden wollen ihren Lohn nicht preisgeben, sonst könnte man noch Neidisch werden.

User #2405 (nicht angemeldet)

Kann man die Löhne von der Unia erfahren, die pochen doch so auf Transparenz?

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