Explosion Mitholz BE: «Hier sprengte es die Munition aus dem Berg»
Im ehemaligen Munitionslager in Mitholz BE ist die Explosionsgefahr viel grösser als angenommen. Nau konnte den 1947 explodierten Stollen heute besichtigen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Armee öffnet den Stollen in Mitholz, der immer noch grosses Gefahrenpotenzial birgt.
- Reto Luginbühl von der Armasuisse zeigt die Stelle, wo sich die Explosion ereignet hatte.
1947 ereignete sich hier die grösste Explosion der Schweiz, heute liegen immer noch Munitionstrümmer am Boden herum: Das ehemalige Munitionslager der Schweizer Armee in Mitholz im Kandertal BE scheint ungefährlich. Doch wie ein Expertenbericht zeigt, ist die Gefahr einer erneuten Explosion grösser als bisher angenommen. Am Freitag konnten sich Medienvertreter vor Ort ein Bild vom Stollen machen.
Arbeiten im dunklen Stollen
Reto Luginbühl vom Bundesamt für Rüstung Armasuisse führt durch den Stollen und erklärt, wo sich die Explosion im Dezember 1947 ereignet hatte. «Hier sprengte es die Munition aus dem Berg», sagt er und zeigt auf die betroffene Stelle. Der Stollen ist mitunter sein Arbeitsplatz – ein Ort mit hohem Gefahrenpotenzial. Doch Angst vor einer Explosion oder anderen Gefahren hat Luginbühl keine. «Mein Arbeitsweg auf der Autobahn A6 ist gefährlicher als diese Arbeit hier», erklärt er.
Gemäss Luginbühl steht noch viel Denkarbeit an, um die idealen Massnahmen zu bestimmen, die eine erneute Explosion möglichst verhindern sollen.
Für Roman Lanz, den Gemeindepräsidenten der Gemeinde Kandergrund, zu der Mitholz gehört, war die am Donnerstag überbrachte Nachricht von Bundesrat Guy Parmelin ein grosser Schock, wie er im Nau-Interview erkärte. Er war in einer «Schockstarre». Auch für die Dorfbewohner ist die Situation speziell und sehr emotional. Sie erinnern sich nun umso stärker an das Inferno vor 71 Jahren.
Bei der Explosion des unterirdischen Munitionsdepots der Schweizer Armee starben 1947 neun Menschen, sieben wurden verletzt. Als Folge von Mitholz und anderen ähnlichen Unfällen dezentralisierte die Armee ihre Munition in kleinere Magazine und überarbeitete die Lagerungsvorschriften. Überschüssige Bestände aus dem Weltkrieg wurden kurzerhand in die Seen gekippt, unter anderem in den Thunersee.