Facebook-Masche: Betrüger missbrauchen Schweizer als Geldwäscher
Mit Fake-Facebook-Inseraten zwacken Onlinebetrüger aus Westafrika Internetusern Geld ab. Gewaschen werden die Einnahmen über Schweizer in finanzieller Not.
Das Wichtigste in Kürze
- Kriminelle verkaufen auf Facebook Produkte, die es gar nicht gibt.
- Um das Geld zu waschen, rekrutieren sie Leute in finanzieller Not – mit dubiosen Krediten.
- Oftmals geht das Geld schliesslich nach Westafrika.
Wer etwas im Internet kauft, sollte immer vorsichtig sein. An sich ist das keine neue Erkenntnis. Es gibt bekanntlich immer wieder Berichte über Betrugsfälle, die aus Sicht der Opfer viel Geld kosten können.
Der «Beobachter» hat nun allerdings eine besonders ausgeklügelte Methode aufgedeckt. Mithilfe von gekaperten Konten wird nämlich Geld aus «Verkäufen» von Fake-Artikeln gewaschen.
Konkret funktioniert die Methode so: Auf Facebook schalten die Kriminellen falsche Inserate auf. Dort werden Produkte angeboten, die es allerdings gar nicht gibt.
Den Opfern wird gesagt, dass sie im Voraus zahlen müssen – die gekauften Gegenstände bekommen sie dann aber nie. Genauso wenig, wie sie ihr Geld jemals wieder sehen.
2000 Konten von Betrügern missbraucht
Das Geld aus dem Betrug landet auf Konten von sogenannten «Money Mules» also «Geldeseln», ergeben die Recherchen. Bei diesen «Geldeseln» handelt es sich um Menschen, die in finanzieller Not stecken und von einem Kredit abhängig sind.
So tappen auch sie in die Falle: Die Kriminellen locken sie mit angeblichen Kreditangeboten an. Einerseits treiben sie bei den «Geldeseln» Gebühren für den Kredit ein, die sie auf ein anderes «Money Mule»-Konto einzahlen müssen. Andererseits landen auch die Einnahmen aus den Fake-Verkäufen auf solchen Konten.
Heisst: Anstatt der Kredite kommt Geld aus betrügerischen Machenschaften auf die Konten der «Geldesel». Diese werden dann angewiesen, das Geld weiterzuleiten. Teilweise stellen die Opfer den Betrügern sogar ihre Log-in-Daten zur Verfügung und geben die Kontrolle komplett ab. So werden die auf kriminelle Art und Weise verdienten Beträge gewaschen.
Laut Schätzungen sind in der Schweiz rund 2000 Konten davon betroffen. Der Betrug wird meist von Westafrika aus gesteuert.
Bank kann Konten erst spät sperren – und nur kurz
Das Problem: Die Massnahmen hinken den Betrügern oft hinterher. Eine Bank kann bei dubiosen Überweisungen ein Konto bei der Meldestelle für Geldwäscherei melden. Diese beurteilt den Fall innert 20 Tagen. Wenn er an eine Staatsanwaltschaft weitergeleitet wird, kann die Bank für lediglich fünf Tage das Konto blockieren.
Ein Blick auf die Zahlen: 2021 meldeten Banken über 5300 verdächtige Konten. 1351 davon gingen an die Staatsanwaltschaft. Hunderte Kriminelle werden jährlich verurteilt.
Die Bank muss das Konto wieder freigeben, wenn das Vermögen von der Staatsanwaltschaft nicht gesperrt wurde. So geht das Geld ins Ausland, eben vor allem in westafrikanische Staaten wie Benin. Ermittlungen gegen die dort ansässigen Kriminellen bringen in der Regel nichts ein.
Eine weitere Schwierigkeit: Mit neuen Bezahlmethoden wie Twint wird der Betrug noch einfacher.
Yves Nicolet, der Cyber-Verantwortliche bei der Bundesanwaltschaft, hält gegenüber dem «Beobachter» zwar fest: «Für die Bekämpfung der ‹Money Mule›-Netzwerke benötigen wir keine neuen gesetzlichen Regelungen.» Allerdings brauche es eine bessere Koordination zwischen den verschiedenen Behörden.