Fall Rupperswil: Strafverfahren gegen Forensik-Chef der Kantonspolizei Aargau

Antun Boskovic
Antun Boskovic

Lenzburg,

Der Vierfachmord von Rupperswil AG scheint weitere juristische Kreise nach sich zu ziehen. Der Forensik-Chef der Kapo Aargau steht unter Verdacht, das Amtsgeheimnis verletzt zu haben.

Fall von Rupperswil: Anscheinend hat der Forensik-Chef der Kapo Aargau Details ausgeplaudert.
Fall von Rupperswil: Anscheinend hat der Forensik-Chef der Kapo Aargau Details ausgeplaudert. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Gegen den Forensik-Chef der Kapo Aargau läuft ein Verfahren wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses.
  • Er soll im Tötungsdelikt von Rupperswil nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Details ausgeplaudert haben.
  • Diese Details scheinen über ihn an den Schwiegersohn seiner Lebenspartnerin geraten.
  • Es geht um die Information, dass den Opfern die Kehlen durchgeschnitten worden waren.

Heute am Mittwochmorgen stand ein 54-jähriger Schweizer in Lenzburg vor dem Bezirksgericht. Grund: Vier Wochen nach dem Tötungsdelikt von Rupperswil (Nau berichtete) verfügte der Mann über die Information, dass den Opfern die Kehlen durchgeschnitten worden waren. Diese Details waren damals jedoch noch nicht bekannt.

Der Beschuldigte kennt den Ex-Mann der getöteten Mutter Carla Schauer. Dieser wurde damals als möglicher Täter in Betracht gezogen. Deswegen wollte der 54-Jährige ihn damals an einer Weihnachtsfeier in Schutz nehmen. «Ich sagte in die Runde, ich könne mir das nicht vorstellen, denn auch als Ex-Mann schneide man seinen Angehörigen nicht die Kehle durch», erklärte der Beschuldigte heute vor Gerichtspräsident Daniel Aeschbach, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet.

Thomas N. (l.) erhielt für den Vierfachmord eine lebenslängliche Freiheitsstrafe.
Thomas N. (l.) erhielt für den Vierfachmord eine lebenslängliche Freiheitsstrafe. - Keystone

Informationen vom Forensik-Chef?

Die Frage lautet nun: Woher konnte er diese Information haben? Die Anzeichen deuten auf den Dienstchef Forensik der Kantonspolizei Aargau. Dessen Lebenspartnerin ist die Schwiegermutter des 54-Jährigen. Der Beschuldigte behauptet, er könne diese Informationen nur von seiner Frau oder seiner Schwiegermutter gehabt haben. Logischerweise müssten diese sie vom Forensik-Chef gehabt haben. Eine andere Quelle sei für den Beschuldigten undenkbar.

Die Schwester und der Sohn des 54-Jährigen belasteten heute vor Gericht den Polizeioffizier ebenfalls. Deswegen sprach Einzelrichter Aeschbach den Beschuldigten vom Vorwurf der Falschaussage frei. Für sämtliche Beteiligten gelte die Unschuldsvermutung – so auch für den Forensik-Chef.

Verfahren eingeleitet

Trotzdem läuft gegen den Polizeioffizier ein Verfahren, wie Fiona Strebel, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Kanton Aargau, der «Aargauer Zeitung» bestätigt. Dieses wurde bis zum Ausgang der heutigen Befragungen sistiert. Nun dürfte es wieder wegen möglicher Amtsgeheimnisverletzung aufgenommen werden.

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