Fälle von Rassismus haben in der Schweiz zugenommen
Im vergangenen Jahr wurden dem Beratungsnetz für Rassismusopfer 630 Fälle gemeldet. Besonders im Bildungswesen ist ein Anstieg sichtbar.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz haben Meldungen über rassistische Diskriminierungen zugenommen.
- Die Beratungsstellen verzeichnen im vergangenen Jahr 630 Fälle.
- Im Bildungsbereich und am Arbeitsplatz wurden die meisten Fälle gemeldet.
Meldungen über Rassismus-Vorfälle haben in der Schweiz zugenommen. Das zeigt ein heute veröffentlichter Bericht der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus und des Vereins Humanrights.ch.
Im letzten Jahr haben die 23 Beratungsstellen im Kampf gegen den Rassismus 630 Fälle rassistischer Diskriminierung verzeichnet. Das ist ein neuer Spitzenwert. Das Beratungsnetz verzeichnet im Vergleich zu noch vor zwei Jahren einen Anstieg von rund 180 Fällen.
Neben der allgemeinen Fremdenfeindlichkeit ist Rassismus aufgrund der Hautfarbe immer noch die häufigste Form der Diskriminierung – mit steigender Tendenz. 207 Fälle wurden im Zusammenhang mit Rassismus gegen Schwarze gemeldet. Benachteiligungen und Beschimpfungen sind die häufigsten Diskriminierungsformen.
Auch Fälle von Antisemitismus haben zugenommen
Auch Fälle von Antisemitismus nehmen in der Schweiz zu. Einige der Vorfälle betrafen die Leugnung und Verharmlosung des Holocausts und antisemitische bzw. rassistische Verschwörungstheorien, so der Bericht. Letztere würden während der Pandemie vermehrt zirkulieren.
Besonders betroffen seien Arbeit und Bildung. Stark zugenommen haben ferner die Meldungen von Schulen und Kitas. In diesen Bereichen sei es wegen der bestehenden Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse für Betroffenen besonders belastend, Vorfälle zu melden.
Der Anstieg sei einerseits auf die allgemein steigenden Fallzahlen zurückzuführen. Das sagt Gina Vega, Leiterin der Fachstelle Diskriminierung und Rassismus bei Humanrights.ch, gegenüber dem «Sonntagsblick». Die Gesellschaft sei sensibilisierter und Betroffene hätten mehr Bewusstsein für das, was sie erleben, und wollen dagegen etwas tun.
Humanrights.ch beobachtet ausserdem eine gewisse Überforderung im Umgang mit rassistischen Vorfällen bei den Bildungsinstitutionen. Dies führe zu mehr Verunsicherung bei den Betroffenen.