FIDS warnt vor Stigmatisierung des Islams in der Schweiz
Das Wichtigste in Kürze
- Die FIDS erklärt, dass Religionszugehörigkeit kein krimialitätsfördernder Faktor ist.
- So solle man nicht voreilig Straftaten muslimischen Bürgern zuschreiben.
- Seit 9/11 sei der Islam mit vielen Vorurteilen behaftet, erklärt die FIDS.
Die Föderation Islamischer Dachorganisationen der Schweiz (FIDS) hat vor voreiligen Schlüssen bei der Zuschreibung von Straftaten aufgrund bestimmter Religionszugehörigkeit gewarnt. In einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Dienstag sagte Pascal Gemperli von der Organisation, dass die Religionszugehörigkeit kein kriminalitätsfördernder Faktor sei.
Bei Jugendstrafverfahren seien etwa muslimische Jugendliche nicht übervertreten. «Ausserdem beobachten wir oft, dass man die Muslime als Block quantifiziert, während etwa die Christen in verschiedene Kirchen ausdifferenziert werden», führte Gemperli gegenüber der «NZZ» weiter aus.
Und falls jemand in einer Untersuchung mit schwacher Religiösität stärker bei Straftagen auffallen würde, als jemand mit ausgeprägter religiöser Praxis, wäre die Religion wahrscheinlich sogar als gewalthemmender Faktor einzustufen, sagte er.
Religion sei obendrein analog zur Kultur ein sehr abstraktes Konzept, weshalb ein direkter Rückschluss auf das Gewaltrisiko einer Person fraglich erscheine. Viele Phänomene, wie etwa Ehrenmorde, liessen sich ohnehin nur durch eine Kombination aus verschiedener religiösen, historischen und sozialen Vorgaben - anstatt monokausal - erklären.
Keine richtigen Schweizer
Gemperli von der FIDS warnte gleichzeitig vor einer Stigmatisierung. Seit 2013 hätten sich die Fälle von Diskriminierung von Muslimen mehr als verdoppelt. «Der Islam in seiner Vielfalt wird zunehmend auf problematische Elemente wie Terror und Radikalisierung reduziert», betonte er.
Seit 9/11 hätten Muslime in der Schweiz ein Reputationsproblem. Es werde sogar teilweise der Eindruck vermittelt, Muslime könnten keine richtigen Schweizer sein. Daher brauche es die Erkenntnis, dass der Islam zur Schweiz gehöre, sagte Gemperli gegenüber der «NZZ».