Firmen suchen händeringend nach neuen Mitarbeitern
Viele Branchen sind stark mit der Rekrutierung neuer Mitarbeiter beschäftigt. Doch der Mangel an Fachpersonal macht die Rekrutierung schwierig.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Sektoren haben Mühe neue Fachkräfte zu finden.
- Die Schweiz gehört zu den vier Ländern mit dem grössten Mangel an Fachkräften.
- Vor allem im Gesundheitswesen fehlt es an qualifizierten Fachkräften.
Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Branchen derzeit fleissig mit der Rekrutierung von neuen Mitarbeitern beschäftigt. Doch in vielen Sektoren sind die Schwierigkeiten, neue Angestellte zu finden, derzeit enorm. Und das, obschon die Schweiz gerade die höchste Arbeitslosigkeit seit 2010 hinter sich gebracht hat.
Besonders stark ist die Einstellungsbereitschaft derzeit in der Logistik, in der Lebensmittelindustrie sowie in der Medizin- und Pharmabranche. Dies ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur AWP unter den führenden Personaldienstleistern.
Aber auch in den Bereichen Industrie allgemein, Events, Maschinenbau, Online-Handel und Tourismus würden Mitarbeitende gesucht.
Auch der Hoch- und Tiefbau zählende zu den boomenden Sektoren. Hier wird betont, dass es insbesondere für Projekte, die wegen Corona auf 2021 verschoben wurden, einen Nachholbedarf gebe.
Rekrutierung gestaltet sich schwierig
Was allen Branchen gemein ist: Die Rekrutierung gestaltet sich derzeit schwierig. Nochmals schwieriger wird es gemäss einer Adecco-Studie, qualifizierte Mitarbeitende zu finden, sobald die Anforderungen an eine Stelle steigen.
Gemäss Manpower berichten 83 Prozent der Schweizer Unternehmen von Schwierigkeiten, offene Stellen mit geeigneten Fachkräften zu besetzen. Die Schweiz ist eines der vier Länder mit dem grössten Fachkräftemangel. Besonders prekär sei der Mangel an Fachpersonen in den Sektoren Betrieb und Logistik, IT sowie Fertigung und Produktion.
Problematisch ist die Lage etwa im Gesundheitswesen, denn auch dort sind Fachkräfte sehr gefragt. «Einige Krankenhäuser und Kliniken haben grosse Schwierigkeiten, solche zu finden», bestätigt H+, das Kompetenzzentrum für Krankenhausmanagement. Dies variiere je nach Leistungsangebot der Einrichtungen. In manchen Fällen spielt auch der Standort des Krankenhauses eine Rolle bei der Suche nach Fachpersonal.
«Dynamischer Einstellungsprozess»
Derweil stehen andere Sektoren vor ganz anderen Herausforderungen. Beispielsweise befänden sich die Banken «in einem sehr dynamischen Einstellungsprozess», sagte eine Sprecherin der Schweizerischen Bankenvereinigung (SBVg). «Es entstehen viele neue Wertschöpfungsmodelle und die Geschäftsmodelle verändern sich.» Traditionelle Berufsbilder verschwänden, wie zum Beispiel Schalterbeamte, während neue Profile entstünden, wie im Bereich der Cybersicherheit.
«Wir spüren daher keinen klassischen Nachholeffekt, sondern eher eine ständige Entwicklung und eine Anpassung an das sich verändernde regulatorische Umfeld.» Dies erklärte die SBVg-Sprecherin. Jobs in den Bereichen Cybersicherheit, Rechts- und Steuer-Compliance sowie Megadatenanalyse seien ausserdem aktuell sehr gefragt.
Wachsende Bereitschaft für Jobwechsel
Die Bereiche Financial Services und Global Services würden am ehesten Arbeitskräfte einstellen wollen, gefolgt von Other Services und Manufacturing. Dies zeigt die jüngste Manpower-Studie. Interessanterweise «sehen wir eine wachsende Bereitschaft, den Job zu wechseln, bei Arbeitnehmern, die eher nicht dazu neigten».
Wieder anders sieht es im Hotel- und Gastgewerbe aus. Dieses war von der Coronakrise stark betroffen. Nun werde sich der Fachkräftemangel durch fehlende Lehrstellen und unbesetzte Stellen langfristig verschärfen, so eine Sprecherin von Gastrosuisse.
«Wir stellen eine generelle Zurückhaltung bei der Ausschreibung von Lehrstellen in unserer Branche fest», heisst es beim Branchenverband weiter. «Die Corona-Schliessungen haben die Situation vor allem bei den Hotels erschwert.»
Kaum neue Stellen gibt es ebenfalls in der Luftfahrt. Die Branche steckt noch tief in der Krise. Kürzlich gab Swiss immerhin bekannt, dass sie nur 550 von den im Mai geplanten 780 Stellen abbauen wird.
Die Lufthansa-Tochter bestätigte das Ziel, bis zum Jahresende rund 1700 Vollzeitstellen oder 20 Prozent der Belegschaft abzubauen. Man will die Flotte um 15 Prozent zu reduzieren.