Flüchtling packt aus: Türkei-Migranten betrügen mit Fake-Haftbefehl

Redaktion
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Bern,

Haben türkische Migranten mit gefälschten Haftbefehlen aus ihrer Heimat in der Schweiz Asyl erhalten? Ein Flüchtender aus der Türkei legt diesen Verdacht nahe.

Türkei Migration Flüchtlinge Betrug
Das Regime von Recep Tayyip Erdogan geht hart gegen Oppositionelle vor. Gemäss einem Insider könne dies ausgenutzt werden: Personen aus der Türkei sollen demnach dank gefälschten Haftbefehlen als Flüchtlinge anerkannt werden. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Laut einem türkischen Flüchtling sollen viele seiner Landsmänner das Asylsystem betrügen.
  • Demnach erhielten zahlreiche Türken dank gefälschten Haftbefehlen den Flüchtlingsstatus.
  • In seinem Land handle es sich dabei um ein lukratives Geschäft für korrupte Justizbeamte.

In der Schweiz gibt es eine wachsende Anzahl von Asylanträgen aus der Türkei. Einige dieser Antragsteller könnten jedoch den Flüchtlingsstatus durch gefälschte Haftbefehle erschlichen haben, die sie von korrupten türkischen Justizbeamten erhalten haben. Dieser Verdacht wurde durch einen Flüchtenden aus der Türkei aufgedeckt, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet.

Die Zahl der Asylanträge aus der Türkei ist nach Afghanistan die zweithöchste (5762 bis Ende Oktober). Ein anerkannter türkischer Flüchtling namens Ayaz (Name geändert), ein ehemaliger Mitarbeiter des türkischen Justizsystems, erzählt seine Geschichte.

Ayaz' Erfahrungen mit dem Asylverfahren

Ayaz berichtet dass mehrere kurdische Staatsbürger ihn um Kontakte zur türkischen Justiz gebeten hätten. Sie boten ihm Geld für gefälschte Haftbefehle an, die sie dann als Beweis ihrer Verfolgung vorlegen könnten.

Erdogan Migration Flüchtlinge Betrug
Im Land von Recep Tayyip Erdogan braucht es nicht viel, um der Mitgliedschaft einer terroristischen Organisation beschuldigt zu werden: Alleine im Zeitraum von 2016 bis 2020 eröffnete das Justizdepartement fast 1,6 Millionen diesbezügliche Verfahren. (Archivbild) - keystone

Laut Ayaz handle es sich bei diesen Personen um Wirtschaftsmigranten und nicht um echte politische Flüchtlinge. Er lehnte ihr Angebot ab. Aber: Einige Monate später stellte er fest, dass sie erfolgreich Asyl erhalten hatten – dank gefälschter Haftbefehle.

Das Geschäft mit gefälschten Dokumenten

So gehts: Die Asylbewerber legten echte Dokumente vor, die ihre angebliche Verfolgung belegten. Sobald ihr Asylantrag genehmigt wurde, wurden die Haftbefehle aus der türkischen Justizdatenbank gelöscht. Ayaz behauptet, dass die Schweizer Behörden den Inhalt der Haftbefehle nicht überprüfen können, da diese Informationen vertraulich sind.

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Türkische Polizeikräfte in Ankara. (Symbolbild) - keystone

Nur die Betroffenen und deren Anwälte könnten sie einsehen. «Das ist ein Schwachpunkt im Schweizer System», sagt Ayaz gegenüber der «Aargauer Zeitung». Es ist unklar, wie viele türkische Flüchtlinge auf diese Weise den Flüchtlingsstatus erlangt haben könnten.

Das Staatssekretariat für Migration nimmt Stellung

Das Staatssekretariat für Migration (SEM) widerspricht. Man sei in der Lage ist, solche Betrugsfälle aufzudecken. «Unsere Spezialisten können die von Ihnen angesprochenen Manipulationen eindeutig nachweisen», sagt Sprecher Daniel Bach. Wie dies nachgewiesen werden kann, wollte das SEM allerdings nicht verraten.

Interessant: Die Anerkennungsquote bei türkischen Asylsuchenden hat sich von 86,6 Prozent im Jahr 2021 auf aktuell 50,3 Prozent verringert. Laut Bach liege dies daran, dass sich das Profil der türkischen Asylsuchenden verändert habe und missbräuchliche Anträge zugenommen hätten.

Ob in der Vergangenheit Personen aus der Türkei fälschlicherweise aufgenommen wurden, weil gefälschte Dokumente nicht erkannt wurden, verneint das SEM: «Wir prüften und prüfen jedes Asylgesuch sorgfältig», betont Bach. Er fügt hinzu, dass es eine etablierte Praxis gegen rechtsmissbräuchliche Gesuche gibt.

Thema in türkischen Medien

In diesem Jahr hat das SEM bis zu 120 Personen den Asylstatus aberkannt – acht davon waren Türken. Die genauen Gründe für die Aberkennungen sind nicht bekannt, wie die «Aargauer Zeitung» weiter berichtet. Es bleibt unklar, ob gefälschte Haftbefehle bei den betroffenen Türken eine Rolle spielten.

In türkischen Medien hingegen wird das Geschäft mit fingierten Dokumenten diskutiert. Ein Journalist berichtet über ein lukratives Geschäftsmodell: Emigrationswillige Türken erhielten gegen viel Geld von kriminellen Netzwerken gefälschte Haft- oder Hausdurchsuchungsbefehle.

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