Forscher sagt: In 20 Jahren gibts keine Schlüssel mehr!

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Goldküste,

Der Schlüssel ist allgegenwärtig. Doch laut einem Zukunftsforscher ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch er von technischen Neuheiten abgelöst wird.

Schlüssel
Noch sind Schlüssel allgegenwärtig. Doch nicht mehr lange, sagt ein Zukunftsforscher. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In 20 Jahren gibt es in der Schweiz kaum noch physische Schlüssel, sagt ein Forscher.
  • Der Wandel bei Autos zeigt, wie schnell Schlüssel durchs Handy ersetzt werden.
  • Doch Schweizer Verwaltungen sind noch konservativ bei elektronischen Schliesssystemen.
  • Auch Schlüsselhersteller glauben noch an dessen Zukunft.

Wer kennt das nicht? Morgens hektisch nach dem Schlüssel suchen, ihn unterwegs verlieren – oder sich sogar zu Hause aussperren.

Doch: Nicht mehr lange!

Lars Thomsen, einer der weltweit führenden Zukunftsforscher, prognostiziert bei Nau.ch: «In 20 Jahren wird die grosse Mehrheit der Schweizer Gebäude über keine physischen Schlüssel mehr verfügen.»

Lars Thomsen
Lars Thomsen ist einer der führenden Zukunftsforscher. Laut ihm steht das Ende des Schlüssels kurz bevor. - future-matters.com

Konkret: «Statt per Schlüssel kommt man per Smartphone-App, per Fingerabdruck-Scanner oder Gesichtserkennung in die Wohnung oder ins Büro rein.»

Experte: «Schlüssel hat ausgedient»

Klar sei für den Forscher: «Der physische Schlüssel hat ausgedient. Aus rationalen Gründen ergibt es keinen Sinn, daran festzuhalten.»

Der Experte kann sich allerdings vorstellen, dass eine Minderheit auch in der Zukunft einen Schlüssel mit sich führen wird. «Aus Vorbehalten oder Nostalgiegründen», vermutet er.

Die Technologie stehe mitten in einem Wandel. «Bereits in zehn Jahren wird der Anteil bei rund einem Drittel liegen», sagt Thomsen.

Bevorzugst du Schlüssel oder moderne Schliesssysteme?

Wie schnell ein solcher Technologiewandel vonstattengehen kann, habe sich bei Autos gezeigt. «Bis vor wenigen Jahren verfügte praktisches jedes Fahrzeug über einen Zündschlüssel. Heute kann man die meisten neuen Autos mit dem Handy aufschliessen.»

Und auch bei Häusern habe die Technologie in den vergangenen zehn Jahren «grosse Fortschritte» gemacht.

Vorreiter für elektronische Schlüssel-Alternativen sind die USA. «Dort ist das vielerorts bereits Standard», weiss der Technologieforscher.

Verwaltungen zögern beim Umrüsten – noch

Grosse Schweizer Verwaltungen dagegen sind bislang noch konservativ unterwegs.

Livit (über 190'000 Wohnungen) teilt auf Anfrage von Nau.ch mit: «In den von uns verwalteten Gebäuden kommen überwiegend weiterhin klassische Schliesssysteme vor. Oft sind die Schliesssysteme zudem bereits von den Immobilien-Entwicklern oder Eigentümern vorgegeben.»

Noch sieht Livit keine Tendenz für einen entsprechenden Wandel.

Auch die Liegenschaften von Wincasa (rund 77'000 Wohnungen) sind überwiegend mit mechanischen Schliesssystemen ausgestattet.

Aber: «Bei Neubauten werden häufiger elektronische Schliesssysteme installiert.» Die Entscheidung liege allerdings bei den Eigentümern.

«Generell lässt sich beobachten, dass neue Gewerbe- und Bürogebäude tendenziell stärker auf elektronische Systeme setzen», heisst es bei Wincasa.

Auch Schlüssel-Apps kommen vereinzelt zum Einsatz – biometrische Zugänge per Fingerabdruck oder Gesichtserkennung allerdings nicht.

Die Verwaltung bestätigt: «Langfristig wird bei Neubauten und umfangreichen Sanierungen der Trend sicher hin zu digitalen Alternativen gehen.»

Hersteller glauben an die Zukunft des Schlüssels

Doch: In der Schweiz ansässige Schlüsselhersteller wollen den Schlüssel noch nicht abschreiben.

Willi Wolf, Bereichsleiter bei SEA Schliess-Systeme, betont die Vorteile mechanischer Schlüssel: «Haptische Schlüssel sind langlebig, robust und leicht ersetzbar, wenn sie verloren gehen.»

Dennoch sieht er einen klaren Trend zu Misch-Systemen: «Unternehmen setzen zunehmend auf die Kombination von digitalen und traditionellen Systemen. Um den hohen mechanischen Schutz mit der Flexibilität von digitalen Lösungen zu verbinden.»

Schlüssel
Schlüsselhersteller sehen noch kein Ende des Schlüssels. - keystone

Michael Döbeli von der Schlüsselfirma KOCH Group AG erklärt, dass mechanische Systeme nach wie vor ihren festen Platz haben.

«In sicherheitsrelevanten Bereichen, insbesondere für Interventionszugänge, und Privathaushalten bleibt der haptische Schlüssel vermutlich das bevorzugte Zutrittsmedium.»

Und Döbeli betont: «Seine zuverlässige, strom- und softwareunabhängige Funktionsweise macht ihn bis heute zu einem bewährten Zutrittssystem.»

Thomas Volkar vom Schlüssel-Unternehmen Assa Abloy Schweiz glaubt eher an einen langsamen Wandel. «Physische Schlüssel werden auch in Zukunft eine Rolle spielen. Es findet jedoch definitiv ein Wandel in Richtung elektronische beziehungsweise digitale Lösungen statt.»

Mechanische Schliesssysteme werden immer ihren Markt haben, ist er überzeugt.

«Dass man einen Schlüssel verliert, ist wahrscheinlicher als ein Stromausfall»

Technologie-Forscher Lars Thomsen sieht mit den Schlüssel-Alternativen hingegen nur Vorteile. «Elektronische Schliesssysteme sind flexibel und insbesondere günstiger.»

Auch die Sicherheit hält er für gewährleistet. «Klar – ein Restrisiko bleibt immer. Doch auch bei physischen Schlüsseln finden Kriminelle Wege, diese zu knacken.»

Und wie schätzt er die Gefahren ein, wenn der Strom ausfällt?

Thomsen entgegnet: «Die Wahrscheinlichkeit für einen Stromausfall ist kleiner als die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen physischen Schlüssel verlieren.»

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Kommentare

User #5442 (nicht angemeldet)

Das wäre völliger Schwachsinn. Jeder, der auf dem Bau schafft würde bei einem Fingerabdruck scheitern. Bei meinem Telefon funktioniert das nur an dem Tag, an dem ich es einrichten, am Abend schon nicht mehr. Ich bin Plattenleger

User #5080 (nicht angemeldet)

Dan haben wir wieder etwas mehr das überwacht werden kann. Sicher kommt noch dazu, das per Fernwartung die die nicht das machen was die einten wollen so eingesperrt werden oder überwacht. Nein Danke.

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