Forscherin: «Passen gut 16 Millionen Menschen in die Schweiz»
Hierzulande herrscht nach wie vor Wohnungsnot. Trotzdem hätte die Schweiz genug Platz für 16 Millionen Menschen. Eine ETH-Forscherin erklärt ein neues Konzept.
Das Wichtigste in Kürze
- Die wachsende Bevölkerung und das sinkende Wohnungsangebot werden zunehmend zum Problem.
- Eine ETH-Forscherin sieht die Lösung dafür in sogenannten «10-Minuten-Nachbarschaften».
- Damit hätte die Schweiz locker Platz für 16 Millionen Menschen.
Steigende Verkehrsbelastung und sinkende Wohnungsangebote machen Schweizer Städten zunehmend zu schaffen. Zudem wächst die Bevölkerung rasant: Nach Einschätzungen des Bundesamts für Statistik (BFS) könnte die Schweiz im Jahr 2060 zwischen 9,5 und 11,4 Millionen Einwohnende zählen.
Doch: Der Raumentwicklungsforscherin Sibylle Wälty zufolge hätten in urbanen Zentren noch viel mehr Menschen Platz. In der Schweiz könnten demnach locker 16 Millionen Menschen leben – bei gleichbleibender Lebensqualität.
Ihre Lösung sind sogenannte «Zehn-Minuten-Nachbarschaften». In der SRF-Sendung «Club» erklärt die ETH-Forscherin: «In zehn Minuten muss alles erreichbar sein, was man im Alltag braucht: Bäckerei, Supermarkt, Coiffeur, Bahnhof, Café, Restaurants, Park und Kindergarten. Und im Idealfall auch die Arbeit.»
Stadt in der Stadt
Solche Nachbarschaften existierten schon heute: Beispielsweise das Quartier um den Zürcher Ida-Platz, das Berner Breitenrain- oder das Basler Matthäus-Quartier sowie die Rue Dancet in Genf. «Die Rue Dancet ist die wohndichteste Zehn-Minuten-Nachbarschaft der Schweiz mit 21'000 Einwohnenden und 10'000 Vollbeschäftigten», so Wälty.
Damit das Konzept funktioniere, benötige es mindestens 10'000 Bewohnende in einem Radius von 500 Metern. Ausserdem sollten mindestens 5000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Damit seien die Menschen weniger auf das Auto oder den ÖV angewiesen, was das Verkehrsaufkommen entlaste.
Damit mehr Menschen in die Quartiere ziehen könnten, müssten diese konsequent verdichtet werden. Es sollte also eine Stadt in der Stadt entstehen. Das bedeute aber nicht zwingend Hochhäuser, so die Forscherin. «Sieben bis acht Stockwerke können schon vieles verbessern.»