Auf Tiktok teilen immer mehr Frauen Sprachnachrichten ihres Ex-Freundes. Vielen ist nicht bewusst, dass sie sich damit strafbar machen könnten.
Viele Frauen veröffentlichen über Tiktok Sprachmemos ihrer Ex-Freunde. - TikTok / @leaa_charleen

Das Wichtigste in Kürze

  • Auf Tiktok leaken Frauen Sprachnachrichten ihrer Ex-Partner.
  • Ein Trend an der Grenze der Legalität.
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«Du bist so verblödet, wie jedes andere Miststück auf dieser Welt», hört man eine Männerstimme in einem Tiktok-Video sagen. Es ist eines von vielen Beispielen eines neuen Tiktok-Trends – und Experten warnen davor.

Auf der Social-Media-Plattform veröffentlichen immer mehr Frauen fragwürdige Sprachnachrichten ihrer Ex-Partner. Zu hören sind Beleidigungen und Schuldzuweisungen an die Frau.

Unter ihr Video schreibt die Userin: «Ohne Originalstimme nur halb so lustig, aber wir wollen uns ja nicht strafbar machen.» Es ist ihr also bewusst, dass der Trend an der Grenze der Legalität ist. Drum hat sie die Stimme ihres Ex nachsprechen lassen.

Die Frauen zeigen bedenkliche Sprachnachrichten, welche ihre Ex-Freunde ihnen zukommen liessen. - @nelicious964

Gegenüber Nau.ch warnt Rechtsanwalt Martin Steiger, dass das Posten eines solchen Videos rechtliche Folgen für die Frauen haben kann: «Die Veröffentlichung von Sprachnachrichten bei Tiktok kann eine widerrechtliche Datenschutz- oder Persönlichkeitsverletzung darstellen.»

Hier wäre laut dem Rechtsanwalt beispielsweise eine Klage wegen Verletzung des Rechts an der eigenen Stimme möglich, wenn die Frau die Originalstimme gepostet hat. Steiger empfiehlt in so einem Fall, eine Rechtsanwältin oder einen Rechtsanwalt zu beauftragen.

Steiger sieht aber «in erster Linie soziale oder wirtschaftliche Folgen, wenn das private oder berufliche Umfeld eines betroffenen Ex-Freundes eine solche Sprachnachricht hört». Dabei sei daran zu denken, dass eine Sprachnachricht häufig nicht das ganze Bild zeichne. Denn im Video erfährt der Zuschauer alles aus der Perspektive der Frau.

Verstehst du dich gut mit deinem Ex?

Je nach Inhalt der Sprachnachrichten könne es jedoch auch für den Mann Folgen haben. Wenn eine Frau glaubt, ihr Ex-Freund habe sich mit seinen Äusserungen strafbar gemacht, sollte sie selbst zur Polizei oder Staatsanwaltschaft gehen. Sie hat ein Recht auf Strafanzeige. Eine Strafverfolgung, nur weil eine Sprachnachricht veröffentlicht wird, wäre aber ungewöhnlich.

Coach: Frauen veröffentlichen Memos aus Verzweiflung

Nau.ch hat auch bei der psychologischen Beraterin Chris Oeuvray um ihre Einschätzung angefragt. «Eine Frau greift aus Verzweiflung zu diesem Schritt», erklärt Oeuvray. Sie ist als Coach tätig und Spezialistin für Narzissmus.

Die Aussagen der Männer sind teilweise äusserst fragwürdig. - TikTok / @viktorijags

Die Veröffentlichung von Sprachnachrichten, in denen gedroht wird, sei ein verzweifelter Versuch. Ein Mittel, um Gehör zu finden, so die Autorin des Buchs «Narzissmus – ohne mich», das Opfern Wege aus ihrer Not aufzeigen soll.

Aber auch die Beraterin warnt: Dieser Vorgang führe selten zu der gewünschten Anerkennung, sondern löse weitere Konflikte und negative Reaktionen aus. Oeuvray empfiehlt: «Stattdessen sollte sie legale Wege wie Beratungsstellen oder Anwälte nutzen, um ihre Situation zu lösen.»

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