«Freidenker» wollen in Uri Religionsunterricht streichen
Die Gruppe «Freidenker» will den Religionsunterricht im Kanton Uri abschaffen. Doch ihre Argumentation ist nicht stichfest.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Gruppe «Freidenker» empfindet Religionsunterricht auf Schulen als diskriminierend.
- Dieser hätte ausserdem keine gesetzliche Grundlage laut dem Bildungsgesetz.
- Viele ihrer Argumente können allerdings entkräftet werden.
Im Kanton Uri ist der Religionsunterricht ein fester Bestandteil des Schulsystems. Doch die Gruppe «Freidenker» fordert eine Änderung dieser Praxis.
Bei dieser handele es sich um eine bevorzugte Behandlung der Kirche durch den Staat. Die «Freidenker» argumentieren, dass diese Vorgehensweise andere Gruppen diskriminiert.
Kirche organisiert Religionsunterricht in Uri
In Uri liegt die Organisation des Religionsunterrichts bei der Kirche selbst. Sie stellt nicht nur Lehrkräfte zur Verfügung, sondern übernimmt auch deren Bezahlung. Die Finanzierung erfolgt durch lokale Kirchengemeinden mittels Kirchensteuern. Die Schulen bieten im Austausch Räumlichkeiten an, wie die «Urner Zeitung» berichtet.
Die «Freidenker» sehen dies als unzulässig an: Es gebe keine gesetzliche Grundlage für konfessionellen Religionsunterricht, da er im Bildungsgesetz nicht explizit erwähnt werde.
Kontroverse Ansichten zum Status quo
Doch David Zurfluh, Leiter des Amts für Volksschulen in Uri, widerspricht dieser Argumentation. Auch Fächer wie Mathematik würden im Bildungsgesetz nicht namentlich genannt werden. Er betont zudem das Recht des Erziehungsrats zur Festlegung der Stundentafel. Der Religionsunterricht habe sich über die Jahre ausserdem etabliert.
«Die Aufteilung zwischen Schule und Kirche war im Kanton Uri bisher unbestritten», sagt Zurfluh laut «Urner Zeitung». Er fügt hinzu, dass die Abschaffung des Religionsunterrichts in der Projektgruppe für die Schulverordnung nie zur Debatte stand.
Conny Weyermann, Leiterin der Urner Katechese, sieht den Religionsunterricht als einen sich ständig weiterentwickelnden Bereich. Sie betont gegenüber der «Urner Zeitung»: «Religionsunterricht bedeutet heute nicht mehr, dass man aus der Bibel abschreibt oder Sprüche auswendig lernt.» Stattdessen gehe es um eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben und Wertvorstellungen.
Eltern haben das letzte Wort
Der Unterricht steht allen offen – nicht nur getauften Katholiken. «Wir verlangen von den Schülerinnen und Schülern kein Glaubensbekenntnis», erklärt Weyermann. Die Entscheidung darüber, ob Kinder am Religionsunterricht teilnehmen oder nicht, liegt bei den Eltern.
Trotzdem behaupten die «Freidenker», dass diese Praxis andere Gruppen diskriminiert und fordern eine gleichberechtigte Behandlung aller Religionen im Schulsystem. David Zurfluh weist darauf hin, dass alle Kinder Zeit für Unterricht in ihrer Heimatlichen Sprache und Kultur (HSK) haben können.
Eine Streichung des Religionsunterrichts aus der Stundentafel würde einen erheblichen Mehraufwand für die Kirchengemeinden bedeuten, warnt Conny Weyermann. Die endgültige Entscheidung liegt jedoch bei den politischen Entscheidungsträgern.