Wie hält es das Parlament mit der Religion?
Kirche und Staat sind in der Schweiz getrennt. Dennoch spielt bei manchen Parlamentariern die Religion eine Rolle – eine Auswertung des neuen Parlaments.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz sind die meisten Menschen Christinnen und Christen.
- Wie ist es im neuen Parlament? Nau.ch hat mit Smartvote eine Auswertung gemacht.
- Das Abbild der Bevölkerung im National- und Ständerat ist ziemlich gut.
Soll die Religionszugehörigkeit von gewählten Volksvertreterinnen und Volksvertretern eine Rolle spielen? Offenbar eher nicht – scheinen uns zumindest die Direktbetroffenen selbst sagen zu wollen. Immerhin hat die CVP nicht nur mit der BDP fusioniert, sondern mit der Umbenennung in «Die Mitte» auch noch gleich den christlichen Ballast abgeworfen.
Kommt dazu, dass 100 der 246 Gewählten bei der Wahlplattform Smartvote dazu keine Angaben machen. Sei es, weil sie den Smartvote-Fragebogen eh nicht ausgefüllt haben, sei es – in der Mehrheit – weil sie unter anderem diese Antwort ausliessen. Doch allein schon damit sind sie nun nicht sonderlich repräsentativ für das Stimmvolk. Denn von diesem machen nur gerade ein Prozent keine Angabe.
Klischees werden teilweise bestätigt
In Zusammenarbeit mit Smartvote hat Nau.ch die Zahlen ausgewertet. Bezieht man alle die parlamentarischen Verweigerer mit ein, fällt das Bild ziemlich verzerrt aus. Schliesst man diese aus – mit der Annahme, dass sich Religionen und Konfessionen in dieser Gruppe etwa ähnlich verteilen – sieht es gar nicht mal so schlecht aus.
Sehr repräsentativ fühlen dürfen sich demnach die Grünen und vor allem die SP: Die Proportionen stimmen ungefähr und die SP stellt sogar noch je einen Vertreter der «anderen christlichen» (inklusive Christ-katholische) und «islamischen Gemeinschaften». Das entspricht in etwa dem Anteil dieser Religionen im Schweizer Volk. Allerdings haben bei der SP auch über die Hälfte der Abgeordneten die Gretchenfrage nach der Religion gar nicht beantwortet.
Nebenher werden aber auch Klischees bestätigt: In der «Mitte» gibt es tatsächlich mehrheitlich Katholiken und ganz sicher keine Konfessionslosen. Die FDP ist eher protestantisch veranlagt; bei den Grünliberalen outet sich gar kein einziger Katholik. Gleiches gilt, wenig überraschend, für die Kleinpartei EVP.
Katholiken haben Nase vorn
Offiziell nicht vertreten im Parlament sind die Juden, was wohl nicht ganz hundertprozentig stimmt. Ihr Anteil in der Bevölkerung ist allerdings auch so klein, dass man ihn in der Grafik kaum ausmachen kann.
In absoluten Zahlen wirkt sich diese Partei-religiöse Zusammensetzung – immer mit dem Vorbehalt der 100 anonym Bleibenden – folgendermassen aus: Mit 63 stellen die Katholiken knapp die Hälfte der religiös Bekennenden, gefolgt von 57 Evangelisch-Reformierten.
Für den katholischen Vorsprung massgeblich verantwortlich ist die Mitte-Partei. Sie macht den leicht (FDP, SP, Grüne, SVP) bis radikalen (GLP) protestantischen Trend bei den anderen Parteien mehr als wett.