Fronleichnam: Herkunft und Bedeutung des kirchlichen Festes
Einige Wochen nach Ostern feiern die Katholiken Fronleichnam. Auch in der Schweiz finden Prozessionen statt. Doch weshalb spielt die Hostie eine grosse Rolle?
Das Wichtigste in Kürze
- Das katholische Fest Fronleichnam feiert die Gegenwart von Jesus im Brot und Wein.
- In mehreren Schweizer Gemeinden findet an diesem Tag eine prunkvolle Prozession statt.
- Der Feiertag geht auf die Vision der Augustinernonne Juliana von Lüttich zurück.
Fronleichnam oder auch das «Hochfest des Leibes und Blutes Christi» gehört zu den wichtigsten Festen im römisch-katholischen Kirchenjahr. Es widmet sich der Gegenwart von Jesus Christus im Sakrament der Eucharistie.
Wann findet Fronleichnam 2022 statt?
Auf welches Datum Fronleichnam fällt, hängt vom beweglichen Ostertermin ab. Das Fest wird jeweils am zweiten Donnerstag nach Pfingsten gefeiert. In diesem Jahr findet es in der Schweiz also am Donnerstag, 16. Juni 2022 statt.
Vor allem in den katholischen Kantonen ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag. So etwa in Appenzell Innerrhoden, Luzern, Nidwalden, Obwalden, Schwyz, Uri, Zug, Tessin, Wallis und Jura. Aber auch in bestimmten Gemeinden im Aargau, Graubünden, Solothurn, Neuenburg und Freiburg wird der Festtag offiziell gefeiert.
Auch in Österreich und in gewissen Bundesländern und Gemeinden Deutschlands ist Fronleichnam ein offizieller gesetzlicher Feiertag. In anderen Ländern, in denen das Kirchenfest nicht gesetzlich festgelegt ist, findet es oft am darauffolgenden Samstag oder Sonntag statt.
Fronleichnam: Der Leib des Herren
Der Name selbst leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort «vrône lîcham» ab und bedeutet soviel wie «des Herren Leib». Das Fronleichnamsfest wird vielerorts auch Pranger- oder Blutstag genannt oder wird unter der Bezeichnung «Corpus Christi» gefeiert.
An Fronleichnam dreht sich alles um den katholischen Gedanken, dass Jesus im Brot und Wein unter uns ist. Der Feiertag geht zwar – nicht wie Pfingsten oder Weihnachten – direkt auf die Bibel zurück. Er steht jedoch in enger Verbindung zum letzten Abendmahl am Gründonnerstag.
An diesem Abend setzte Jesus Christus selbst das Sakrament der Eucharistie ein. Er reichte seinen Jüngern Wein und Brot mit den Worten «Das ist mein Blut» und «Das ist mein Leib».
Brot und Wein bei den Protestanten
Fronleichnam wird als Ideenfest bezeichnet, da sich die Feier nicht um ein Lebensereignis von Jesus dreht – wie etwa Ostern. Viel eher steht der Glaube der Kirche und seinen Anhängern im Vordergrund.
In der evangelischen Kirche ist Fronleichnam aber kein Begriff. Dies, weil evangelische Christen ein anderes Verständnis vom Abendmahl haben als Katholiken.
So geht die römisch-katholische Kirche durch das Sakrament der Eucharistie davon aus, dass Jesus in Brot und Wein präsent ist. Für die protestantische Glaubenslehre hingegen ist er «in, mit und unter Brot und Wein» gegenwärtig. Das heisst, nach dem Abendmahl und nach dem Feiertag sind Brot und Wein wieder nur Brot und Wein.
Prozession mit der heiligen Hostie
Das Fronleichnamsfest geht auf die Vision der Augustinernonne Juliana von Lüttich zurück. Sie berichtete im Jahr 1209, dass sie im Traum einen Mond gesehen hatte, der einen dunklen Fleck aufwies. Die Kirche deutet dies so, dass im Kalender bisher ein Fest zu Ehren des Altarsakraments fehlt.
1264 wurde der Festtag schliesslich von Papst Urban IV. in die Gesamtkirche eingeführt. In den 1270er-Jahren fand in Köln zum allerersten Mal eine prunkvolle Fronleichnamsprozession statt.
Und bis heute hat sich der Brauch nun in vielen Gemeinden gehalten. Die als Leib Christi verehrte Hostie wird dann in einer Monstranz durch die Strassen getragen. An diesen Prozessionen nimmt oft auch die ganze Gemeinschaft teil – mit örtlichen Vereinen, der freiwilligen Feuerwehr oder den Schulkindern.