Gastrosuisse: Hässiger Platzer spaltet seine Branche
Für Gastrosuisse-Chef Casimir Platzer ist die Ausweitung der Zertifikatspflicht auf Restaurants «verfassungswidrig». Damit spaltet er die Branche.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat will eine Covid-Zertifikatspflicht in Restaurants und Bars.
- Gastrosuisse-Chef Casimir Platzer regt sich fürchterlich über die Pläne des Bundes auf.
- Die Branche ist ab den Äusserungen ihres Chefs geteilter Meinung.
Am Mittwoch kündigte der Bundesrat an, dass das Covid-Zertifikat künftig in Restaurants zum Einsatz kommen soll. So sollen Schliessungen verhindert werden können, falls sich die Delta-Variante weiter ausbreitet.
Gastrosuisse-Chef Casimir Platzer (53) platzte daraufhin der Kragen. An einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz packte er den argumentativen Zweihänder aus: Eine Zertifikatspflicht sei «verfassungswidrig», die Gesellschaft werde gespalten und eine bereits geschundene Branche zu Grabe getragen, polterte der oberste Beizer.
Gastronomen gespalten
Gespalten ist nach Platzers Auftritt aber vor allem seine Gastrobranche. Sinnbildlich dafür ein Beispiel aus Zürich: Während Ruedi Bindella, dessen Unternehmen dort 23 Restaurants betreibt, einen erheblichen Mehraufwand durch die Zertifikatspflicht befürchtet, sagte der Zürcher Stargastronom Michel Péclard zum «Blick», er verstehe Platzer nicht: «Er hat sich verrannt».
Zahlreiche Wirte teilen die Haltung Péclards. Das ständige Gejammere nerve die Leute, ist der Ostschweizer Focacceria-Betreiber Florian Reiser überzeugt. «Der Widerstand gegen die Massnahmen ist kontraproduktiv.»
Auch «Platzhirsch»-Inhaber Sigi Gübeli findet in der Boulevard-Zeitung: «Casimir Platzer drückt für meinen Geschmack zu sehr auf die Mitleidsdrüse. So arm und benachteiligt, wie er tut, ist die gesamte Branche gar nicht.»
Hotelbranche nimmts gelassen
Für die Hotelbranche sind die Pläne des Bundesrats kein Drama. «In anderen Ländern gibt es die Zertifikatspflicht ja schon. Bei gewissen Betriebstypen führt das tatsächlich zu Einbussen, aber weit nicht überall», wird Hotelleriesuisse-Chef Andreas Züllig im «Blick» zitiert.
Züllig findet aber auch, dass es «laute Stimmen» wie Platzer brauche. «Wir von Hotelleriesuisse haben einen anderen Weg eingeschlagen. Wir versuchen, konstruktiv und lösungsorientiert zu agieren.»
Gleichzeitig stärken auch zahlreiche Wirte öffentlich Platzer den Rücken. Er selber fände es gut, wenn eine Debatte ausgelöst wurde. «Bei 30'000 Betrieben werden Sie sicher einige finden, die anderer Meinung sind.»