Gefahr am Bahnhof Bern? Trainerhosen-Rüpel attackiert Pendlerin

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Bern,

Im und rund um den Bahnhof Bern wird man oft angesprochen. Will man nicht reden, kann das hässige Reaktionen auslösen. Das musste eine Pendlerin erfahren.

Bern
Eine Pendlerin wurde vom Mann in grauer Trainerhose beschimpft, weil sie keine Zeit für seine Fragen hatte. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Mann hat eine Frau im Bahnhof Bern beschimpft, weil sie nicht mit ihm reden wollte.
  • Daten zeigen: In Bern passieren viele Belästigungen im ÖV und an Bahnhöfen.
  • Der Polizei werden solche Fälle jedoch eher selten gemeldet.

Wer regelmässig im und am Bahnhof Bern vorbeikommt, kennt es: Man wird oft angesprochen. Hier will jemand eine Unterschrift für eine Initiative, dort sammelt jemand Spenden für einen guten Zweck oder braucht Münz.

Dass diese Interaktionen auch in wüsten Auseinandersetzungen enden können, zeigt das Beispiel einer Pendlerin. Vera Keller* (24) kommt fast jeden Tag am Bahnhof vorbei. Sie sagt meistens, sie habe keine Zeit, wenn sie angesprochen wird.

Reden Sie gerne mit Fremden?

«Sonst müsste ich jeden Tag spenden oder etwas unterschreiben. Vor allem habe ich auch keine Lust, ständig mit Fremden zu sprechen. Ich möchte nur nach Hause oder in den Zug», sagt sie zu Nau.ch.

So auch an diesem Tag. Keller ist unterwegs zu den Gleisen, als sie sieht, wie ein Mann quer über den Bahnhof auf sie zusteuert. «Ich bin extra noch ausgewichen, um zu zeigen, dass ich keine Zeit habe.»

«Asoziale B**ch»

Das scheint den Mann, zirka 25 Jahre alt, in Trainerhosen und mit Käppi, nicht zu beeindrucken. «Hey, ich habe eine Frage», sagt er zu der jungen Bernerin. «Sorry, ich habe keine Zeit», antwortet sie und geht weiter.

Doch: «Das Nein akzeptierte er nicht – im Gegenteil. Jetzt wurde er aufdringlich und lief mir hinterher», so Keller. «Ich will etwas fragen, ich habe einfach eine Frage!», sagt er, nun in gereiztem Ton.

«Ich habe mich unwohl gefühlt und allmählich begann es auch, mich zu nerven. Also habe ich noch einmal ‹Nein!› gesagt», erzählt sie. Jetzt wird der Trainerhosen-Träger persönlich: «Asoziale B**ch», schimpft er Keller an.

Wollte Typ Bernerin anmachen?

«Er schien aber Angst vor der Konfrontation zu haben, denn danach lief er schnurstracks davon. Das war aber auch besser so, weil jetzt war ich stinksauer», sagt Keller. «Ich habe ihm noch hässig etwas zurückgerufen, aber er war zum Glück schon weg.» Schnell zückt sie aber noch ihr Handy, um ein Foto von dem Typen zu schiessen.

«Ich dachte im ersten Moment, der Mann sei ein Bettler. Aber die Bettler in Bern sind eigentlich fast immer höflich und alleine unterwegs, und der Mann hatte einen Freund dabei.» Eine Kollegin sagt Keller später, der Typ habe sie wohl anmachen wollen. «Möglich wäre es, aber egal, was er mich fragen wollte, es gab keinen Grund, mich zu beschimpfen.»

Fühlten Sie sich an einem Schweizer Bahnhof schon einmal belästigt?

Der Stadt Bern ist bekannt, dass man rund um den Bahnhof vergleichsweise oft angesprochen wird, wie es auf Anfrage heisst. Das findet der Informationsdienst aber auch logisch, denn der Bahnhof sei der meistfrequentierte Ort Berns.

Die Sozialhilfestelle Pinto beobachtet, dass es dort manchmal Bettlerinnen und Bettler habe – aber nicht «ständig». Man stelle «kein systematisches belästigendes Verhalten am Bahnhof fest».

Ein Viertel der gemeldeten Belästigungen passiert im und um den ÖV

Wird man sexuell belästigt, kann man das in Bern seit letztem Frühling beim Meldetool «Bern schaut hin» melden. Tatsächlich zeigen die Daten des Tools, dass seit der Einführung Ende April 2023 bis zum 31. Dezember rund ein Viertel der gemeldeten Vorfälle «im Kontext von ÖV» passierten.

«Also im Tram, Bus, Zug oder an Bus- und Tramstationen oder in Bahnhöfen.» Zehn Personen gaben an, explizit am Bahnhof Bern eine sexuelle oder queerfeindliche Belästigung erlebt oder beobachtet zu haben.

Bern
Die Kantonspolizei Bern führt im Bahnhof oft Patrouillen durch. (Archivbild) - keystone

Auch die Kantonspolizei kennt die Ansprech-Thematik, wie Sprecherin Lisa Schneeberger zu Nau.ch sagt. Damit sich Pendlerinnen und Pendler sicherer fühlen, führe man im Bahnhof oft Patrouillen durch.

Immerhin: «Bei der Kantonspolizei Bern gehen nur wenige Beschwerden von jungen Frauen ein, die sich am Bahnhof unwohl fühlen.»

*Name von der Redaktion geändert

Kommentare

User #5183 (nicht angemeldet)

Der Bahnhof Bern ist ein trauriges Kapitel. Die Politik will, dass das Volk ÖV nutzt und mutet den anständigen Bürgern diese Katastrophe zu. Never ever wann immer möglich. Da lobe ich mir den Individualverkehr, keine Anmache und kein Dreck.

User #1255 (nicht angemeldet)

Klar doch, es war eine sexuelle Anmache. Vielleicht wollte er aber auch ganz etwas anderes.

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