Rohstoffe: 63 Milliarden Dollar gehen im Elektroschrott verloren

Tanja Altenburger
Tanja Altenburger

Bern,

Über 63 Milliarden US-Dollar gingen 2022 schätzungsweise durch nicht recycelte Geräte verloren. Recycling von Elektroschrott bietet also grosses Potenzial.

Rohstoffe
Wenn ein Gerät nicht mehr gebraucht wird oder kaputt ist, sollte es fachgemäss entsorgt werden, damit wertvolle Materialien daraus recycelt werden können. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • E-Waste hat sich zur am schnellsten wachsenden Abfallkategorie weltweit entwickelt.
  • 2022 hatte der angefallene Elektroschrott laut der UN einen Wert von 91 Milliarden Dollar.
  • Ein Grossteil – rund 63 Milliarden Dollar – gehen in der Form von Rohstoffen verloren.

In unserem täglichen Leben sind elektrische Geräte allgegenwärtig. Nicht nur im Haushalt oder im Geschäftsumfeld, sondern auch im Transport oder auch bei der Energieproduktion werden sie gebraucht. Diese Entwicklung trägt zunehmend zur globalen Erzeugung von Elektroschrott bei.

Einerseits werden immer mehr traditionelle Produkte wie zum Beispiel Kleidung oder Möbel mit elektrischen Komponenten ausgestattet. Andererseits werden Geräte wie Kühlschränke, Staubsauger oder sogar Lampen unter dem Stichwort «Smart Home» mit immer mehr Sensoren und Chips ausgerüstet, damit man sie beispielsweise mit dem Smartphone von unterwegs steuern kann.

Rohstoffe
Durch Recycling können wertvolle Materialien für die Wiederverwendung zurückgewonnen werden. - Keystone

Die Geräte lassen sich in zwei Kategorien unterteilen: elektrische und elektronische Geräte. Zu den elektrischen Geräten gehören alle Technologien, die mit Strom arbeiten, dazu gehören Staubsauger, Kühlschränke, Herde, Waschmaschinen oder Klimaanlagen.

Elektronische Geräte enthalten meistens etwas mehr Technik und arbeiten mit Halbleitertechnologien. Beispiele dafür sind Computer, Smartphones, Drucker oder auch Videospielkonsolen.

E-Waste hat sich zur am schnellsten wachsenden Abfallkategorie weltweit entwickelt. Vom wertvollen Elektroschrott landet jedoch nur ein Bruchteil in der Recyclinganlage. Ein erheblicher Teil wird auf Mülldeponien gelagert oder anderweitig entsorgt.

Der finanzielle Wert der Rohstoffe, die so jedes Jahr verloren gehen, ist enorm. In einem Bericht schätzt die UN den Wert des Elektroschrotts im Jahr 2022 auf unglaubliche 91 Milliarden Dollar. Davon gehen rund 63 Milliarden Dollar in Form von Rohstoffen, die nicht recycelt werden, verloren.

Zahlen und Fakten Europa versus global

Besonders viel Elektroschrott fällt in Europa an. Laut «The Global E-Waste Monitor 2024» produzierte die Bevölkerung in Europa 2022 über 17,6 Kilogramm Elektroschrott pro Kopf. Die Europäerinnen und Europäer verursachen damit weltweit pro Kopf am meisten E-Waste.

Wie gross die Unterschiede weltweit sind, zeigt die UN in ihrem Bericht deutlich auf: In Ländern mit höherem Einkommen besitzen Personen durchschnittlich 109 Elektro- und Elektronikgeräte (ohne Lampen). In Ländern mit niedrigem Einkommen sind es nur durchschnittlich vier Geräte pro Person.

Auch wenn sich das Recyclingniveau je nach Land unterscheidet, weist Europa im internationalen Vergleich mit 7,5 Kilogramm dafür auch die höchste Pro-Kopf Sammel- und Recyclingrate aus. Dies ist gemäss «The Global E-Waste Monitor 2024» vor allem auf die fortschrittlichen Infrastrukturen der EU-Mitgliedstaaten zurückzuführen.

Rohstoffe
In der Schweiz ist es gar verboten, ausgediente Elektrogeräte in die Kehrichtabfuhr oder Sperrgutsammlung zu geben. - Depositphotos

Die Menge des weltweit produzierten Elektronikschrotts steigt rasant an. Doch die Bemühungen, diesen zu recyceln und so die Umweltbelastung zu reduzieren, hinken hinterher. Im Jahr 2022 wurde eine Rekordmenge von 62 Milliarden Kilogramm Elektroschrott weltweit erzeugt. Davon wurden jedoch lediglich 22,3 Prozent formell gesammelt und umweltgerecht entsorgt oder wenn möglich recycelt. Die momentanen Recyclingkapazitäten können mit dem globalen Anstieg des Elektroschrotts also nicht mithalten.

Globale Import- und Export-Hotspots

Während Regionen wie Nordamerika, Europa und Ostasien über Infrastrukturen zur Entsorgung von Elektroschrott verfügen und sogar einen Teil davon importieren, sind manche Schwellen- und Entwicklungsländer oft das Ziel unkontrollierter Exporte.

Der «The Global E-Waste Monitor 2024» schätzt, dass 2022 rund 800 Millionen Kilogramm Elektroschrott unkontrolliert in solche Länder exportiert wurden.

Rohstoffe
Ohne Recycling werden wertvolle Rohstoffe nicht zurück in den Produktionskreislauf gegeben. - Depositphotos

Mit teils schädlichen Folgen für Mensch und Umwelt. Denn: Oft wird ein Grossteil des exportierten Elektroschrotts irgendwo deponiert und manuell zerlegt, um an die wertvollen Materialien zu gelangen. Was übrig bleibt, wird anschliessend verbrannt.

Kreislaufwirtschaft als Lösung?

Die Ressourcen auf unserer Erde sind endlich. Um die abgebauten Rohstoffe nicht zu verschwenden, gibt es immer mehr Bestrebungen hin zu einem effizienteren Umgang mit diesen Materialien. Die Kreislaufwirtschaft könnte dabei die Lösung sein.

Das Konzept der Kreislaufwirtschaft zielt darauf ab, Materialien und Produkte so lange wie möglich zu teilen, zu leasen, wiederzuverwenden und zu recyceln. Dies verlängert den Lebenszyklus von Produkten und minimiert gleichzeitig die Menge an erzeugtem Abfall.

Wenn die Produkte irgendwann ihr Lebensende erreicht haben, soll durch Recycling möglichst viele Rohstoffe getrennt und wieder aufbereitet werden. Dadurch können natürliche Ressourcen geschont und die Treibhausgasemission reduziert werden.

System in der Schweiz

In der Schweiz werden laut Swico Recycling an über 6000 Stellen ausgediente elektronische Geräte entgegengenommen. Dies ermöglicht sehr hohe Rücklaufquoten von bis zu 95 Prozent. Händler, Hersteller und Importeure sind in der Schweiz verpflichtet, ausgediente Elektrogeräte, die sie in ihrem Sortiment führen, gratis zurückzunehmen.

Da die Schweiz nicht Mitglieder der EU ist, hat sie eigene Gesetze in Bezug auf Recycling erlassen. Diese Vorschriften sind im Vergleich zum Ausland deutlich strenger.

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Die Extraktion von Kupfer aus recyceltem Material erfordert etwa 80 Prozent weniger Energie im Vergleich zur Gewinnung aus Erzen. - Pixabay

Metalle wie Kupfer oder Nickel, die von der EU als kritische Rohstoffe eingestuft werden, lassen sich gut recyceln. Kupfer ist in vielen Geräten wegen seiner hervorragenden Leitfähigkeit verbaut.

Auch Nickel gehört gemäss dem Nickel Institute mit einer Recyclingrate von 68 Prozent zu den Metallen mit der höchsten Recycling-Effizienz. Der Rohstoff kommt unter anderem in Batterien für Elektrofahrzeuge zur Anwendung. Der Bedarf hat in den letzten Jahren stark zugenommen.

Die Zukunft von E-Waste

Die weltweite Elektroschrottproduktion wird bis zum Jahr 2050 voraussichtlich 120 Millionen Tonnen pro Jahr erreichen, wenn die derzeitigen Trends anhalten. Die Menge entspricht doppelt so viel Elektroschrott, wie bereits heute anfällt. Das geht aus einem Bericht der «Platform for Accelerating the Circular Economy (PACE)» und der «UN E-Waste Coalition» hervor. In dem Bericht wird die Notwendigkeit einer Kreislaufwirtschaft betont.

So erwartet «The Global E-Waste Monitor 2024» beispielsweise auch, dass sich der Elektroschrott von Photovoltaik-Anlagen innert acht Jahren vervierfachen wird. Der Bericht rechnet bis 2030 mit bis zu 2,4 Milliarden Kilogramm E-Waste von Solarpanels – 2022 sind es im Vergleich dazu «nur» 0,6 Milliarden Kilogramm.

Die Mitglieder der Organisationen nennen einige potenzielle Lösungen. Dazu gehört das Design langlebiger Produkte. Ebenso sinnvoll sind Rückkauf- und Rückgabesysteme für gebrauchte Elektronikgeräte, wie sie in der Schweiz bereits etabliert sind.

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