Gefangenschaft bei den Taliban: Schweizer Geiseln berichten
Ein Schweizer Paar, das 259 Tage in Taliban-Gefangenschaft verbrachte, tourt nun 13 Jahre später mit Vorträgen durch die Schweiz und teilt seine Erfahrungen.
Die Schweizer Daniela Widmer und David Och wurden 2011 in Pakistan von den Taliban entführt. Das Paar war gerade auf dem Rückweg mit ihrem VW-Bus aus Indien.
Jetzt, 13 Jahre später, halten sie Vorträge in der Schweiz über ihre Erfahrungen.
Erlebnisse in Vorträgen verarbeiten
Über 259 Tage waren sie in der Gefangenschaft der Taliban. Ihre Geschichte hat das Land bewegt und wirft noch immer Fragen auf.
Die beiden ehemaligen Polizisten wurden während einer Reise durch Pakistan entführt. Wie «SRF» berichtet, verschleppten die Taliban sie in die Extremisten-Hochburg Nord-Waziristan, wo sie unter prekären Bedingungen festgehalten wurden.
Flucht nach Gefangenschaft bei Taliban
Widmer und Och gelang nach achteinhalb Monaten die Flucht. Laut «DW» lebten sie in ständiger Todesangst, nicht nur vor ihren Entführern.
Sondern auch vor möglichen amerikanischen Drohnenangriffen mussten sie sich fürchten. Ihr Standort lag mitten im Kriegsgebiet, ständig habe man Schüsse gehört und es seien US-Drohnen präsent gewesen.
«Die Taliban behandelten uns nicht schlechter als sich selbst. Sie hatten einfach nichts, und wir mussten ihr Leben leben», beschrieb Widmer gegenüber «20 Minuten».
Kontroverse Rückkehr
Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz stiessen Widmer und Och auf Kritik. Viele warfen ihnen vor, leichtsinnig gehandelt zu haben.
Die «Luzerner Zeitung» berichtet, dass das Paar bis heute gegen Vorurteile kämpft. Trotz der Kritik veröffentlichten sie 2013 ein Buch über ihre Erfahrungen.
Gemäss «FTMedien.ch» erreichte es Platz 1 der Schweizer Bestsellerliste und wurde später verfilmt. Der Film erschien unter dem Titel «Und morgen seid ihr tot».
Vorträge über Erlebnisse in der Gefangenschaft der Taliban
Die Vortragsreihe bietet dem Paar nun die Möglichkeit, ihre Geschichte aus erster Hand zu erzählen. «MySwitzerland» zufolge teilen sie dabei Details über ihren Alltag in Gefangenschaft und die Herausforderungen nach ihrer Rückkehr.
Widmer erinnert sich in einem Interview mit «20 Minuten»: «Die hygienischen Bedingungen waren katastrophal! Schmutziges Wasser, Fladenbrot und Kartoffeln waren monatelang das Einzige, was es gab.»
David Och erkrankte in der Zeit dreimal an Malaria.
Aufarbeitung und Reflexion
Heute leben Widmer und Och getrennte Leben. Widmer ist inzwischen Gemeindepräsidentin in Bellikon und Mutter von zwei Kindern.
Och hat sich beruflich neu orientiert. Ihre Erfahrungen haben sie geprägt.
In Interviews betonen sie die Wichtigkeit von Resilienz und den Wert der Freiheit. Sie hoffen, mit ihren Vorträgen das Bewusstsein für die komplexe Situation in Konfliktregionen zu schärfen.