Geflüchtete aus Lampedusa wollen kaum in die Schweiz

Etienne Sticher
Etienne Sticher

Bern,

Tausende Flüchtlinge kommen in Lampedusa an, in die Schweiz kommen aber die wenigsten von ihnen. Die Balkan-Route ist hierzulande wichtiger.

Lampedus
Ein weiteres Boot mit Flüchtlingen kommt auf Lampedusa an. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Geflüchteten auf Lampedusa wollen kaum in die Schweiz.
  • Laut dem SEM ist die Balkanroute weiterhin relevanter als die Mittelmeerroute.
  • Das Staatssekretariat für Migration rechnet dieses Jahr mit 28'000 Asylgesuchen.

Auf Lampedusa herrscht wegen der Ankunft tausender Flüchtlinge innert kurzer Zeit Chaos. Viele Geflüchtete werden von der kleinen italienischen Insel auf das Festland gebracht, von wo sie oft Richtung Norden weiterreisen. Doch die offizielle Schweiz macht sich deswegen keine Sorge, Flüchtlinge von Lampedusa würden selten hierherkommen.

Wie «SRF» berichtet, kommen viele der Geflüchteten, die auf Lampedusa ankommen, aus Westafrika. Seit Anfang Jahr seien es rund 25'000 Personen auf Guinea und der Elfenbeinküste gewesen. In der Schweiz sind aber bloss 350 Asylgesuche von Personen aus diesen Ländern eingereicht worden.

Lampedusa
Auf Lampedusa sind in den letzten Tagen tausende Flüchtlinge angekommen. - keystone

Menschen aus Westafrika hätten bislang nicht unbedingt die Schweiz als Zielland gewählt, erklärt das Staatsekretariat für Migration (SEM). Dessen Sprecher sagt: «Wir gehen nicht davon aus, dass viele Menschen aus Lampedusa den Weg in die Schweiz finden werden.»

Relevanter sei die Balkanroute, die wichtigsten Herkunftsstaaten sind die Türkei und Afghanistan. Das SEM spricht von einem «Nachholeffekt»: Während der Pandemie seien viele Flüchtlinge unterwegs gestrandet. Nun sei der Druck gross, aus Ländern wie der Türkei weiterzureisen.

Asly
Leere Betten im Asylzentrum in Adliswil: Mit Geflüchteten von Lampedusa werden sie wohl kaum belegt werden. - keystone

Im August sind dieses Jahr 3001 Asylgesuche eingereicht worden. Dies sind 38 Prozent mehr als im Juli und 47 Prozent mehr als im August vor einem Jahr. Zudem sind 740 Personen im Asylprozess.

Bis Ende Jahr rechnet das SEM in seinem wahrscheinlichsten Szenario mit 28'000 Asylgesuchen, die Flüchtlinge aus der Ukraine nicht eingerechnet. Die Unterbringungslage ist zwar angespannt, der SEM-Sprecher sagt aber: «Wir gehen davon aus, dass wir knapp über die Runden kommen.»

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Die 28'000 Asylgesuche sind nicht das einzige Szenario des SEM. In einem anderen, jedoch unwahrscheinlicheren wird mit 40'000 Asylgesuchen gerechnet.

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