Gehören Statuen und Gedenkmäler von Sklavenhaltern ins Museum?

Nick Mäder
Nick Mäder

Bern,

Im Ausland werden derzeit verschiedene Statuen und Gedenkmäler aufgrund ihrer rassistischen Vergangenheit entfernt. Sollte die Schweiz nachziehen?

Statuen Sklavenhandel
Statuen werden weltweit entfernt: In Bristol haben Demonstranten kürzlich das Denkmal eines Sklaventreibers ins Hafenbecken geworfen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Weltweit werden verschiedene Statuen aufgrund ihres rassistischen Hintergrundes entfernt.
  • Auch in der Schweiz geben mehrere Denkmäler bedeutender Personen zu reden.
  • Sie zu entfernen ist laut einem Historiker aber nicht die richtige Lösung.

Edward Colston in Bristol (UK), Christoph Kolumbus in Boston (USA) und König Leopold II in Antwerpen (Belgien). Weltweit bringen antirassistische Demonstranten derzeit verschiedene Statuen zu Fall.

Einige von ihnen werden in Museen verschoben, andere gänzlich entfernt. Die Message ist klar: Denkmäler, die mit Sklaverei und Rassismus zu tun haben, sollen entfernt werden - und zwar sofort.

Juso verdeckt Denkmal in Rünenberg (BL)

Damit stossen die Demonstranten in der Politik auf offene Ohren - zumindest teilweise. So kündigte der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan kürzlich an, alle Statuen und Strassennamen mit rassistischem Hintergrund zu überprüfen. Wo nötig, sollen die Denkmäler entfernt werden.

Khan
Sadiq Khan, Bürgermeister Londons und Scotland-Yard-Chefin Cressida Dick - Keystone

Auch die Schweiz ist von der Diskussion nicht gelöst. In Rünenberg (BL) haben Mitglieder der Juso das Denkmal von Johann Sutter, der als General Sutter bekannt war, verdeckt. Sutter legte im 19. Jahrhundert den Grundstein für Kaliforniens Hauptstadt Sacramento, wo es ebenfalls ein öffentliches Andenken an ihn gibt.

Doch der in der Region Basel aufgewachsene Sutter hat nicht nur Geschichte geschrieben, sondern auch für viel Leid gesorgt. Sutter war ein Sklaventreiber, der sich auf den Handel mit Kindern von amerikanischen Ureinwohnern spezialisiert haben soll. Deshalb wurde kürzlich auch sein Denkmal in den USA beschädigt.

Umstrittene Statuen in Neuenburg und Zürich

General Sutter ist längst keine Ausnahme unter den Schweizer Gedenkmälern, welche einen rassistischen Hintergrund haben. In Neuenburg läuft derzeit eine Petition, welche die Entfernung der Statue von David de Pury fordert. Dieser trug wesentlich zum Bau und der Verschönerung der Stadt bei, verdiente aber ein beträchtliches Einkommen aus dem Sklavenhandel.

Alfred Escher
Das Denkmal für Alfred Escher vor dem Zürcher Hauptbahnhof. - keystone

Und in Zürich sorgt die Alfred-Escher-Statue für Diskussionen. Der Schweizer Historiker Hans Fessler fordert schon lange deren Verschiebung in ein Museum. Obwohl Escher als Vater der SBB, Credit Suisse und der ETH gilt, hat auch er eine dunkle Seite. Vor einigen Jahren wurde bewiesen, dass das Vermögen der Familie Escher teilweise aus Sklavenarbeit von Kaffee-Plantagen in Kuba stammt.

Verschiebung Schweizer Statuen in Museen?

Eine Hinterfragung dieser Statuen empfindet deshalb auch der Schweizer Historiker, Christoph Koller, als sinnvoll. «Wie ihr Name schon sagt, sollen Denkmäler zum Denken anregen», sagt der Direktor des Schweizerischen Sozialarchivs auf Anfrage.

Sollten Schweizer Statuen und Denkmäler, die mit Rassismus und Sklaverei zu tun haben, entfernt werden?

Eine Entfernung oder eine Verschiebung in ein Museum sieht Koller etwas kritischer: «In manchen Fällen mag das Sinn machen. Es wäre aber zu einfach, die Statuen in ‹gut› und ‹böse› einzuteilen und anschliessend zu entfernen.»

Die meisten historischen Persönlichkeiten hätten positive und negative Seiten. «Zudem kann ein Denkmal auch dazu anregen, über beides nachzudenken», so Koller.

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