Céline Dion

Gen Z bezeichnet selbst Oldies als «Tiktok-Songs»

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Bern,

Es ist ein interessantes Phänomen: In den sozialen Medien gehen auch alte Lieder immer wieder viral. Doch die jungen Leute wissen oft nicht, was sie da hören.

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«It's Tricky» von Run-DMC erschien in den 80er-Jahren. Dennoch taucht das Lied im Rahmen einer Challenge öfters auf Tiktok auf. - TikTok / @salvatore.roccaro

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Generation Z entdeckt dank Social Media alte Lieder neu.
  • Allerdings kennen sie die Musik dann oft einfach als «Tiktok-Songs».
  • Experten ordnen ein, was das für die betroffenen Songs heisst.

«It's Tricky» von Run-DMC und «It's All Coming Back to Me Now» von Céline Dion haben etwas gemeinsam: Trotz ihres relativ hohen Alters sind sie bei vielen jungen Social-Media-Usern beliebt.

Beide Songs sind sogar Teil einer Tiktok-Challenge – in zahlreichen Videos werden die Klänge geteilt. Der Run-DMC-Hit aus dem Jahr 1986 wird benutzt, wenn es im Tiktok-Clip darum geht, eine oder mehrere Entscheidungen zu treffen (Video oben).

Bei Céline Dions Klassiker von 1996 geht es darum, ihn möglichst dramatisch zu performen. Wie das unter anderem die Radsport-Mannschaft «Soudal Quick-Step» bei ihrer Trikot-Präsentation getan hat.

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«Soudal Quick-Step lässt die beste Castelli-Radtrikot-Enthüllung aller Zeiten fallen!» - TikTok / @soudal_quickstepteam

Und es gibt noch zahlreiche andere Beispiele für solche auf Tiktok wiederauferstandenen Oldies. «Running up That Hill» von Kate Bush (1985) genauso wie «Bye Bye Bye» von NSYNC (2000). Doch was bedeutet es für die betroffene Musik, wenn sie auf Tiktok viral geht?

Einerseits besteht das Problem, dass die Songs von der Gen Z gar nicht mehr als Klassiker wahrgenommen werden. Jugendforscher Fabio Emch erklärt: «Menschen, die die Songs nicht aus der eigentlichen Zeit kennen, wo diese herauskamen, nehmen diese als Tiktok- oder Social-Media-Songs wahr.» Céline Dion macht aus Sicht der Jungen also «Tiktok-Songs».

Tiktok ist für Musiker eher Segen als Fluch

Der Gründer der Jim & Jim AG und Herausgeber der Studie «Junge Schweizer*innen 2023» betont aber: Es ist grundsätzlich nicht negativ, wenn ein Song von den Jungen aufgegriffen wird.

Benutzen Sie Tiktok?

«In den allermeisten Fällen muss man es wohl als Kompliment sehen», sagt Emch. Allenfalls könnte es eine Beleidigung sein, wenn es sich um einen Trend handelt, der negative Themen behandelt. «Aber sogar hier sehe ich es tendenziell als Kompliment», so der Experte.

Ähnlich schätzt es auch Lorenz Haas, Geschäftsführer des Schweizer Musiklabel-Verbands IFPI, ein: «Es kann kaum eine Beleidigung sein, wenn jemand deinen Song gut und geeignet findet, um damit ein Video zu machen.» Gerade bei einem bereits etwas älteren Song sei dies das grösste Kompliment.

Haas hält zudem fest, dass kein Titel zufällig oder gegen den Willen der Künstlerin oder des Künstlers auf der Plattform landet. Stattdessen muss er lizenziert werden. Wenn ein Song erfolgreich auf Tiktok ist, winken schöne Einnahmen, so der Experte. Denn Erfolg auf der Plattform bedeute oft auch Erfolg bei herkömmlichen Streamingportalen.

Anspruch an Musik könnte sich verändern

Klar ist laut Haas aber auch: «Es ist sicher nicht jede Musik für Tiktok geeignet, sie muss schnell auf den Punkt kommen und ‹catchy› sein.» Es sei denkbar, dass sich durch die Kurzvideos die Aufmerksamkeitsspanne der Hörer reduziert. Der Anspruch an die Musik könnte darunter leiden.

Allerdings glaubt Haas langfristig nicht an eine solche negative Entwicklung: «Ich halte dies auf längere Sicht für wenig realistisch, weil der Konsum von 30-Sekunden-Musik schnell ermüdet und sich die Hörer dann gerne wieder anderen Formaten zuwenden.»

Kommentare

User #5052 (nicht angemeldet)

Social Media ist einer der Gründe warum Menschen immer wie weniger fähig sind, im realen Leben anständig zu kommunzieren. Die jeweiligen Bubbles, werden dann in das reale Leben transportiert. Nur ist das reale Leben halt nicht wie das Internet und die asozialen Medien. Mir tun Individuen leid die Social Media USEN müssen, erst recht die Erwachsenen. Sie glauben sie können wieder zurück in die Teenie-Zeit welche aber nur von 13-19 dauert deswegen ja "Teen" im Teenager. Perfid

User #7448 (nicht angemeldet)

Schon bald dümmer als die Polizei erlaubt.

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