Gen Z braucht immer mehr hochdeutsche Begriffe

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Zürich,

«Pfärd» statt «Ross», «Butter» statt «Anke» oder «deswäge» und «becho» statt «drum» und «übercho»: Die Jungen benutzen viele hochdeutsche Ausdrücke.

Generation Z
In der US-Umfrage «Planning & Progress» wurden 2700 Menschen zum Thema Geld und dessen Einfluss auf das Leben befragt. - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Deutschsprachige Influencer, Podcasts und Co. beeinflussen die Schweizer Dialekte.
  • So benutzen vor allem junge Menschen immer mehr deutsche Begriffe statt Dialektwörter.
  • Schweizerdeutsch wird jedoch bleiben, sind ein Experte und eine Expertin überzeugt.

Die Sprache befindet sich ständig im Wandel – alte Begriffe verschwinden, neue tauchen auf. Der neueste Trend: Viele hochdeutsche Wörter werden eingeschweizert. Expertinnen und Experten haben den Eindruck, dass das vor allem die Jungen tun.

Deutschprofessorin Elvira Glaser von der Universität Zürich sagt zu Nau.ch: «Es ist wahrscheinlich so, dass junge Menschen mehr hochdeutsche Begriffe brauchen als ältere.»

Klar ist für sie aber: «Es kommen immer mehr solche Ausdrücke dazu.» Das hänge mit dem Medienkonsum zusammen, aber auch mit der Mobilität. «Die Jungen kommen im Ausgang, bei der Arbeit und beim Reisen viel mehr in Kontakt mit gesprochenem Hochdeutsch Gleichaltriger.»

Diese Ansicht teilt auch Germanist Martin Graf – «aber mehr als ein Eindruck ist es nicht.» Man könne dazu kaum Zahlen erheben.

«Butter für Anke»

Neue Wörter kommen dazu, alte gehen vergessen – etwa solche aus der Landwirtschaft. «Die junge Generation hat keinen Bezug mehr dazu. Sie kennt die Wörter eher von den gekauften Gegenständen her. Zum Beispiel Butter für Anke», erklärt Glaser.

Weitere Beispiele für importierte Wörter: Becho statt übercho, Pfärd statt Ross, Pfütze statt Glungge oder Loiezaa für Chrottebösche, Söiblueme und ähnliches. «Aber auch ein Monatsname wie Augschte weicht dem hochdeutschen, aber schweizerdeutsch interpretierten Auguscht», sagt Glaser.

Was sagen Sie?

Graf ergänzt: «Bei meinen eigenen Kindern bemerke ich vor allem, dass sie manchmal hochdeutsche Wörter einschweizern wie Striichhölzli, Schnüersenkel oder Taschetuech.» Dabei gebe es dafür ja eigentlich Helvetismen.

Influencer bringen Hochdeutsch in die Schweiz

Auch deswäge statt drum oder darum höre er immer wieder. «Allerdings ist das Wort auch in der traditionellen Mundart weitverbreitet. Es ist daher schwer zu sagen, welches deswäge aus der hochdeutschen Sprache entlehnt ist.»

Verantwortlich für solche Importe sieht Graf diverse Medien: «Ich vermute, dass vor allem die Sprache der Youtuber, Podcaster und Co. dahintersteckt. Und wohl auch geschriebenes Hochdeutsch.»

Dass hochdeutsche Begriffe in Schweizer Dialekten übernommen werden, ist aber keineswegs ein neues Phänomen. Das passiert schon seit Jahrzehnten. Beispiele dafür sind laut Graf Fachbegriffe, für die es in der Mundart kein passendes Wort gebe.

«Schweizerdeutsch wird überleben»

Dass wir in ein paar Jahren alle Hochdeutsch sprechen, glaubt Graf aber nicht. «Schweizerdeutsch wird überleben. Auch ein Standardschweizerdeutsch wird es nicht geben, aber vielleicht grössere Regionaldialekte.»

Das sieht auch Glaser so: «Die Dialekte verlieren lokale Sonderformen und werden etwas grossräumiger. Die Sprache der Zentren Bern und Zürich breitet sich in ihrer Umgebung aus.»

In die Zukunft schauen könne man nicht, denn Sprachwandel sei von vielen Faktoren abhängig, so Graf – aber: «Sicher sagen kann man auf alle Fälle, dass man nicht flächendeckend Hochdeutsch sprechen wird. Denn dafür sind die Bedingungen aktuell nicht gegeben.»

Kommentare

User #5923 (nicht angemeldet)

Auch ich in SG.

User #8446 (nicht angemeldet)

20 Jahre???? Wir haben schon vor über 50Jahren hochdeutsch in der Schule gelernt. Schreiben ,sprechen !!! Hochdeutsch war zu dieser Zeit schon aktuell. 20 Jahre da liegen sie weit zurück

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