Gen Z ist öfter Single als ältere Generationen
Fast die Hälfte der Generation Z führt keine Beziehung. Woran liegt das? Haben die Jungen etwa ein Bindungsproblem?
Das Wichtigste in Kürze
- Laut einer Studie sind viele der Gen Z ungewollt single – wieso?
- Einige haben bereits Enttäuschungen erlebt und seien deshalb vorsichtig, so ein Experte.
- Ein weiterer Grund sei der Wunsch nach Selbstverwirklichung.
Der Valentinstag rückt näher und es scheint, als ob überall nur noch verliebte Pärchen zu sehen sind. Doch eine genaue Betrachtung zeigt ein anderes Bild: Laut einer Studie von der Dating-Plattform «Parship» sind viele junge Menschen der Generation Z ungewollt single.
Vorurteile besagen oft, dass jüngere Leute nur ihren Spass haben wollen und keine ernsthafte Beziehung führen können. Aber ist da wirklich etwas dran?
Eric Hegmann, Paartherapeut aus Hamburg, sagt klar: Nein! Denn das Single-Dasein ist nicht immer eine bewusste Entscheidung.
Nur wenige möchten keine Beziehung
Laut Studienergebnissen führen 44 Prozent der befragten Gen-Z-Mitglieder keine Beziehung – ein höherer Prozentsatz als in anderen Altersgruppen.
«Aber wir beobachten, dass einige junge Menschen bereits Enttäuschungen erlebt haben, die sie vorsichtig werden lassen», erklärt Hegmann.
Trotz hoher Single-Quote unter den 18- bis 29-Jährigen bedeutet dies nicht zwangsläufig auch Zufriedenheit mit dem Alleinsein. «Nur 35 Prozent der Singles dieser Altersgruppe möchten keine Beziehung», so Hegmann gegenüber dem «RND». Das bedeutet, dass zwei Drittel der Gen-Z-Singles aktiv auf Partnersuche sind.
Wie lässt sich erklären, dass gerade in dieser Altersklasse so viele Menschen keine Beziehung führen, obwohl sie es anscheinend wollen?
«Das kann unter anderem daran liegen, dass sich diese Generation in Sachen Liebe und Beziehung noch in der Phase befindet, in der sie Erfahrungen sammelt und sich ausprobiert», sagt der Paartherapeut.
Wunsch nach Selbstverwirklichung
Ein weiterer Grund für die hohe Single-Quote: die Bindungsbereitschaft unter Jüngeren. Diese ist naturgemäss noch nicht so hoch wie jenseits der 30. Hier rückt beispielsweise das Thema Familienplanung stärker in den Fokus und die durchschnittliche Beziehungsdauer steigt.
Tatsächlich bekommen Frauen immer später ihr erstes Kind: Im Jahr 2020 lag das Durchschnittsalter in Deutschland bei 30,2 Jahren für Frauen und bei Männern bei 33,2 Jahren.
Fachleute gehen davon aus, dass dies mit dem Wunsch nach Selbstverwirklichung und Ausbildung zusammenhängt, so berichtet «RND». Dies könnte auch erklären, warum jüngere Generationen ihre Entscheidungen zur festen Bindung weiter nach hinten im Leben verlegen.
Monogamie oder doch eine offene Beziehung?
Auffällig ist auch: Etwa ein Drittel der Gen-Z-Singles hatte noch nie eine feste Beziehung. «Es ist nicht ungewöhnlich, dass junge Menschen, die Erfahrungen sammeln und sich ausprobieren, weniger feste Bindungen eingehen», sagt Hegmann.
Die Offenheit für alternative Beziehungsmodelle ist bei der Gen Z grösser als in anderen Altersklassen. Das Spektrum reicht von Freundschaft plus über offene Beziehungen bis hin zu Polyamorie.
Dennoch können sich laut einer «Parship»-Studie aus dem vergangenen Jahr 92 Prozent der Gen Z eine monogame Beziehung vorstellen.