Generation Z will nicht bei den Eltern ausziehen
Heute bleiben Junge länger im Haus von Mama und Papa – einerseits, weil sie sich gut mit ihren Eltern verstehen. Andererseits, weil Ausziehen zu teuer ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Ausziehen ist für die Jungen weniger wichtig als für frühere Generationen.
- Viele verstehen sich gut mit ihren Eltern oder müssen wegen Homeoffice nicht zügeln.
- Aber: Viele haben aus finanziellen Gründen auch gar nicht die Möglichkeit, auszuziehen.
Mit 18 von Zuhause ausziehen ist nicht mehr – die Generation Z bleibt gerne bei den Eltern wohnen. Weil es ihnen dort so gut gefällt.
«Es ist heute weniger wichtig für junge Menschen auszuziehen», sagt Jugendforscher Simon Schnetzer zu Nau.ch. «Viele verstehen sich sehr gut mit ihren Eltern. Egal ob Ausbildung, Studium oder Beruf, vieles geht mittlerweile vom Homeoffice aus und erfordert keinen Umzug mehr.»
Doch die gute Beziehung zu Mami und Papi oder die Homeoffice-Möglichkeiten sind nicht die einzigen Gründe. Inflation, Mieterhöhungen und hohe Stromkosten machen das Wohnen – und das Leben – teuer.
Junge machen aus Kostengründen Fernstudium
Das spüren auch die Jungen. «Die finanzielle Situation ist sowohl bei Jugendlichen als auch bei ihren Eltern häufiger angespannt. Dadurch fällt der Schritt zur eigenen Wohnung in Anbetracht der hohen Mietpreise deutlich schwerer», sagt Schnetzer.
Eine Umfrage des Bundesamts für Statistik im Jahr 2020 ergab: Im Durchschnitt hatten 35 Prozent der Studierenden Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche. Die grössten Probleme hatten Studierende an den grössten Hochschulen und in den Stadtzentren.
«Seit 2020 hat sich die Lage für die Studierenden stark verschlechtert», sagt Nadège Widmer vom Studierendenverband VSS.
«Der Kompromiss zur eigenen Studentenwohnung ist mittlerweile, dass Studierende sich ein Zimmer teilen», sagt Jugendforscher Schnetzer. «Oder dass sie lieber ein Fernstudium annehmen, weil es günstiger ist.»
Budgetberater Philipp Frei ergänzt: «Die steigenden Kosten für Miete und Strom treffen junge Menschen, die oft noch ein kleines Budget haben, besonders. Zudem sind günstige Wohnungen aktuell knapp – das macht den Schritt in die erste eigene Wohnung natürlich schwieriger.»
Eltern greifen Kids bei Wohnung finanziell unter die Arme
Und er glaubt, dass Eltern heute ihre erwachsenen Kinder häufiger finanziell unterstützen als noch vor fünf Jahren. «Wir haben relativ viele Anfragen, ob und in welchem Umfang Eltern ihre Kinder bei einer eigenen Wohnung unterstützen sollen. Eine Statistik dazu haben wir nicht, aber gefühlt nimmt es zu.»
Auch Schnetzer vermutet: «Dass diejenigen, die doch ausziehen, aus Familien kommen, die es sich leisten können, ihre Kinder trotz Krisenzeiten zu unterstützen.»
Aus eigener Leistung heraus sei es heute deutlich schwerer als vor fünf Jahren, sich eine Wohnung leisten zu können. Ausnahmen wie Social-Media-Sternchen oder erfolgreiche Startupper gebe es, doch das sei nicht die Regel.
Für den Jugendforscher steht fest, dass die Entwicklung für die jungen Menschen Nachteile punkto Selbständigkeit hat: «Ausziehen ist eine wichtige Schule des Lebens und eine super Gelegenheit, um den Horizont zu erweitern. Das bleibt immer mehr Jugendlichen verwehrt.»