Gewerkschaften setzen erste Pflöcke für Lohnverhandlungen
Gewerkschaften fordern kürzere Arbeitstage, Teuerungsausgleich, bezahlte Reisezeiten und höhere Löhne. Am 17. Mai sind Demos in Zürich und Lausanne geplant.

Die Gewerkschaften fordern für den neuen Landesmantelvertrag im Bauhauptgewerbe kürzere Arbeitstage, den garantierten Teuerungsausgleich, bezahlte Reisezeiten zu Baustellen und eine substanzielle Lohnerhöhung. Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, rufen sie für den 17. Mai zu Demonstrationen in Zürich und Lausanne auf.
Der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) will sich erst nach der ersten Verhandlungsrunde vom 7. Juli «konkret zu allfälligen Forderungen der Gewerkschaften» äussern. So hiess es beim SBV am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Der seit 1. Januar 2023 bestehende Landesmantelverband (LMV) im Bauhauptgewerbe für rund 80'000 Bauarbeiter läuft Ende Jahr aus. Das wichtigste Anliegen der Bauarbeiter bei diesen Verhandlungen sind familienfreundlichere Arbeitszeiten, wie die Gewerkschaften Unia und Syna am Montag vor den Medien feststellten.
Arbeitsbedingungen nicht mit Familienleben vereinbar
Die derzeitigen Arbeitsbedingungen mit einer geplanten Arbeitszeit von meistens neun Stunden pro Tag im Sommer, mit zusätzlich ein bis zwei Überstunden pro Tag und unbezahlter Reisezeit seien nicht mit einem Familienleben vereinbar. Dies erklärte Nico Lutz, Leiter Sektor Bau der Unia. Darum forderten die Bauarbeiter nun, dass acht Stunden genug sein müssten.
Lange Arbeitstage und steigender Druck erhöhten das Unfallrisiko. Die Gesamtzahl der Unfälle habe in den letzten zehn Jahren zwar abgenommen, aber die Zahl schwerer Unfälle steige. In den vergangenen zehn Jahren sei mit weniger Bauarbeitern deutlich mehr gebaut worden.
Der Bau erlebe derzeit einen massive Branchenabwanderung, stellte Simon Constantin, von der Unia fest. Jeder zweite ausgebildete Maurer verlasse die Branche früher oder später. Zudem habe sich innerhalb von zehn Jahren die Zahl der neuen Maurerlehrlinge halbiert. Aufgrund der anstehenden Pensionierungen werde bis Ende 2040 einer von drei Maurern fehlen.
Gewerkschaft warnt vor zunehmendem Lohndruck im Baugewerbe
Die Löhne der Bauarbeit hinkten den steigenden Lebenskosten hinterher, erklärte Guido Schluep, Co-Branchenleiter Bau der Gewerkschaft Syna. Der Anstieg der Mietpreise in städtischen, aber auch ländlichen Gebieten und die ungebremst steigenden Krankenkassenprämien verschärften die finanzielle Lage der Bauarbeiter weiter.
Während ihre Löhne zwischen 2016 und 2022 zurückgegangen seien, seien die Umsätze im Bauhauptgewerbe um fast 20 Prozent gestiegen. Der Hauptgrund für diese ungleiche Entwicklung seien mehrere Nullrunden bei den Lohnverhandlungen in dieser Periode, so Schluep.
Zur Lohnentwicklung betonte der Baumeisterverband am Montag auf Anfrage, dass im Schweizer Bauhauptgewerbe die höchsten gewerblichen Löhne Europas bezahlt würden. Diese wollten die Baumeister auch künftig erhalten. Im Herbst 2024 hätten sich die Sozialpartner auf generelle Lohnerhöhungen von 1,4 Prozent für alle Beschäftigten geeinigt. Die SBV-Lohnerhebung 2025 zeige, dass per Januar 2025 die Löhne des LMV-Personals im Schnitt sogar um rund 1,7 Prozent zugenommen hätten.
Bauarbeiter fordern Verbesserungen bei Arbeitszeiten
Seit 2019 sind laut Angaben des SBV die Löhne um insgesamt 7,5 Prozent erhöht worden. Das Bauhauptgewerbe habe damit die Kaufkraft weit mehr gestärkt als die Schweizer Wirtschaft im Allgemeinen. Die Gewerkschaften gehen davon aus, dass die Vertragsverhandlungen 2025 nicht einfach sein werden.
Aber die Bauarbeiter hätten in der Vergangenheit Verschlechterungen im Vertrag verhindern können. Und würden auch dieses Mal keine akzeptieren, erklärte Lutz. Es brauche einen neuen Landesmantelvertrag, der insbesondere Verbesserungen bei den Arbeitszeiten enthalte.
Grossdemo am 17. Mai angekündigt
Anfang April habe es erste Sondierungsgespräche zwischen den Sozialpartner gegeben. Zwischen Juli und Oktober seien fünf Verhandlungsrunden geplant. Die Bauarbeiter seien bereit für ihre berechtigten Forderungen am 17. Mai zu Tausenden auf die Strasse zu gehen, so Lutz.
Zur Ankündigung von Demonstrationen, erklärte SBV-Sprecher Matthias Engel, dass der Baumeisterverband zur Kenntnis nehme, dass sich die Bauarbeiter so stark mit ihren Jobs identifizierten, dass sie sich aktiv mit der Zukunft ihres Berufs auseinandersetzten. Für die Baumeister seien diese Demonstrationen kein Problem, solange sie an einem Samstag und ausserhalb der Arbeitszeiten stattfänden.