Grindelwald: Wirt wirft Fussballer wegen Zwei-Stunden-Slot aus Beiz
Das Wichtigste in Kürze
- Vor allem zu Spitzenzeiten setzen viele Restaurants auf Double Seating.
- Dass derselbe Tisch an einem Abend zweimal besetzt wird, kann zu Stress führen.
- Fussball-Freunde aus Deutschfreiburg haben damit schlechte Erfahrungen gemacht.
Der gemütliche Restaurant-Besuch unter Freunden endete für eine zehnköpfige Männergruppe aus dem Kanton Freiburg abrupt.
Während des traditionellen Skiweekends in Grindelwald BE besuchen sie am Samstagabend das Restaurant Barry's. Doch kaum ist der letzte Bissen des Hauptgangs gegessen, müssen die Männer den Platz räumen!
Grund: Es ist bereits 20.20 Uhr und ihr zweistündiger Zeit-Slot somit fast vorbei. Für ein Dessert oder ein Digestif bleibt keine Zeit, nicht mal für einen Espresso. Die Fussball-Freunde finden sich also kurz nach 20.30 Uhr vor dem Restaurant wieder – vor ihnen ein angebrochener Abend.
In knapp zwei Stunden 1200 Franken ausgegeben
«Wir hatten das Gefühl, abgefertigt worden zu sein», erzählt David L.* gegenüber Nau.ch. Sie hätten zwar sehr wohl vom Zeit-Slot gewusst und seien bewusst pünktlich erschienen. «Doch bei einer Gruppe dauert halt alles etwas länger. Dem wurde unserer Meinung nach nicht Rechnung getragen», sagt er.
So seien sie verdutzt gewesen, als es nach dem Hauptgang hiess, der Tisch müsse freigeräumt werden, die nächste Gruppe komme bald. «Wir haben den Restaurantleiter verlangt. Doch es wurde weder nach Lösungen gesucht, noch Bedauern ausgedrückt», sagt David L. enttäuscht. «Schade, denn es wäre eigentlich ein schöner Abend mit freundlichem Personal und gutem Essen gewesen».
Und die Gruppe war auch nicht gerade knauserig. Nach knapp zwei Stunden belief sich die Rechnung auf stolze 1200 Franken. «Mit Dessert, Kaffee, Grappa und Bier wäre da noch einiges dazugekommen», so L.
Gäste reagieren «unterschiedlich»
Gisela Heller vom Restaurant Barry's erklärt auf Anfrage die Gründe für die abendlichen Time-Slots: «Einerseits ist der wirtschaftliche Gedanke zu berücksichtigen und andererseits stehen in Grindelwald leider immer weniger Restaurantplätze zur Verfügung.»
Die Gäste würden «unterschiedlich» auf dieses Vorgehen reagieren. «Dementsprechend ist es umso wichtiger, dass die Gäste korrekt informiert werden und wissen, dass sie nach einer gewissen Zeitdauer den Tisch wieder freigeben sollten», erklärt die Gastgeberin.
«Wenn wir es vorher wissen, suchen wir nach Lösungen», erklärt Heller auf die Frage, ob bei der Dauer des Slots zwischen Gruppen und kleineren Tischen unterschieden werde. Könnten sich Gäste nicht an diese Seatings halten, gebe es Alternativen, zum Beispiel im «Stübli».
Doch sie räumt ein: «Dies müssten wir aber vorgängig wissen und besprechen.» Am Abend selber etwas zu verändern, wenn alles reserviert ist, sei schwierig.
Fast 30 Prozent der Restaurants setzen auf Mehrfachbelegung
Schweizweit gaben im vergangenen Januar 29,1 Prozent der von Gastro Suisse befragten Restaurants an, dass sie die Sitzplätze abends mehrfach belegen. Diese Restaurants verzeichneten 2021 durchschnittliche eine um 15 Prozent höhere Auslastung als jene ohne Double Seating.
Stört es Sie, wenn Ihr Restaurant-Besuch zeitlich beschränkt ist?
«Ob eine Mehrfachvergabe sinnvoll ist, hängt mitunter vom Restaurant-Konzept, von der Belegung und von der Kostenstruktur ab», erklärt Iris Wettstein von Gastro Suisse auf Anfrage. Wichtig sei ausserdem eine transparente Kommunikation vor der Vergabe der Tische, was die Zeitspanne betrifft, so Wettstein.
Allgemeingültige Empfehlungen zur Mehrfachbelegung oder zur Zeitspanne bei einer solchen gebe Gastro Suisse aber keine ab.