Grossteil der Schweizer möchte mit Mehrwegbehältern einkaufen
Die Nachfrage nach Mehrwegbehältern steigt. Am geringsten ist das Angebot bei den Flaschen, dies belegt eine Bestandesaufnahme von Greenpeace.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Grossteil der Schweizer ist bereit dazu mit Mehrwegbehältern einzukaufen.
- Das Angebot ist allen voran bei den Flaschen gering.
- Greenpeace ruft zur Entwicklung von innovativen Nachfüllbehältern auf.
95 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer wären bereit, Gemüse, Früchte und Getränke in Mehrwegbehältern einzukaufen. Doch vor allem bei den Flaschen ist das Angebot der Detailhändler gering, wie eine Bestandesaufnahme von Greenpeace zeigt.
Wiederverwendbare Flaschen gebe es bei Migros, Aldi Suisse und Lidl Schweiz gar keine mehr. Nur Volg biete noch Bier und sauren Most und Coop einzelne Biersorten in Mehrwegflaschen an. Alle anderen Getränke würden bei den Detailhändlern in Einwegflaschen aus Glas, Pet oder Alu verkauft.
Auch Nüsse und Trockenfrüchte gebe es nur bei Coop verbreitet im Offenverkauf. Besser sieht es bei den Gemüsen und Früchten aus: Da böten mittlerweile alle Detailhändler den Einkauf mit Mehrwegbehältern an oder sie akzeptierten diese.
Bedürfnis ist vorhanden
Dieses Angebot stehe in grossem Kontrast zu den Bedürfnissen der Schweizer Konsumenten, schreibt Greenpeace. Denn gemäss einer repräsentativen Umfrage gaben 92 Prozent der 1077 befragten Personen in der Deutsch- und Westschweiz an, dass sie gerne Früchte und Gemüse in wiederverwendbaren Behältern einkaufen würden.
Bei Nüssen, Müesli und Ähnlichem lag die Bereitschaft bei 75 Prozent und bei Bier, Mineral und Süssgetränken bei 73 Prozent. Immerhin 68 Prozent würden auch für Milch und Joghurt auf Mehrweggläser zurückgreifen. Bei Fleisch und Käse wären 65 Prozent bereit für einen Einkauf mit Mehrwegbehälter. Auch bei Take-away-Produkten lag die Bereitschaft noch bei 63 Prozent.
Doch gemäss einer Bestandesaufnahme von Greenpeace sind die Mehrwegsystem bei den Schweizer Detailhändlern heute mehrheitlich aus dem Sortiment verschwunden. Dabei gehörten diese «vor der massiven Verbreitung von Kunststoff als Verpackungsmaterial» bis in die Neunzigerjahre zum Alltag. So steht es im gleichentags veröffentlichten Greenpeace-Bericht «Mehrweg für die Zukunft».
Aufruf zum Ausbau
Die Umweltorganisation ruft deshalb die Detailhändler und die Lebensmittelkonzerne auf, neben dem Ausbau bewährter Mehrwegmodelle auch «innovative Nachfüllsysteme zu entwickeln». Ausserdem sollten die Kunden, die wiederverwendbare Behälter verwenden, preislich bevorteilt werden.
Die untersuchten Detailhändler äusserten sich im Bericht unterschiedlich zu ihrer Zukunftsstrategie: Lidl reagierte garnicht und Volg konnte keine Pläne zum Ausbau des Angebots an Mehrwegsystemen in der Zukunft bekannt geben. Aldi plant die Einführung von wiederverwendbaren Beutel für Früchte und Gemüse sowie Mehrwegkaffeebecher bei Kaffeeautomaten mit einem Anreizsystem.
Die Migros sieht Mehrwegsysteme gemäss dem Bericht als «wichtiges Ziel zur Reduktion von vermeidbaren Plastikverpackungen». Coop hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um abzuklären, ob und welche Produkte zukünftig vermehrt in Mehrwegsystemen verkauft werden sollen.