Grüne Greta Gysin will nicht Präsidentin werden
Das Wichtigste in Kürze
- Grüne-Präsidentin Regula Rytz tritt nach acht Jahren vom Amt zurück.
- Ihre Nachfolge ist noch ungeklärt. In Frage käme unter anderem Greta Gysin.
- Die Tessiner Nationalrätin aber will (noch) nicht an die Spitze ihrer Partei.
Regula Rytz hat ihre Partei ins Hoch geführt. Nun tritt die Parteipräsidentin der Grünen ab. Im Frühjahr 2020 übernehmen neue Hände das Ruder.
Zu wem diese Hände gehören könnten – und wie viele davon das Ruder überhaupt halten sollen – ist zurzeit Stoff für Spekulationen. Die Findungskommission wird ihre Suche erst Ende Jahr beginnen. Bis dahin gilt es, sich in Position zu bringen.
Viele Grüne intressiert
Übernimmt nach acht Jahren Präsidentin nun ein Mann? Fraktionschef Balthasar Glättli jedenfalls hat bereits Interesse bekundet.
Ist Führungserfahrung gefragt, wäre die Präsidentin der Zürcher Grünen, Marionna Schlatter eine Option. Zudem Alliance-F Co-Präsidentin Maya Graf (BL) oder die langjährige Zuger Regierungsrätin Manuela Weichelt-Picard.
Spielt die Region eine Rolle, wäre die Genfer Nationalrätin Lisa Mazzone Spitzenkandidatin. Gerade kämpft sie mit besten Karten im zweiten Wahlgang um einen Platz im Ständerat.
Auch Greta Gysin verkörpert den Willen der Wähler perfekt. Jung, Grün, weiblich und zudem perfekt zweisprachig. Die Voraussetzungen scheinen optimal.
Grüne Greta aus dem Tessin will nicht
Doch auf Anfrage von Nau schüttelt Gysin den Kopf. «Jetzt nicht», so die Tessinerin. Die Absage an ein mögliches Präsidium hat viele Gründe.
Einerseits fehlt Gysin die Erfahrung in Bundesbern. Als frisch gewählte Nationalrätin beginnt sie nun erst, diese zu sammeln.
Zudem steckt die Grüne gerade mitten im Umzug von Zürich zurück ins Tessin. «Die Partei aus dem Tessin zu führen, wäre wohl zu weit weg», meint Gewerkschafterin Gysin.
Auch fühlt sie sich noch nicht bekannt genug. «Das Präsidium sollte eine Person übernehmen, die in der Öffentlichkeit bereits einen Wiedererkennungswert hat.» Das sei bei ihr (noch) nicht der Fall.
Kein Fan von Co-Präsidium
Nicht zuletzt ist Gysin dreifache Mutter. «Das Amt einer Präsidentin beschäftigt einen pausenlos. Dafür habe ich mit drei kleinen Kindern aktuell keine Kapazität.».
Dafür allerdings gäbe es eine Lösung: Die Co-Leitung. Sich die präsidialen Aufgaben mit einem anderen Parteimitglied zu teilen, kommt für Gysin aber nicht in Frage.
«Ich sehe politisch keine guten Vorbilder für ein Co-Präsidium», sagt sie. Auch in der eigenen Partei war das letzte Co-Präsidentin aufgelöst worden. Adèle Thorens hatte das Feld nach einer Co-Leitungsphase Regula Rytz überlassen.
Präsidiale Ambitionen nicht für immer verworfen
Einerseits sei die Kommunikation nach innen und aussen einfacher, wenn nur eine Person an der Spitze stehe. «Zudem muss man sich perfekt verstehen und stets gleicher Meinung sein. Das tritt fast nie ein», so Gysin. Zudem sei ein Gleichgewicht an Führungs-Power schwer zu erreichen.
«Meist ist es in dieser Position so, dass doch jemand eher administrative und organisatorische Arbeiten übernimmt. Die andere Person repräsentiert dann dafür zum Beispiel mehr. Dann macht es mehr Sinn, die Rollen von Anfang an klar zu verteilen.»
Eine klar definierte Funktion innerhalb der Parteileitung wiederum könnte Gysin sich sehr gut vorstellen. Und auch die Parteileitung schliesst sie nicht für immer aus. Nur jetzt, «jetzt nicht». Die Grünen wählen ihre Präsidenten jeweils auf zwei Jahre.