Das Gstaad Menuhin Festival will die Nachhaltigkeit zum Thema machen: als Kulturinstitution mit einer neuen Partnerschaft mit der Stiftung Myclimate und inhaltlich mit einem neuen Zyklus in Zusammenarbeit mit der Geigerin Patricia Kopatchinskaja. Vieles daran ist allerdings noch Zukunftsmusik.
Menuhin Festival gstaad
Das Gstaader Menuhin Festival. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Dem Gstaad Menuhin Festival sei das Thema Nachhaltigkeit «in die Wiege gelegt», sagte Geschäftsführer Lukas Wittermann am Dienstag vor den Medien.
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Er berief sich dabei auf den Gründer des Festivals. Demnach habe Yehudi Menuhin gefordert, das Recht der Menschen auf Stille, auf saubere Luft und reines Wasser oder nicht verunreinigte Lebensmittel «gehört in die Verfassung aller Staaten». Zudem stehe man in besonderer Verantwortung mit einem Festival, das in einer Bergregion stattfinde, die vom Klimawandel «unmittelbar betroffen ist».

Vor diesem Hintergrund ist das Festival eine Partnerschaft mit der Stiftung MyClimate eingegangen – und hat damit eine Vorreiterrolle unter Kulturistitutionen eingenommen, wie Kathrin Dellantonio von Myclimate sagte.

Das Ziel sei eine langfristige Nachhaltigkeitsstrategie. Doch in einem ersten Schritt werden nun erst einmal Daten zusammengetragen, anhand derer deutlich wird, welcher Bereich des Festivals überhaupt wie viel CO2 verursacht. Bis kommenden Sommer sollen die CO2-Emissionen des Festivals und seiner Institutionen berechnet werden.

Erst dann könnten kurz-, mittel- und langfristige Massnahmen definiert werden, die entweder in Einsparungen oder in Kompensationen über Klimaschutzprojekte bestünden, so Dellantonio. Relativ einfach gespart werden könne beispielsweise beim Catering oder bei der Energie. Schwieriger werde es im Bereich Mobilität, etwa bei den Künstlerinnen und Künstlern, die von weit her anreisen.

Ebenfalls in den Bereich der Zukunftsmusik gehören die Pläne, sich auch inhaltlich neu zu orientieren, an gesellschaftlichen Fragen, wie der nach dem Schutz des Planeten. In Planung ist ein neuer Zyklus der auf die kommenden drei Jahre von 2023 bis 2025 ausgelegt sein soll, wie der künstlerische Leiter Christoph Müller sagte. Konkret daran scheint bis anhin nur, dass das Festival dafür mit der Geigerin Patricia Kopatchinskaja zusammenarbeiten will. Dazu informieren will man im August anlässlich von Kopatchinskajas Konzert.

An der kommenden 66. Festivalausgabe (15.7.-3.9.) wird nun erst einmal unter dem Titel «Wien - Beethoven Delayed» der bisherige Städtezyklus abgeschlossen. Vorherige Stationen waren London und Paris. Wien mit Beethoven war eigentlich schon für 2020 geplant, musste aber wegen der Pandemie abgesagt werden. Nun konnten «wichtige Projekte», so Müller, in die kommende Ausgabe gerettet werden, die wieder ohne Einschränkungen stattfinden soll.

Allem voran sind das Beethovens «Missa solemnis» auf historischen Instrumenten mit dem Rias Kammerchor Berlin und dem Freiburger Barockorchester oder die Eigenproduktion der konzertanten Aufführung von Beethovens Oper «Fidelio» mit der Sopranistin Anja Kampe und dem Tenor Jonas Kaufmann.

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sorgt das Gstaad Menuhin Festival, anders als Luzern beispielsweise, nicht für Schlagzeilen. Keine Musikerin, kein Musiker wird ausgeladen. An den vier bis fünf Konzerten mit russischen Künstlerinnen und Künstlern hält das Festival fest, weil die Verantwortlichen «nicht generell russische Kultur boykottieren» wollen, wie sich Müller ausdrückt, und er fügt hinzu: «Wir haben geprüft, dass bei ihnen weder künstlerisch noch finanziell eine Nähe zu Putin oder dem System besteht.»

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