Handy-Sucht – Mutter: Sohn (14) teilweise «nicht mehr sich selbst»
Immer mehr Schweizer Jugendliche zeigen problematisches Verhalten bei der Handynutzung. Ein Sucht-Experte nimmt bei der Thematik auch die Eltern in die Pflicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Teenager verbringen mehrere Stunden pro Tag an ihrem Smartphone.
- Eine Mutter sagt über das Verhalten ihres Sohnes: «Das macht mir Sorgen!»
- Die Eltern spielen im Umgang mit Medien eine grosse Rolle.
Im Schnitt verbringen Jugendliche in der Schweiz drei Stunden pro Tag am Handy. Laut Fachleuten zeigen rund 300'000 von ihnen ein problematisches oder gar süchtiges Verhalten. Die Zahl steige jährlich an, heisst es.
In der SRF-Sendung «Kassensturz» spricht ein 14-Jähriger über seine Smartphone-Nutzung. Und sagt ganz offen: Er verbringe täglich etwa acht Stunden pro Tag an seinem Gerät.
«Es ist die Pubertät. Ich glaube, das ist bei vielen anderen auch so», sagt der Junge, der anonym bleiben möchte. Eigentlich glaube er sogar, dass seine Nutzung noch «relativ normal» sei. «Ich kenne ein paar Leute, die haben 15 oder 16 Stunden Bildschirmzeit pro Tag.»
Wenn er auf Social Media sei, könne er nicht aufhören. «Ich scrolle immer weiter. Danach fühle ich mich schlapp und meine Augen tun weh. Aber ich habe mich schon etwas daran gewöhnt.»
Mutter: «Das macht mir Sorgen»
Falls seine Kollegen keine Zeit hätten etwas zu unternehmen, liege er halt auf dem Bett rum, erklärt der Teenager. «Dann langweile ich mich, daran liegt es.» Auf die Frage, warum es so schwierig sei, aufzuhören, sagt er: «Keine Ahnung, das ist halt der Flow.»
Seiner Mutter gefällt dieses Verhalten nicht. «Ich finde, es nimmt viel zu viel Zeit in Anspruch, er ist teilweise nicht mehr sich selbst.» Ihr Sohn vergesse dann alles um sich herum. «Und das macht mir Sorgen», sagt sie im «Kassensturz».
Daniel Betschart, Programmverantwortlicher Medienkompetenz bei Pro Juventute, erklärt gegenüber SRF, was Eltern in solchen Fällen tun können.
Generell sei es möglich, bei vielen Geräten die Bildschirmzeit zu beschränken. Diese könne man auch von App zu App individuell anpassen. «Wir empfehlen das – und zwar in jedem Alter.»
«Eltern müssen etwas dazu beitragen»
Der Experte bekräftigt allerdings, dass die Medienerziehung nicht nur auf die Technik abgeschoben werden könne. «Als Eltern oder erwachsene Personen müssen wir etwas dazu beitragen.»
Die Grundlage stelle die Begleitung dar, meint Betschart. Als Eltern empfehle es sich, mit den Kindern über digitale Medien zu reden. «Dazu gehört auch das Bieten von guten Alternativen.»
Ein weiterer Punkt sei die Regulierung. «Hier geht es darum, Abmachungen zu treffen. Und das geschieht im Idealfall zusammen mit dem Kind.»
In extremen Fällen werden Eltern dazu ermutigt, sich externe Hilfe zu holen. Diese sei beispielsweise bei der Schulsozialarbeit oder beim schulpsychologischen Dienst möglich. «Als Erstanlaufstelle kann das aber auch über den Hausarzt laufen.»