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«Hast du nen Euro?» – jetzt betteln deutsche Punks in der Schweiz

Stephan Felder
Stephan Felder

Bern,

Meist stammen die Menschen, die in der Schweiz betteln, aus Osteuropa. In Bern wird man nun aber auch in astreinem Hochdeutsch um eine Gabe angefragt.

Bahnhof Bern
Vor der Rolltreppe beim Bahnhof Bern fragt der junge Mann (schwarze Jacke) Passanten um «nen Euro» an. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Frau wird am Bahnhof Bern um «nen Euro» angebettelt.
  • Was sie erstaunt: Der Bettler spricht astreines Hochdeutsch, ist lässig gekleidet.
  • Der Fremdenpolizei Bern sind Bettler aus Deutschlands Punk-Szene bekannt.

«Ich traute meinen Ohren nicht.» Natalie P.* (34) verlässt am Sonntagnachmittag den Bahnhof Bern, will aufs Tram.

Doch als sie die Rolltreppe hochfährt, spricht ein Mann sie an. «Hast du nen Euro?», fragt der lässig gekleidete Deutsche.

Dabei rasselt er mit Münz in seiner Hand und strahlt die Passanten an. Er passt jeden ab, der die Treppe hochfährt.

Gibst du meistens etwas, wenn du angebettelt wirst?

Was Natalie stört: «Der Mann war warm angezogen, trug coole Turnschuhe und einen Marken-Rucksack. Dem fehlte nichts.»

Und sie wundert sich: «Warum arbeiten solche Leute nicht? Und seit wann dürfen Deutsche bei uns betteln?»

Wahrscheinlich eine Person «aus der Punks-Szene»

Die Antwort kennt Alexander Ott, Amtsleiter Fremdenpolizei der Stadt Bern. «In Stadt und Kanton Bern gibt es kein Bettelverbot», erklärt Ott.

Dass Personen aus Deutschland in Bern betteln, ist Ott bekannt: «Das sind vereinzelte Personen aus der Punk-Szene.»

Es handle sich dabei nicht um eine Organisation, die die Leute ausbeute. «Sie versuchen einfach, Geld zu erhalten.»

Unter den Bettlern in Bern sind Personen aus Deutschland die Ausnahme. «Die organisierte Bettelei wird in den meisten Fällen von osteuropäischen Gruppen dominiert», erklärt Ott.

Diese Personen seien – anders als Punks – der Armut und Perspektivlosigkeit ausgesetzt. «Meist wurden sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in die Schweiz gelockt.»

Brisant: Im Kanton Bern ist das Betteln zwar erlaubt. Auf dem Areal der SBB jedoch verboten.

Der Deutsche, der Natalie P. angesprochen hat, stand ziemlich genau auf der Grenze zwischen erlaubtem und verbotenem Bereich.

Er wusste also offenbar genau, was er tut.

SBB weist Bettler weg und zeigt sie an

Was würde allerdings passieren, wenn der Bettler auf dem SBB-Areal bei seinen Ansprechversuchen erwischt wird?

«Bettelnde Personen werden weggewiesen. Im Wiederholungsfall können sie verzeigt werden», teilt die SBB auf Anfrage von Nau.ch mit.

Stören dich Bettler in Schweizer Städten?

Wie viele renitente Bettler die SBB in den vergangenen Monaten oder Jahren angezeigt hat, darüber führt sie keine Statistik.

Auch zur Frage, ob an Bahnhöfen von Städten, in denen Betteln verboten ist, mehr gebettelt wird, sagt die SBB nichts.

In Bern jedenfalls scheinen sich deutsche Punks wohlzufühlen. Und dürften Passanten wie Natalie P. auch in Zukunft nach «nem Euro» fragen.

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Kommentare

User #1228 (nicht angemeldet)

Die stetige und grenzenlose Gier der Mächtigen und Reichen. Wirtschaftliches Wachstum funktioniert nur mit mehr Nachfrage. Die Nachfrage muss wachsen und wachsen, sonst kann die Wirtschaft nicht wachsen und Gewinne der Reichen sich nicht weiter erhöhen. Darum wird stetig Personal im Ausland rekrutiert. Mit Tieflöhnern bleiben die Kosten tief. Ergibt mehr Gewinn und Dividenden für Reiche und Sperreiche. Die freie Marktwirtschaft und der reine Kapitalismus bleibt das oberste SVP Gebot. Verantwortung wird nicht übernommen. Beim Kapitalismus und der Marktwirtschaft bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis und das Produkt. Der Globalisierungsgedanke und Kapitalismus, das tüchtige Ausbeuten von Rohstoffen in armen Ländern, die Rekrutierung von Tieflöhnern bei schlechten Arbeitsbedingungen im Ausland und Abschaffung der Steuern für reiche Ausländer. Das Ausbeuten von Rohstoffen in Drittweltländern begünstigt Armut, Hungersnöte, Kriege und Flüchtlingsströme.

User #1309 (nicht angemeldet)

Die Sozen im Parlament betteln auch ständig nach Geld.

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