Rosen-Bettlerin geht auf Kinder los – diese weinen
Sie «schenken» eine Rose und wollen dann Geld. Weil diese Bettler-Masche vielen inzwischen bekannt ist, werden nun gezielt Kinder angesprochen.
Das Wichtigste in Kürze
- Bettler gehen mit der Rosen-Masche nun gezielt auf Kinder los.
- Hinter der Bettelei stehen oft organisierte Familienstrukturen.
- Meldungen zu Zwangsbettelei sollten umgehend gemeldet werden.
Diese Bettler-Masche wird jetzt noch perfider!
Sogenannte Rosen-Bettler ziehen mit Rosen bewaffnet durch die Strassen. Leichtgläubigen Opfern «schenken» sie dann eine Rose. Dann schnappt die Falle zu.
Mit mitleidserregendem Blick und in gebrochenem Deutsch verlangen die Bettler Geld für die ungefragte Rose. Ziel ist es, die Passantinnen und Passanten in Verlegenheit zu bringen, damit sie dann ihr Portemonnaie zücken.
Kinder müssen weinen – weil Eltern Rose zurückgeben
Doch: Die Masche wird inzwischen von vielen durchschaut und die Rose wird direkt abgelehnt. Deshalb gehen nun einige Bettler auf nichtsahnende Kinder los!
Nau.ch-Leser Thorsten K.* beobachtet folgende Szene am Berner Zibelemärit am Montag – und liefert ein Beweisfoto mit (siehe oben).
«Es waren viele Familien mit Kindern unterwegs», berichtet er. «Eine Frau drückte bewusst den Kindern eine Rose in die Hand, die diese ahnungslos annahmen.»
Das brachte die Eltern in Verlegenheit. «Schliesslich gab der Vater die Rose der Frau genervt zurück, woraufhin das Kind in Tränen ausbrach. Das tat mir beim Zuschauen im Herzen weh», sagt der Leser.
Rosen sind meistens geklaut
Die Stadtberner Fremdenpolizei erfährt erst durch Nau.ch, dass Bettler mit ihrer Masche jetzt direkt Kinder ansprechen. Am Zibelemärit seien keine Meldungen zu aufdringlichem Betteln eingegangen.
Hintergründe zur Rosenmasche kann Alexander Ott, Leiter der Fremdenpolizei, aber dennoch liefern. «Häufig sind Rosen gestohlen. Das damit erwirtschaftete Geld behalten die Bettler in der Regel auch nicht für sich, sondern müssen es an Hintermänner abgeben.»
Hinter organisierter Bettelei stehen nämlich Familienstrukturen. Die Bettler werden von Verwandten von Stadt zu Stadt geschickt – das Geld müssen sie dann abdrücken. «Die meisten stammen aus Rumänien und Bulgarien», sagt Alexander Ott von der Fremdenpolizei.
«Im Generellen stellen wir keine Zunahme an aufdringlichem Betteln in Bern fest», sagt er. Aber: Pro Woche gehen rund drei bis vier Meldungen ein, wovon rund zwei die Fremdenpolizei betreffen.
Die übrigen Fälle beziehen sich auf Vorfälle, die Schweizer Staatsangehörige betreffen.
Verdächtige werden nicht ausgeschafft
«Mir ist wichtig zu betonen: Wir schaffen keine Leute aus», sagt Ott. «Stattdessen klären wir ab, woher die Leute kommen. Wir bieten ihnen Unterstützung an, um sich aus den Strukturen lösen zu können.»
Dabei verweise man sie aufs Thema spezialisierte Nichtregierungs-Organisationen.
«Wer keine Hilfe annimmt und keiner Arbeit nachgeht, kann nicht von der Personenfreizügigkeit profitieren. Er oder sie muss das Land verlassen – sie verlassen die Schweiz dann aber eigenständig.»
Der Verein «ACT212» betreut die nationale Meldestelle gegen Menschenhandel und Ausbeutung. Sie stellt keine Zunahme von Rosen-Bettelei im Kanton Bern fest – schon seit Längerem sind keine Verdachtsmeldungen mehr eingegangen.
Zwangsbettelei sollte umgehend gemeldet werden
Auch auf nationaler Ebene haben man in letzter Zeit keine Meldungen mehr zu Rosenverkäuferinnen und Rosenverkäufern erhalten.
Generell gehen nicht so viele Meldungen zum Thema Zwangsbettelei ein: In den letzten zwei Jahren waren es insgesamt fünf Verdachtsmeldungen aus verschiedenen Kantonen.
Wer Zwangsbettelei beobachtet, sollte sich bei der Polizei oder der Meldestelle melden.
Geschäftsführerin Nathalie Guex sagt zu Nau.ch: «Es ist wichtig, dass die Meldenden zeitnah den genauen Standort angeben. Und beschreiben, dass sie sich alle Details merken und erwähnen.» Auch Autonummern, die Kleidung und Merkmale wie Tattoos, Haarfarbe, Ethnie oder die Sprache sind wertvolle Hinweise.
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Brauchst du Hilfe?
Bist du Menschenhandel, Zwangsprostitution oder Ausbeutung betroffen? Dann melde dich bei der Nationalen Meldestelle ACT212 unter act212.ch oder 0840 212 212.
Als erste Anlaufstelle bietet sie vertrauliche Hilfe und Beratung für Betroffene und deren Angehörige. Sie stellt sicher, dass Menschen in Not schnell und unkompliziert Unterstützung finden können.
* Name der Redaktion bekannt