Heizkosten-Abrechnung kommt ein Jahr zu spät – wegen Personalmangel!
Viele Schweizerinnen und Schweizer haben ihre Heizkosten-Abrechnung vom letzten Winter noch nicht erhalten. Dafür gibt es verschiedene Gründe.
Das Wichtigste in Kürze
- Heizkosten-Abrechnung noch nicht bekommen? Eventuell hat deine Verwaltung Personalmangel.
- Wahrscheinlicher ist aber, dass dein Stichtag einfach an einem anderen Datum ist.
- So oder so: Dieses Jahr könnte die Rechnung schmerzhaft teuer werden.
Nau.ch-Leser Marco Keller* (32) wird langsam nervös: «Ich gehe jeden Tag zum Briefkasten – aber von der Heizkosten-Abrechnung fehlt jede Spur», erklärt er. «Dabei wollte ich doch eigentlich meine Ferien buchen!»
Marco hat nämlich eine dunkle Vermutung: Mit den gestiegenen Strompreisen könnte auch diese Rechnung schmerzhaft teuer ausfallen. «Und ich muss schliesslich budgetieren.»
Schockmoment am Briefkasten: 500 Franken teurer!
Bei Nau.ch-Leserin Miranda Pfenninger* (26) ist die Abrechnung kürzlich eingetroffen: «Ich habe lange gewartet, aber als sie angekommen ist, traute ich meinen Augen kaum!» Es wurden 500 Franken mehr verlangt als die Jahre zuvor. «So viel musste ich noch nie zahlen.»
Verspätetes Versenden, hohe Kosten – was ist bei den Verwaltungen los? Nau.ch hat nachgefragt.
Ein möglicher Grund für eine verspätete Rechnung: zu wenig Personal in der Verwaltung. Das erklärt Michel Keller, Geschäftsleiter der Seitzmeir Immobilien aus Zürich. «Die Abrechnungen werden voraussichtlich erst nächstes Jahr verschickt werden können. Wir sind aufgrund von Personalmangel ungefähr ein Dreivierteljahr bis ein Jahr im Rückstand mit den Heiz- und Nebenkosten-Abrechnungen.»
Abrechnung kommt bei allen zu anderem Zeitpunkt
Grundsätzlich hängt der Versand der Heizkosten-Abrechnung davon ab, wann der Stichtag ist – also wann das vorherige Quartal der Kostenberechnung abgeschlossen ist. «Die Stichtage zur Abrechnung sind von Liegenschaft zu Liegenschaft verschieden», sagt Phillip Iseli, Geschäftsführer der Zivag Verwaltungen aus Bern.
Bei Zivag würden die Abrechnungen dieses Jahr pünktlich versendet – aber eben je nach Liegenschaft unterschiedlich.
«In einzelnen Kantonen gibt es fixe Stichtage», so Iseli. Normalerweise fällt der Stichtag auf Ende März, Ende Juni oder Ende Dezember. Wer seine Abrechnung jetzt erhält, hatte den Stichtag vermutlich am 31. März.
Und wer Ferien buchen möchte und sein Geld einteilen will: Man kann jederzeit bei der Verwaltung nachfragen, wann der Stichtag ist und wann die Rechnung kommt.
Heizen ist bis zu 50 Prozent teurer als vor der Pandemie
Ist die Rechnung also noch nicht da, ist das kein Grund zur Sorge. Aber die Angst, dass die Kosten höher ausfallen, ist durchaus berechtigt. «Die Heizkosten sind 40 bis 50 Prozent höher als vor der Pandemie», erklärt Finanzexperte Dirk Renkert von Comparis.
«Die Höhe der Rechnung hängt stark davon ab, wann der Vermieter die Energie gekauft hat», so Renkert. «Die Öl- und Gaspreise können während eines Jahres stark schwanken. Im Gegensatz zum Strompreis, der in der Regel einmal pro Jahr für die einzelnen Gemeinden festgelegt wird.»
Renkert: «Corona hatte sicher einen Einfluss auf die Energiepreise. Aber dann vor allem der Ukraine-Krieg.» Viele Länder hätten ja Energie aus Russland eingekauft. «Seither haben sich die Länder aber nach neuen Alternativen umgeschaut – die Preise nehmen nun wieder kontinuierlich ab.»
Im Oktober 2022 hätten die Energiepreise den Höhepunkt erreicht – ein halbes Jahr nach Ausbruch des Krieges. Renkert: «Wenn Ihr Vermieter etwa genau dann Heizöl eingekauft hat, dann fällt Ihre Rechnung jetzt immer noch höher aus.»
* Name von der Redaktion geändert.