«Hipster-Eltern» werden für Schulen und Lehrer zum Problem

Annina Häusli
Annina Häusli

Bern,

Ausländer ziehen aufs Land, dafür kommen die «Hipster-Eltern». Mit dieser neuen Herausforderung sehen sich Lehrer und Schulen immer mehr konfrontiert.

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Eine Lehrerin rechnet an der Tafel vor. (Symbolbild) - dpa/dpa/picture-alliance/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • In Zürich melden Lehrer Probleme mit «Hipster-Eltern», welche Lehrer unter Druck setzen.
  • Abnehmend ist hingegen der Ausländeranteil an städtischen Schulen.
  • Das Phänomen ist auch in Bern spürbar.

In Zürich gibt es Geld für sogenannte Quims-Schulen – Schulen mit einem hohen Ausländeranteil, damit diese so gefördert werden können. Doch viele Stadtzürcher Schulen haben diesen Status in den letzten Jahren verloren.

Grund: Kinder mit Migrationshintergrund ziehen in ländliche Gebiete. Dafür werden urbane Wohnsiedlungen attraktiv für junge, gebildete Paare mit Kindern. Gentrifizierung heisst das Phänomen.

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Kinder auf dem Schulweg. - Kantonspolizei Zug

Lehrer in der Stadt Zürich bekommen stattdessen immer mehr Probleme mit sogenannten «Hipster-Eltern» – gut gebildete Eltern, die viel von den Lehrpersonen und Schuldirektionen abverlangen. So etwa Schulwechsel, wenn die Ausbildungsstätte nicht den Ansprüchen genügt. Dies berichtet der «Tages-Anzeiger».

Nicht nur in Zürich

Auch im Kanton Bern lässt sich Ähnliches beobachten, wie Franziska Schwab vom Berner Lehrerverband auf Anfrage von Nau bestätigt. «Eltern sind immer besser informiert und wollen nur das Beste für ihre Kinder», so Schwab.

Dies setze die Lehrer unter Druck, insbesondere mit dem akuten Lehrermangel, der im Kanton herrsche. Denn gemäss Schwab nimmt die Belastung durch betreuungsintensive Kinder allgemein nicht ab.

Daher wäre es wichtig, kleinere Klassen zu haben. «Es lohnt sich, wenn die Lehrpersonen sich für die Elternarbeit Zeit nehmen. Diese muss man ihnen zur Verfügung stellen.»

Mehr Ausländer in ländlichen Regionen

Dies zeigen auch die offiziellen Zahlen, die von der Erziehungsdirektion Bern veröffentlicht wurden. Die Anzahl heterogener Klassen (Klassen mit mehr als 30% Ausländeranteil) hat sich im Zeitraum zwischen 2007 und 2018 in der Stadt Bern kaum verändert. In ländlichen Gebieten ist sie dagegen gestiegen. Der Ausländeranteil hat sich im selben Zeitraum durch alle Stufen hindurch etwas erhöht.

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Eine Klasse beim Schulunterricht. (Symbolbild) - dpa

«Viele Eltern haben Angst, dass ihr Kind später nicht erfolgreich sein wird», erklärt Schwab. Dies sei auch ein Stück weit nachvollziehbar, da sich die Gesellschaft ständig im Wandel befinde. «Wir versuchen, die Eltern so gut es geht zu unterstützen.»

Kein Klagen aus Basel

Michael Weiss, Geschäftsführer und Vizepräsident des Lehrerinnen- und Lehrerverein Baselland, bestätigt den Trend der neuen Quartiere mit vermögenden Einwohnern. «Weder in der Stadt noch in der Agglomeration ist dies allerdings ein flächendeckendes Phänomen, sondern auf einzelne Standorte beschränkt.»

Klagen will er deshalb jedoch nicht. «Die meisten Lehrpersonen arbeiten im Lauf ihrer Berufstätigkeit an verschiedenen Schulen. Sie lernen dadurch auch unterschiedliche soziales Milieus mit ihren jeweils eigenen Herausforderungen kennen.»

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