Hitze tötet jetzt flächendeckend Fische in der Schweiz
In der Schweiz haben flächendeckende Fischsterben begonnen. Notfallkonzepte werden in Kraft gesetzt, doch der Fischereiverband rechnet mit dem Schlimmsten.
Das Wichtigste in Kürze
- Gemäss dem Schweizer Fischereiverband hat das Fischsterben in der Schweiz begonnen.
- Die aktuelle Lage habe das Potenzial, schlimmer zu werden als der Hitzesommer 2018.
- Die toten Tiere seien Ausdruck unserer Klima- und Biodiversitätskrise, so der Präsident.
Zum 1. August begann in der Schweiz gestern bereits die dritte Hitzewelle dieses Sommers. Kurz vorher publiziert der Schweizer Fischereiverband ein dramatisches Video: «Erste Fischsterben sind flächendeckend zu beobachten», sagt Präsident David Bittner darin.
Er steht in einem ausgetrockneten Flussbett, in dem Forellen und Schmerlen buchstäblich auf dem Trockenen sitzen und ersticken.
Das Video wurde letzte Woche in der unteren Sissle im Kanton Aargau aufgenommen.
«Könnte schlimmer werden als 2018»
Auch besonders von der Trockenheit betroffen: die Karstgewässer des Juras. «Es ist nicht das erste Mal, dass Gewässerabschnitte hier ganz austrocknen», sagt Bittner zu Nau.ch.
Er warnt, dass die kommenden Monate schlimmer werden könnten als der Hitzesommer 2018. Damals verendeten 90 Prozent der Schweizer Äschen.
Gefährlich: «Wir starten mit weniger Polster als noch 2018, wo es viel Schnee und Schmelzwasser gab.»
Anders als noch vor 20 Jahren sei man inzwischen aber vorbereitet. Notfallkonzepte sind zum Beispiel das Ausbaggern von Kältepools, Fisch-Ruhezonen oder die Drosselung von AKWs.
Forellen und Äschen besonders bedroht
Besonders bedroht sind aktuell kältebedürftige Fischarten wie Forellen, Äschen oder Groppen. Die Bestände dieser Arten sind sowieso schon so niedrig wie noch nie. «Aber auch Elritzen und Schmerlen sind betroffen, wenn die Temperaturen zu hoch werden», erklärt David Bittner.
Trocknet ein Gewässer wie die Sissle ganz aus, betrifft das nicht nur die Fische: «Ohne Wasser kein Leben, ganz einfach! Mit dem Austrocknen sterben temporär ganze Ökosysteme aus.» Die Fischsterben seien unmittelbarer Ausdruck der Klima- und Biodiversitätskrise.
«Fraglich, ob Forellen in 50 Jahren noch vorkommen»
Aktuell laufen zahlreiche Rettungsaktionen, um akut bedrohte Tiere umzusiedeln. Doch das klappt nicht immer.
Mit dem Transport von kranken Fischen in kälteres Wasser flussaufwärts könne man gesunde Populationen gefährden, sagt Bittner. Denn: Parasiten und Erreger kommen bei hohen Temperaturen häufiger vor.
Solche Extremereignisse haben grossen Einfluss auf die Fischpopulation. «Sie beschleunigen die Probleme und Herausforderungen, welche alltäglich und nonstop die Wassertiere unter Druck setzen», so Bittner. «Es ist fraglich, inwiefern die Forelle in 50 Jahren im Mittelland noch vorkommen wird, wenn es so weitergeht.»