Hurrikan: Wächst das Risiko wegen Klimawandel auch in der Schweiz?
Hurrikan Milton hat heute Morgen die US-Küste erreicht. Der Klimawandel sorgt für viele Wetter-Veränderungen – macht er Hurrikans auch in der Schweiz möglich?
Das Wichtigste in Kürze
- Zurzeit wütet in den USA Hurrikan Milton.
- Meteorologen erklären, ob es auch in der Schweiz zu Hurrikans kommen kann.
- Die Schweiz muss sich in Zukunft auf mehr Wetterextreme einstellen.
Die schrecklichen Bilder der Zerstörung von Hurrikan Helene in den USA sind noch immer sehr präsent. Und heute Donnerstagmorgen (Schweizer Zeit) erreichte mit Milton bereits der nächste Hurrikan die Westküste Floridas.
Milton hat anhaltende Windgeschwindigkeiten von bis zu 193 Kilometern pro Stunde. Wegen des Hurrikans mussten Tausende von Menschen Florida verlassen.
Hurrikan: Auch in der Schweiz möglich?
In der Schweiz wird die Wetterlage heute Donnerstag von (Ex-)Hurrikan Kirk beeinflusst. Bekannt ist, dass der Klimawandel zu mehr Wetter-Extremen führt. Ist ein Hurrikan, für den es warme Temperaturen braucht, in Zukunft also auch bei uns möglich?
Auf Anfrage von Nau.ch stellt Michael Eichmann von «Meteo News» klar: «In der Schweiz gibt es keine tropischen Wirbelstürme wie beispielsweise in Florida – und wird es auch nie geben.»
Tropische Wirbelstürme entstünden gemäss Eichmann nur über warmen Ozeanflächen, also bei mindestens 26 Grad warmen Wasser. Die Wassertemperatur vor der europäischen Küste sei zu kalt, als dass ein Tropensturm davon genügend Energie entziehen könnte.
Hurrikan verändert sich vor Europa zu normalem Tief
Meteorologe Stephan Bader von «Meteo Swiss» ergänzt: «Durch tiefere Meerwassertemperaturen und die Integration des Sturms in die hier vorherrschende Westströmung verändert sich das ursprünglich tropische Tief. In der Regel vergrössert sich das System und es wird deutlich schwächer.»
Treffe das Tiefdruckgebiet auf Europa, sei es kaum mehr von den uns bekannten Tiefdruckgebieten zu unterscheiden, so Bader weiter.
Auf ihrem Weg über den Atlantik verlieren Hurrikane fortlaufend ihre tropischen Eigenschaften (z. B. das klassische «Auge» oder ihren warmen Kern) und werden zu einem klassischen (Sturm-)Tief, bestätigt auch Eichmann.
Bringt der Klimawandel mehr Stürme nach Europa?
Zum Klimawandel meint Eichmann: Mit einem wärmeren Klima sei grundsätzlich mehr Energie im «System Erde» vorhanden.
«Zusätzlich kann wärmere Luft mehr Wasser speichern, das Potenzial an verfügbarem Niederschlagwasser steigt an. Dies lässt korrekterweise vermuten, dass damit extremere Ereignisse wahrscheinlicher werden», so Eichmann weiter.
Die Palette reiche dabei von extremeren Starkniederschlägen mit Starkwindereignissen bis hin zu länger anhaltenden Trocken- und Dürrephasen. «Durch den Klimawandel wird das Wetter in der Schweiz extremer. So sind Hitzewellen deutlich häufiger und intensiver geworden», beschreibt Bader die Situation.
Ob sich aufgrund des Klimawandels die Wetterlagen über Europa nachhaltig ändere, sei laut Bader aber noch Bestandteil aktueller Forschung. «Im Moment ist noch keine Aussage über eine Zu- oder Abnahme von Stürmen möglich. Dies gilt insbesondere auch für Hurrikane, die auf Europa treffen.»
Starkniederschläge sind deutlich häufiger geworden
Aber Bader hält gleichzeitig fest: «Starkniederschläge sind heute deutlich häufiger und intensiver als noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts.»
Seit über 150 Jahren werde gemäss Bader das Prinzip dahinter gut verstanden: «Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, was dazu führt, dass es intensiver regnet. Klimamodelle sagen diese Veränderungen schon seit einigen Jahrzehnten voraus.»
So seien laut Bader die Sommer in den letzten Jahrzehnten deutlich trockener geworden. Der Grund dafür sei weniger Regen und gleichzeitig eine höhere Verdunstung durch die starke Erwärmung.