«Die Oski Kuhn Bäckerei steht kurz vor dem Aus.» Diese Schlagzeile führte Anfang Juli zu einem Aufschrei. Wie steht es heute um die Traditionsbäckerei?
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Für Violeta Guci war die prekäre Lage im Frühsommer genauso belastend wie für Fatmir Guci. - Tsüri.ch / Anna Pfister

Das Wichtigste in Kürze

  • Anfang Juli wurde bekannt, dass die Zürcher Oski Kuhn Bäckerei kurz vor dem Aus steht.
  • Mediale Aufmerksamkeit verhalf dem Traditionsbetrieb zu einem kurzfristigen Aufschwung.
  • Doch mittlerweile schwindet dieser wieder etwas, dennoch geht es der Bäckerei besser.
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Mit dem Handy am Ohr betritt Fatmir Guci die Oski Kuhn Bäckerei. Er müsse später noch einer Lieferung nachgehen, erzählt Guci nachdem er aufgelegt hat. Auf die Frage, wie es ihm geht, antwortet der 58-Jährige nur: «Es muss.»

Seine Sorgen seien zwar kleiner geworden, doch die Bauarbeiten vor seinem Laden sind noch immer in vollem Gange. Das werde sich wohl erst im Juli 2025 ändern. Trotzdem habe sich seine Schlafqualität verbessert, denn dank des Einsatzes der Stadtzürcher könne er sich selbst wieder einen Lohn auszahlen.

Die Ruhe nach dem Sturm

Die Traditionsbäckerei beim Lochergut erlebte Anfang Juli einen regelrechten Ansturm, nachdem «Tsüri.ch» in einem Artikel über ihre prekäre Lage berichtete. Zahlreiche Medienhäuser und Influencer, wie beispielsweise Food-Influencer Noah Bachofen, griffen das Thema auf.

«Der ganze Juli war unglaublich schön», schwärmt Guci und lächelt breit. Es sei toll gewesen, wie viele neue Kunden in die Bäckerei gekommen seien. Einige hätten gar Umwege auf sich genommen, um an der Elsastrasse im Kreis 4 ein Brot zu kaufen. Diese Unterstützung sei überwältigend gewesen, erzählt Guci.

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Oskar Kuhn (rechts), Gründer der Oski Kuhn Bäckerei, wohnt im oberen Stockwerk und schaut regelmässig, wie es der Bäckerei geht. - Tsüri.ch / Anna Pfister

Doch der Hype klingt langsam ab. So gross die Begeisterung am Anfang auch war, mittlerweile suchen wieder weniger Menschen die Oski Kuhn Bäckerei auf. Das bereite ihm Sorgen. Man sei noch nicht über den Berg und müsse bis Juli 2025 durchhalten, so Guci.

Dafür brauche er Stammkundschaft. Trotzdem ist er den Medien sehr dankbar: «Ohne deren Unterstützung hätte ich die Bäckerei schliessen müssen.» Allerdings bedauere er, dass die Aufmerksamkeit nach dem Erscheinen von Beiträgen immer nur so kurz anhalte.

Ausbau zu Café zu teuer

Während Guci erzählt, bedient seine Frau Violeta Guci die Kundschaft. Eigentlich wollte er im Eingangsbereich der Ladenfläche eine Sitzgelegenheit einrichten und zusätzlich ein kleines Café eröffnen. Diese Pläne musste Guci vorerst verwerfen: «Man müsste dafür eine Wand entfernen, was 40'000 Franken kosten würde», sagt Guci kopfschüttelnd.

Mit all den neuen Stromleitungen und Installationen wäre das viel zu teuer gewesen. «Eine solch grosse Investition wäre unrealistisch.» An der Idee hält er jedoch weiterhin fest, denn der Bäcker ist überzeugt, dass er durch ein Café in der Bäckerei mehr Einnahmen hätte. Deshalb hofft er, dass er jemanden findet, der den Laden für weniger Geld umbauen würde.

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Hinter dem Tresen steht die gesamte Familie, die sich gegenseitig unterstützt und die Aufgaben abwechselnd übernimmt. - Tsüri.ch / Anna Pfister

«Jetzt schauen wir mal», sagt Guci und blickt aus dem Fenster. Es sei ihm wichtig, nicht wieder an den Punkt zu kommen, an dem er im vergangenen Frühsommer war. Er war im August in Albanien in den Ferien und konnte etwas abschalten.

Das habe ihm gutgetan. In dieser Zeit schmiss sein Sohn den Laden. «Ohne Violeta und meine Söhne, würde es nicht funktionieren», sagt Guci.

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Hinweis: Dieser Artikel ist zuerst bei «Tsüri.ch» erschienen. Autorin Anna Pfister ist Praktikantin beim Zürcher Stadtmagazin.

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