Illegale Adoptionen aus Sri Lanka - Schweizer Behörden sahen weg
Die Behörden von Bund und Kantonen haben systematisch weggesehen, als fast 900 Kinder aus Sri Lanka zum grossen Teil illegal in die Schweiz adoptiert wurden.
Das Wichtigste in Kürze
- Fast 900 Kinder aus Sri Lanka wurden illegal in der Schweiz adoptiert.
- Dies zwischen den 1970er und 90er Jahre.
Eine Studie bringt das gesamte Ausmass des Missbrauchs von den 1970er bis in die -90er Jahre ans Tageslicht.
Bis zu 11'000 Kinder aus Sri Lanka wurden in den 1970er, -80er und -90er Jahren in verschiedene europäische Länder vermittelt.
Die Schweizer Behörden wussten spätestens seit Ende 1981, dass es zu Unregelmässigkeiten und zu Fällen von Kinderhandel kam. -D
Das ist das Ergebnis einer Studie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW). Die das Bundesamt für Justiz am Donnerstag vorstellte.
Am 14. Dezember 2017 hatte die Waadtländer SP-Nationalrätin Rebecca Ana Ruiz ein Postulat an den Bundesrat eingereicht.
Dieser wurde beauftragt, die Praxis der Vermittlungsstellen und der Behörden auf Kantons- und Bundesebene zu untersuchen. Und einen Bericht vorzulegen. Das Bundesamt für Justiz rechnet mit einer Antwort bis Ende dieses Jahres.
Zwar hatten die Kantone die Aufsicht über die Adoptionsvermittlungsstellen. Weil die Adoptionen aber über die Landesgrenze hinausgingen, waren letztlich die Bundesbehörden zuständig. Innerhalb des Eidgenössischen Polizei- und Justizdepartements (EJPD) habe es bereits ab Mitte der 1970er Jahre kritische Stimmen gegeben.
Auch die Schweizer Botschaft in Colombo sei über all die Jahre regelmässig mit einer grossen Zahl von Adoptionsfällen konfrontiert gewesen. Da sie Visa für die sri-lankischen Kinder ausstellte. Der Geschäftsträger Claude Ochsenbein habe die Bundesbehörden ab 1981 ausdrücklich vor Kinderhandel auf Sri Lanka gewarnt. Aber nichts geschah.