Immer mehr Kinder leiden an Typ-1-Diabetes
In der Schweiz erkranken immer mehr Kinder an Diabetes Typ 1. Während der Pandemie gab es einen massiven Anstieg – über die Gründe können Forscher nur rätseln.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Kinder leiden an Diabetes Typ 1.
- Während der Corona-Pandemie kam es zu einem Höchststand an neu gemeldeten Diabetes-Fällen.
- Die Rede ist von einem «massiven Anstieg» bei Zwei- bis Zehnjährigen.
Immer mehr Kinder erhalten die Diagnose Diabetes Typ 1 – für die Betroffenen ein schwerer Schlag. Denn die Autoimmunkrankheit hat zur Folge, dass die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produzieren kann. Das Hormon, das den Blutzuckerspiegel reguliert, muss also anderweitig hergestellt werden.
«Meine Pumpe vibriert etwa 30 Mal am Tag. Weil es schwer ist, im Zielbereich zu bleiben», sagt der zehnjährige Ferdinand gegenüber «24heures».
So wie ihm geht es vielen. «Seit 2019 sind 30 Prozent mehr Kinder betroffen, während der durchschnittliche Anstieg normalerweise drei Prozent pro Jahr beträgt.» Das sagt Valérie Schwitzgebel vom Universitätsspital Genf.
Dieser Anstieg wird von Experten als «sehr stark» bezeichnet. Woher diese Häufung von Diabetes-Fällen kommt, lässt sich allerdings nur vermuten. Fakt ist: Während der Corona-Pandemie kam es zu einem Höchststand an Typ-1-Diabetes. Forschende vermuteten daher, es könne einen Zusammenhang zwischen dem Virus und Diabetes geben.
Michael Hauschild vom Waadtländer Universitätsspital sagt dazu: «Es wurde keine direkte Verbindung zum Sars-Cov-2-Keim nachgewiesen. Und derzeit haben wir nur Hypothesen, um den starken Anstieg der Inzidenz zu erklären.»
Nicht nur in der Schweiz leiden immer mehr Kinder an Diabetes. «Seit mehreren Jahren steigt die Inzidenz stark an. Dies ist auch in den Nachbarländern zu beobachten», sagt der Experte.
Generell gäbe es immer wieder «Wellen» von Diabetes-Diagnosen – vor 2020 zuletzt im Jahr 2016. Auch für diesen Trend gibt es bislang keine Erklärung.
«Massiver Anstieg» bei Zwei- bis Zehnjährigen
«Wir schauen insbesondere auf Fettleibigkeit und Stress, die das Fortschreiten und die klinische Manifestation der Krankheit begünstigen können. Aber das sind alles nur Überlegungen, es ist sehr schwierig, Parameter aufzuzeigen, denn Diabetes selbst bleibt rätselhaft», so Schwitzgebel.
Die Groupe Romand de Parents d'Enfants Diabétiques (GRPED) beobachtet ebenfalls, dass immer mehr Kinder Diabetes haben. «Die Gruppe besteht seit 1997 und zählte 2019 49 Familien. Heute sind wir 136», sagt die Präsidentin. «Der Anstieg ist massiv bei Kindern im Alter von etwa zwei bis zehn Jahren.»